Firefox vs. Internet Explorer:Auf der Überholspur

Fünf Jahre hat Firefox gebraucht, um den Internet Explorer zu entthronen: In den aktuellen Browser-Versionen liegt die Open-Source-Alternative vorn.

Firefox hat die Nase vorn: Zumindest im deutschsprachigen Raum wird der Open-Source-Browser des Mozilla-Projekts inzwischen häufiger genutzt als die aktuellen Versionen des Internet Explorers von Microsoft.

"Das übertrifft unsere wildesten Träume, die wir 2004 hatten", sagt der Präsident von Mozilla Europe, Tristan Nitot, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Damals hatte der Internet Explorer einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent, und der "Feuerfuchs" erschien nach langer Entwicklungszeit im November 2004 in der Version 1.0.

In dieser Woche nun hat das Marktforschungsunternehmen Fittkau & Maaß seine jüngste "W3B-Studie" vorgelegt, für die mehr als 120.000 deutschsprachige Internet-Nutzer befragt wurden. Von ihnen verwenden 40,2 Prozent Firefox in der aktuellen Version 3. Der Internet Explorer wird in seinen aktuellen Versionen 7 und 8 von 37,7 Prozent eingesetzt.

Allerdings nutzen noch weitere 11,9 Prozent der Befragten den veralteten Internet Explorer 6, so dass die Microsoft-Software insgesamt noch führend ist. Fittkau & Maaß äußerte die Einschätzung, dass sich "das Wachstumspotenzial für den aktuellen Microsoft-Browser noch verschlechtern" werde, da das für Oktober angekündigte neue Betriebssystem Windows 7 in Europa ohne vorinstallierten Browser auf den Markt kommen soll.

International liegt der Internet Explorer noch vorn. Die meisten Erhebungen nennen aktuell IE-Marktanteile zwischen 65,8 und 79,6 Prozent.

Am höchsten ist die Firefox-Nutzung nach Angaben des Mozilla-Projekts in Polen mit 46 und in Litauen mit 50 Prozent. Was sind die Gründe für den Erfolg von Firefox in Europa? "Hier wird mehr Gewicht gelegt auf die Sicherheit und den Schutz der persönlichen Daten", antwortet Mozilla-Europe-Präsident Nitot.

Weitere Gründe seien Transparenz, einfache Bedienung und die umfassenden Möglichkeiten zur Erweiterung des Browsers.

Für den Firefox gibt es mehr als 5.000 Plugins, nützliche Zusatzprogramme, die einfach an den Browser angedockt werden. Da gibt es etwa das "ScrapBook", mit dem man ein persönliches Archiv von Internet-Informationen anlegen kann. Andere Plugins helfen bei der Verwaltung von Downloads oder bieten den direkten Weg zu Funktionen von Web-2.0-Portalen wie etwa den Status-Update bei Twitter.

Stärken der Open-Source-Idee

Damit werde eine weitgehende Personalisierung des Browsers möglich, erklärt Nitot. "Die Nutzer sollen einen Browser haben, der exakt ihren Bedürfnissen entspricht." Der Firefox-Browser profitierte auch von Schwächen der Konkurrenz. Wegen seiner dominanten Verbreitung war der Microsoft-Browser stets die bevorzugte Angriffsfläche von Hackern. Firefox führte schon in seiner Version 1.0 einen "Phishing"-Alarm bei betrügerischen Webseiten ein und machte die Registerkarten (Tabs) populär, um mehrere Webseiten im gleichen Browserfenster geöffnet zu halten.

Während der Firefox seine Fan-Gemeinde ausbaute, ließ sich Microsoft viel Zeit mit der Weiterentwicklung des eigenen Browsers.

Kein IE in Windows 7

Erst im Oktober 2006, fünf Jahre nach dem Internet Explorer 6, erschien der IE 7. Im März dieses Jahres folgte die Version 8. Der aktuelle IE ist der erste Microsoft-Browser, der sich strikt an die Standards des World-Wide-Web-Konsortiums (W3C) hält.

Im Wettbewerb zwischen Firefox und Internet Explorer haben die anderen Browser kaum Luft zur eigenen Entwicklung. Am besten schneidet nach der W3B-Studie noch der Apple-Browser Safari ab, der soeben in der Version 4.0 freigegeben wurde und auf einen Marktanteil von 3,1 Prozent kommt. Danach folgen Opera mit 2,4 und der Google-Browser Chrome mit 1,3 Prozent.

Wohl kein anderes Projekt demonstriert einem so großen Nutzerkreis die Stärken der Open-Source-Idee wie der Firefox. Das 1998 aus dem Kreis der Netscape-Entwickler hervorgegangene Mozilla-Projekt umfasst nach Angaben Nitots mehrere zehntausend Mitarbeiter - von den Code-Entwicklern bis zu den Übersetzern, die dafür gesorgt haben, dass es den Browser in 65 verschiedenen Sprachen gibt.

Professionell koordiniert wird das Ganze von der Mozilla Corporation mit 220 Beschäftigten. Mozilla versteht sich als Non-Profit-Projekt, was Nitot so definiert: "Wir wollen nicht den Gewinn maximieren, sondern den Wert für die Nutzer." Kritik und neue Ideen fließen ständig in die Weiterentwicklung ein. Den Firefox gibt es ebenso wie das Mozilla-Mailprogramm Thunderbird für alle drei Betriebssysteme Windows, Mac und Linux.

Wieviele Entwickler das Mozilla-Projekt in Europa und in den deutschsprachigen Ländern hat, kann Nitot nicht sagen. "Jeder kann mitmachen. Was zählt, ist der Wert des jeweiligen Beitrags und nicht das Herkunftsland."

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