"For Honor":Morgensterne für Millionen

"For Honor": Martialisch: In "For Honor" kämpfen Ritter, Wikinger und Samurai um die Ehre auf dem Schlachtfeld

Martialisch: In "For Honor" kämpfen Ritter, Wikinger und Samurai um die Ehre auf dem Schlachtfeld

(Foto: Ubisoft/PR)

Ein Schlag gegen "Dota 2" und "League of Legends"? Im Schwertkampf-Taktik-Spiel "For Honor" kämpfen bis zu acht Spieler als Ritter, Wikinger oder Samurai gegeneinander. Damit "For Honor" der nächste E-Sport-Hit wird, braucht es aber mehr als nur scharfe Klingen.

Von Matthias Huber, Köln

Sind wir einmal ganz ehrlich: Mit Ehre hat das hier nur sehr wenig zu tun. Da können noch so viele tapfere Recken in ehrfurchtsgebietender Pose auf dem Schlachtfeld stehen. Es mag ja zum Ehrenkodex der Ritter, Samurais und Wikinger (welcher der drei passt nicht ganz in die Reihe?) gehören, sich seinem Feind im Zweikampf zu stellen. Aber das, was in "For Honor" geschieht, verdient aus kriegsmoralischer Sicht wohl nicht die allerhöchste Ehrerbietung.

Vielleicht sollte man den Titel des kommenden Multiplayer-Spiels von Ubisoft auch nicht allzu wörtlich nehmen. Denn das Konzept und die auf der Gamescom spielbare Demoversion haben großes Potenzial: Zwei Teams aus je vier Spielern treten gegeneinander an - in digitaler Ritterrüstung, Samurai-Panzer oder Wikinger-Fellumhang. Sie begegnen sich auf einem Schlachtfeld, müssen dort strategisch wichtige Positionen einnehmen und verteidigen, während sich in der Mitte einfache Soldaten computergesteuert die Köpfe einschlagen. Natürlich kann sich auch einer der übermächtigen Schwertkämpfer dazu herablassen, das Schlachtenglück zu seinen Gunsten zu beeinflussen - selbst ein Dutzend Soldaten gleichzeitig sind für einen wachen Spieler keine echte Bedrohung.

Es sei denn, ein menschlicher Gegner mischt sich ein. Der Kern von "For Honor" ist das Schwert-Duell gegen andere Spieler. Das auf den ersten Blick simple Konzept bietet viel Raum für taktische Finesse: Mit den Richtungstasten wählt man aus, ob man das Schwert angriffs- und verteidigungsbereit links, rechts oder über Kopf führt, mit einer weiteren Taste fokussiert man einen bestimmten Gegner. Kommt ein Schlag aus derselben Richtung, in die auch das eigene Schwert zeigt, pariert der wackere Kämpfer den Hieb. Hat der Gegner aber im letzten Moment selbst die Position gewechselt, trifft der Stahl den digitalen Körper. Drei bis fünf solcher Hiebe kann man einstecken, dann stirbt die Spielfigur und erscheint ein paar Sekunden später wieder am Rande des Schlachtfelds.

Von wegen ehrenhafter Zweikampf

Klingt übersichtlich? Nicht in der Hitze des Gefechts. Ein solches Duell kann durchaus lange genug dauern, dass der Gegner seine Teamkameraden zu Hilfe ruft. Von wegen ehrenhafter Zweikampf - schon im Mittelalter war im Krieg fast alles erlaubt. Und auch wenn die Gegner dann aufpassen müssen, mit ihren Schwerthieben nicht versehentlich einen der eigenen Kollegen zu treffen: Ein Kampf gegen eine Überzahl ist kaum zu gewinnen.

Jedes gewonnene Duell, jeder kleine Erfolg auf dem Schlachtfeld schaltet Zusatzfertigkeiten frei: Eine heilende Aura beispielsweise, die den Ritter umgibt. Oder eine Salve von Bogenschüssen, die der Samurai auf seine Feinde herabregnen lassen kann. Stirbt die Spielfigur, sind aber all diese Fähigkeiten wieder futsch und müssen neu verdient werden.

Punkte gewinnt ein Team, indem es bestimmte Zonen auf dem Schlachtfeld möglichst lange besetzt hält und verteidigt, hat ein Team auf diese Weise eine bestimmte Punktzahl gesammelt, ist die Moral des Gegners gebrochen: Ab jetzt stehen besiegte Feinde nicht mehr auf, die Chancen, das Match doch noch zu drehen, sind gering. Sind alle Gegner aus dem Spiel, ist die Spielrunde, die etwa eine Viertelstunde gedauert hat, zu Ende.

Ein zukünftiger E-Sport-Hit?

Also eine Action-Variante der beliebten E-Sport-Titel "League of Legends", "Dota 2" oder "Heroes of the Storm". Bisher steht davon allerdings höchstens ein Grundgerüst: Damit auch "For Honor" zum E-Sport-Kracher werden kann, der Millionen Zuschauer vor die Livestreams holt, braucht das Schwert-Gekloppe aus dem Hause Ubisoft vor allem Abwechslung. Zum Beispiel verschiedene Waffen oder Kämpfertypen - in einem Vorab-Video war beispielsweise ein Ritter mit Morgenstern zu sehen. Die etablierten Konkurrenten setzen auf eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Spielfiguren, aus denen sich Tausende verschiedene Teams zusammensetzen lassen. Es gehört auch zum Erfolgsrezept solcher Spiele, den Fans in den Foren genug Diskussionsstoff zu geben - welche Spielfigur gegen welchen Gegner die beste ist, oder welcher Zauberspruch in welcher Situation zum Sieg führt.

Irgendwann 2016 soll "For Honor" auf den Markt kommen, wenn alles nach Plan geht. Vielleicht auch später, festlegen will sich bei Ubisoft noch niemand. Das Spielprinzip selbst hat das Zeug zum Zuschauerhit, aber bisher wurden zu wenige Details gezeigt, um den Abwechslungsreichtum beurteilen zu können. Falls es Ubisoft gelingt, die Spieler nicht nur mit den Schwert-Duellen in den Bann zu ziehen, können sich die großen E-Sport-Ligen wie ESL und MLG schon mal auf eine neue Disziplin freuen. Und dann geht es eben nicht mehr um die zweifelhafte Ehre von Rittern, Samurais und Wikingern. Sondern um die Ehre der Spieler vor den Bildschirmen.

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