Fünf digitale Videotheken im Vergleich:Filme fürs eigene Wohnzimmer

Fünf digitale Videotheken im Vergleich: Apples Online-Mediathek iTunes: Gute Qualität der Filme

Apples Online-Mediathek iTunes: Gute Qualität der Filme

(Foto: Apple)

Ins Internet statt in die Videothek: Einen Film auszuleihen, ist heute einfacher denn je - und doch kompliziert genug. Wo gibt es welche Filme? Wo ist der Preis am niedrigsten und wo das Bild am besten?

Von Varinia Bernau, Malte Conradi, Sophie Crocoll, Björn Finke und Pascal Paukner

Fast jeder zehnte Deutsche hat's schon mal getan: Popcorn, Sofa und einen Film ausgeliehen - ohne das Haus zu verlassen. Das Internet macht's möglich. In den deutschen Innenstädten gibt es gerade noch 2500 Videotheken. Im Netz hingegen ist der nächste Verleih nur einen Klick entfernt. Aber: Wo findet man was - und wie viel muss man dafür zahlen? Eine Orientierungshilfe.

Für Hipster: Apple iTunes

Das hat man jetzt davon. Jahrelang hat man die Warnungen in den Wind geschlagen, hat viel zu viel für all die Geräte mit dem angebissenen Apfel ausgegeben. Und jetzt löst Apple das große Versprechen doch nicht ein. Einfache Handhabung, keinerlei Probleme? Klingt gut, ist aber auch in Apples virtueller Videothek iTunes mehr Werbespruch als Wirklichkeit.

29 Euro kostet eine Staffel der US-Fernsehserie "Breaking Bad" im iTunes-Store. Wer stattdessen ins Kaufhaus in der Fußgängerzone spaziert und sich die gleiche Staffel als vierteilige DVD-Box holt, zahlt etwa die Hälfte. Stimmt schon, Kunden der Apple-Welt haben sich daran gewöhnt, stets etwas mehr als andere zu zahlen. Für den hohen Preis, so heißt es, wird auch hohe Qualität geliefert. Doch das stimmt eben nicht so ganz.

Noch immer ist Apples iTunes-Store ein Beispiel für digitale Flickschusterei. Zwar sind mit der Veröffentlichung der neuen, nunmehr elften Version einige der größten Ungereimtheiten beseitigt worden. Aber noch immer gibt es keine Flatrate für all jene, die besonders häufig reinschauen. Die Synchronisierung über mehrere Geräte mittels iCloud funktioniert in Deutschland nicht. Zwar kann man, wenn man etwa sein eigenes Wlan-Netz nutzt, einen bereits aufs iPad geladenen Film auch auf dem größeren Bildschirm des Mac-Rechners gucken. Wer allerdings einen auf den Mac geladenen Film während der Zugfahrt auf dem iPad sehen will, muss verzichten oder erneut bezahlen.

Also doch wieder los ins Kaufhaus, den Elektromarkt oder die Videothek des Vertrauens? Nicht unbedingt. Wer mit diesen Einschränkungen leben kann, hat im iTunes-Store mit weltweit 45 000 Filmen und 190 000 Serienfolgen eines der umfassendsten Angebote - auch wenn längst nicht alle davon in Deutschland verfügbar sind.

Die Qualität insbesondere der teuren HD-Filme ist sehr gut, die meisten DVD-Neuerscheinungen des popkulturellen Mainstreams sind im Katalog gelistet. Auch die günstigeren Leihangebote sind oft einen Blick wert. Gegenüber der Konkurrenz von Microsoft zeigt sich Apple liberal: Eine Version für das Betriebssystem Windows gibt es seit Jahren. Somit können auch all jene im iTunes-Store stöbern, die nicht so viel Geld für Geräte mit dem angebissenen Apfel gezahlt haben. (Text: Pascal Paukner)

iTunes auf einen Blick

  • Webseite: www.itunes.com
  • Kosten: Filme gibt es für 3,99 Euro bis 16,99 Euro beim Kauf, für 0,99 Euro bis 4,99 Euro zur Ausleihe.
  • Auswahl: 45.000 Filme weltweit, davon sind nicht alle in Deutschland verfügbar.

Für Spontane: Lovefilm

Es gibt Filme, die hat man nicht nur gesehen. Man hat sie durchlebt, gerade als Kind. Disneys "Dschungelbuch" ist so ein Film. Wer versteht mit vier oder fünf Jahren schon, warum Mogli seine Freunde, den Panther Baghira und den Bären Balu, im Dschungel zurücklässt - für ein Mädchen, das er nicht mal kennt? Spinnt der? Auch Spielbergs "Die Goonies" gehört zu diesen Filmen. Die Kindertruppe war deutlich cooler und auf ihrer Suche nach dem Schatz des Piraten Einäugiger Willie auch deutlich erfolgreicher als der eigene Detektivklub aus der Nachbarschaft.

