Furcht vor Klagen:Facebook im Patent-Kaufrausch

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Das US-Netzwerk Facebook geht vor dem Börsengang auf Nummer sicher und deckt sich mit 750 Patenten des IT-Riesen IBM ein. Damit will das Unternehmen für mögliche Klagen gerüstet sein - und sich für die aktuelle Attacke des Konkurrenten Yahoo rüsten.

Facebook rüstet sich mit dem Kauf hunderter IBM-Patente für die Abwehr von Patentklagen, die den Milliarden-Börsengang des weltgrößten Online-Netzwerks gefährdenkönnten. Facebook bestätigte den Deal inzwischen US-Medien, nannte aber keine Einzelheiten.

Facebook fürchtet Patentklagen vor dem Börsengang (Symbolbild). (Foto: dpa)

Der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge geht es um 750 Patente. Nach Informationen des Online-Dienstes "Law360" sind darunter auch solche, auf die Yahoo Lizenzen hält.

Der Internet-Pionier Yahoo hatte Facebook vor knapp zwei Wochen wegen zehn Patenten verklagt, die das Online-Netzwerk verletzt haben soll. Yahoo beansprucht für sich, eine ganze Reihe grundlegender Funktionen Sozialer Netzwerke erfunden zu haben, bei denen es etwa um das Verschicken von Nachrichten, die Anzeige von Neuigkeiten oder das Kommentieren geht. Inzwischen hat auch das kanadische Unternehmen Mittel Networks wegen eines automatischen Webseiten-Generators Patentklage eingereicht.

IBM versorgt die Branche

Außerdem soll Facebook auch bei den Werbeanzeigen abgekupfert haben - der wichtigsten Erlösquelle beider Unternehmen. Wenige Tage später legte auch die kanadische Firma Mitel mit einer Klage wegen zwei ihrer Patente nach. Facebook kann als relativ junges Unternehmen erst auf ein kleines Patent-Portfolio zurückgreifen. Nach bisherigen Informationen hatte das Online-Netzwerk 56 Patente und gut 500 gestellte Anträge.

IBM mit seinem riesigen Patent-Pool spielt damit weiter die Rolle eines "Waffenlieferanten" in den juristischen Konflikten in der Tech-Branche: Zuvor hatte IBM diverse Patente an Google verkauft, dessen mobiles Betriebssystem Android besonders unter Beschuss steht.

IBM ist seit langem der amerikanische Patent-Champion und bekam allein im vergangenen Jahr mehr als 6000 neue erteilt. Facebook hatte nach der Yahoo-Klage angekündigt, sich "mit allen Mitteln" dagegen zu wehren. Die beiden Unternehmen sind Konkurrenten im Geschäft mit Werbung im Internet.

Facebook ist in den vergangenen Jahren viel schneller gewachsen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer. Dagegen sank Yahoos Stern. Zuletzt gab es zwar immer noch 700 Millionen Nutzer - doch die Einnahmen gehen zurück.

Facebook: Kein Risiko vor dem Börsengang

Mit dem Facebook-Börsengang wird bis Frühsommer gerechnet. Nach bisherigen Plänen will das Unternehmen rund fünf Milliarden Dollar einnehmen. Das wäre der größte Börsengang eines Internet-Unternehmens.

Konkrete Details sind noch offen. Schon seit Monaten wird aber über einen angepeilten Börsenwert von bis zu 100 Milliarden Dollar spekuliert. Die Patentklagen könnten zu einer unangenehmen Hürde für eine erfolgreiche Aktienplatzierung werden.

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