Was gibt es an einem tristen Dezembertag, an dem das Nikolaus-Päckchen der Eltern angekommen ist, also Schöneres, als dieses Kindheitsgefühl wohliger Wärme und wohligen Gruselns - Tiger Shir Khan konnte einem damals echt Angst machen - wieder aufleben zu lassen? Der Onlinehändler Amazon wirbt ohnehin seit Monaten in jedem Paket für seinen Videodienst Lovefilm. Die ersten 30 Tage nach der Anmeldung sind umsonst - den Amazon-Gutschein gibt es allerdings nur dazu, wenn man danach mindestens einen weiteren Monat dabeibleibt und bezahlt.

Filmgucker können sich bei Lovefilm entweder eine DVD (oder Blu Ray) ausleihen. Das funktioniert, ist für den spontanen Videoabend aber nicht geeignet. Bleiben die Filme, die sich per Streaming anschauen lassen. Dafür muss man Microsofts Software Silverlight installieren und mit dem Internet verbunden sein. Das günstigste - und besonders stark beworbene - Paket für 4,99 Euro kommt dafür allerdings gar nicht infrage: Es beinhaltet nur zwei DVDs zum Ausleihen im Monat.

Die Suche beginnt: "Das Dschungelbuch"? Kein Treffer. Kein Treffer? Es gibt ja noch andere Disney-Filme: "Robin Hood", "Aristocats", "Dumbo". Auch keine Ergebnisse. "Die Goonies", man ahnt es schon, Fehlanzeige. Bei Asterix sind immerhin zwei Filme im Angebot: "Asterix in Amerika" und "Operation Hinkelstein". Die weitaus besseren Episoden "Asterix und Kleopatra" und "Asterix erobert Rom" fehlen dagegen auch.

Um in Kindheits-Filmerinnerungen zu schwelgen, lohnt sich ein Streaming-Abonnement bei Lovefilm also nicht. Dafür muss man im Voraus planen - und die DVDs nach Hause bestellen. Wofür lohnt dieses Abo dann? Die Auswahl ist mit derzeit nur etwa 1300 Filmen und Serien deutlich kleiner als bei der Konkurrenz. Die James-Bond-Reihe ist fast vollständig (nur der aktuelle Film "Skyfall" fehlt), Batman wird nicht geführt; immerhin sieben Staffeln der Krankenhaus-Serie "Grey's Anatomy" sind verfügbar, von "Breaking Bad" keine einzige.

Der Eindruck daher: Wer gezielt sucht, wird eher enttäuscht. Wer sich einfach durchklickt, findet schon einen Film, den er längst mal sehen wollte. So endet der Abend versöhnlich mit den "Royal Tenenbaums". (Text: Sophie Crocoll)

Lovefilm auf einen Blick

  • Webseite: www.lovefilm.de
  • Kosten: monatlich 4,99 Euro (zwei Leih-DVDs pro Monat) bis 17,99 Euro (unbegrenzt viele Leih-DVDs und Video on Demand)
  • Auswahl: etwa 1300 Filme und Serien über Video on demand, 50.000 zum Ausleihen

Für Bud-Spencer-Fans: Maxdome

Weil man keine Ahnung hat, stellt man sich die Sache so einfach vor: Den Laptop anstelle des DVD-Spielers an den Beamer angeschlossen, einen Film aus dem Internet geladen und fertig ist das Heimkino ohne Grenzen und vor allem ohne lästigen Gang zur Videothek. Auch die letzte Frage ist schnell geklärt: Wo man die Filme herbekommt? Vom Anbieter mit der größten Auswahl, ist doch klar. Maxdome heißt der und hat mit 50 000 "Inhalten", also Filmen, Serien- und Show-Episoden, das größte Angebot - nach eigenen Angaben nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. "Fernsehen nach Wunsch" verspricht die Werbung, hört sich doch gut an.

Aber natürlich, man hätte es ahnen können, ist die Sache dann doch nicht so einfach. Leute, die mehr Ahnung haben, sprechen zum Beispiel von der Bildqualität. Die sei bei anderen Anbietern besser. Und tatsächlich rauscht das Bild dann bei manchen Filmen, sogar auf dem kleinen Laptop-Bildschirm. Zwar gibt es auch Filme in brillantem HD, aber - das lässt sich über die Suchmaske schnell rausfinden - wer darauf besteht, findet keine so große Auswahl mehr vor. Gerade einmal 1500 Filme und ein paar Serien gibt es in HD.

Außerdem solle man auf die Nutzerfreundlichkeit der Portale achten, heißt es noch. Wie schnell lässt sich also das Angebot nach einem bestimmten Film durchsuchen, wie einfach sind Anmeldung und Bezahlung? Aber bevor man diese Mahnung der Experten hört, hat man sich an die Abwicklung bei Maxdome schon gewöhnt: Alles schnell und einfach, nach der Anmeldung reichen ein paar Klicks und der Film läuft und das Geld wird automatisch vom Konto abgebucht. Den Umgang mit den Nutzerdaten findet übrigens sogar Stiftung Warentest lobenswert.

Die Kosten? Klar sind 4,99 Euro für einen relativ aktuellen Film in HD viel mehr, als eine Videothek verlangen würde. Aber viel bequemer ist es eben auch und das wissen die Anbieter genau, wenn sie solche Preise ansetzen. Okay, ein paar Hundert Filme gibt's bei Maxdome sogar kostenlos, aber das sind größtenteils Fernsehproduktionen von Pro Sieben Sat1 - das sind nämlich die Eigentümer von Maxdome.

Aber bevor man von all diesen Dingen wusste, war ja die große Filmauswahl der Grund, sich bei Maxdome anzumelden. Und auch ganz ohne Experten findet man schnell heraus, dass Größe nicht alles ist. Wer gerne stundenlang Bud-Spencer-Filme anschaut, Serien aus den Achtzigerjahren oder noch ältere Gruselfilme, die nie einen Kinosaal unterhalten haben, der findet bei Maxdome tatsächlich eine fast grenzenlose Auswahl.

Wer lieber aktuelle Hollywood-Filme sieht, der findet bei Maxdome eben nicht mehrmals in der Woche etwas Neues, wer auf kleine Independent-Produktionen steht, kann zumindest hin und wieder Glück haben und wer amerikanische Serien wie "Mad Men", "The Wire" oder "Sopranos" mag, ja, der muss leider doch zur Videothek laufen. (Text: Malte Conradi)

Maxdome auf einen Blick

  • Webseite: www.maxdome.de
  • Kosten: im Einzelverkauf zwischen 99 Cent und 5,99 Euro pro Film; im Abo zwischen 9,99 und 19,99 Euro monatlich
  • Auswahl: 50.000 Titel

Für Weltenbummler: Mubi

Für Filmliebhaber ist es ein Segen, dass Efe Cakarel eines Tages in einem Café in Tokio hockte - und sich danach sehnte, "In the mood for love" auf seinem Laptop zu sehen. Und ein noch größerer Segen, dass es damals keine Möglichkeit gab, den melancholischen Streifen von Wong Kar-Wai legal aus dem Internet herunterzuladen. Das war der Moment, in dem der gebürtige Türke auf die Idee zu Mubi kam. Nach ein paar Jahren als Investmentbanker und Entwickler machte er seine Begeisterung für Kino zum Beruf. Im kalifornischen Palo Alto legte er vor etwa fünf Jahren los. Seither hat Cakarel ein Team um sich versammelt, das von Istanbul, New York, London und Paris aus dafür sorgt, dass es auch im Netz einen Ort für anspruchsvolles Kino gibt, vom Klassiker über die Dokumentation bis zum Kurzfilm.

Die meisten Videoportale ähneln den großen Multiplex-Kinos, wo immer nur Blockbuster aus Hollywood laufen. Mubi ist das kleine Kino in Paris, wo immer noch Luis Buñuels "Ein andalusischer Hund" auf dem Programm steht - mehr als 80 Jahre, nachdem der Filmemacher sein surrealistisches Werk mit Salvador Dalí ausgeheckt hat. Aber, keine Sorge, es gibt auch leichtere Kost: die Stummfilme mit Charlie Chaplin, die Kultstreifen von Quentin Tarantino oder der mit viel Ironie verfilmte Beigbeder-Roman "99 Francs". Zur eigentlichen Videothek mit vielen verborgenen Schätzen gibt es auf der Internetseite ein eigenes Magazin, in dem auch Platz für alte Kinoplakate ist. Es gibt digital zusammengestellte Filmfestivals, bei dem man etwa unter dem Motto "Hot films from a cool climate" (Heiße Filme aus kühlen Gefilden) durch skandinavisches Kino jenseits von Lars von Trier streifen kann. Und diejenigen, die in der analogen Welt gern noch im Foyer mit anderen Filmfreunden plaudern, können dies bei Mubi unter dem Stichwort "People" tun. Dahinter verbirgt sich eine Art Facebook für Cineasten.

Gewiss, um sich bei Mubi zurechtzufinden, braucht es eine gewisse Weltgewandtheit: Die Internetseite ist in Englisch gehalten. Die Inhaltsangaben gibt es längst nicht für alle Filme auf Deutsch. Manchen fehlen zudem eine Synchronisierung oder Untertitel. Man kann die Videothek gezielt nach Schauspielern oder Regisseuren durchforsten. Um den Frust klein zu halten, sollte man allerdings rechtzeitig anklicken, dass man in Deutschland vor dem Computer sitzt. Dann surrt die Ergebnisliste auf 1000 Filme zusammen. Denn die Betreiber von Mubi müssen in jedem einzelnen Land die Rechte klären. Und ihr Hinweis, dass man sich den Streifen, den es in Deutschland nicht gibt, für den Urlaub aufheben kann, ist ein schwacher Trost.

Wer weder einen schnellen Internetanschluss noch eine Kreditkarte hat, der kommt bei Mubi ohnehin nicht weit. Weder den Onlinebezahldienst Paypal noch die Möglichkeit eines Bankeinzuges wird es so bald geben. Zahlen kann man pro Film - und diesen dann eine Woche lang sehen. So oft man will. Für ein paar Euro mehr gibt es ein monatliches Abo, das sich automatisch verlängert, aber jederzeit gekündigt werden kann. (Text: Varinia Bernau)

Mubi auf einen Blick

  • Webseite: www.mubi.com
  • Kosten: 2,99 Euro pro Film, monatlich 7,99 Euro für eine Flatrate
  • Auswahl: weltweit mehr als 8000 Filme, davon in Deutschland etwa 1050 verfügbar

Für Erwachsene: Videoload

"Ich seh' das anders", lautet der Werbeslogan von Videoload, der Internet-Videothek der Deutschen Telekom. "Das" bedeutet in dem Fall eine Auswahl von mehr als 10 000 Spielfilmen plus mehreren Tausend Serien, die zu einem Mietpreis zwischen 0,49 Cent und stolzen 5,99 Euro (für Streifen in HD) heruntergeladen werden können. Die Anmeldung funktioniert problemlos, die Suchmaschine der Seite liefert die gewünschten Ergebnisse. Laden und Anschauen - zwei Tage haben Kunden dafür Zeit - klappt ebenso. Die Abrechnung erfolgt über die Telefonrechnung, über Kreditkarte oder Bezahldienste wie Paypal.

Gesucht werden kann per Eingabe von Titel, Schauspieler oder Regisseur in der Suchmaske, oder der Nutzer stöbert in Rubriken von A wie Abenteuer bis W wie Western. Interessant ist der Blick in die Top-50-Liste, in der Videoload die beliebtesten Filme aufführt. Auf Rang 1 steht der neueste Batman-Streifen, doch auf den vorderen Plätzen finden sich auch diverse Kinderfilme, Sozialdramen wie "Die Kriegerin", obskure Actionstreifen, die wohl nur wenige Wochen in ausgewählten Kinos zu sehen waren, und Softerotik-Filme, für die Gleiches gilt. Die Videoload-Nutzergemeinde ist offenbar ähnlich bunt gemischt wie die Kundenschar der Deutschen Telekom.

Dass Videoload ein Telekom-Angebot ist, erkennen Surfer aber nur dank eines kleinen Konzern-Logos rechts oben auf der Seite. Das Portal ist das jüngste Kind der Load-Familie des Unternehmens: 2003 starteten die Bonner Musicload, dann folgten Gamesload und Softwareload, seit 2007 gibt es Videoload. Das Unternehmen will so beim Boom im Downloadmarkt mitverdienen - im Stammgeschäft mit Telefon- und Handygesprächen bröckeln ja die Umsätze weg.

Bei der Suche nach neuen Erlösquellen zeigt sich der Konzern durchaus tabulos. Denn Videoload-Nutzern, denen die Erotik dort nicht anschaulich genug ist, finden in der Navigationsleiste einen Link auf die "Erotic Lounge", eine weitere Seite der Bonner. Wer sich über Netgate, das Altersnachweis-System der Telekom, als über 18-Jähriger registriert, kann in dieser Lounge all das herunterladen, für das er früher verschämt in den Sexshop hätte gehen müssen. (Text: Björn Finke)

Videoload auf einen Blick

  • Webseite: www.videoload.de
  • Kosten: 0,49 bis 5,99 Euro
  • Auswahl: mehr als 10 000 Filme
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