"Find my face":Google führt automatische Gesichtserkennung ein

Facebook hatte deswegen einigen Ärger mit Datenschützern - jetzt startet auch Google in seinem Online-Netzwerk Google+ die Gesichtserkennung für Fotos. Der Internet-Riese beteuert, aus den Fehlern des Konkurrenten gelernt zu haben.

Nach Facebook führt nun auch Google bei seinem sozialen Netzwerk eine automatische Gesichtserkennung ein. Die Funktion "Find my face" ("Finde mein Gesicht") soll die eingestellten Fotos bei Google+ mit den Profilen der abgebildeten Nutzer verknüpfen können.

3D-Gesichtsscanner im Siemens Airport Center, 2005

3D-Gesichtsscanner (Symbolbild): Nach Facebook will nun auch Google die Gesichtserkennung aktivieren.

(Foto: dpa/dpaweb)

Ein "doppelter Zustimmungsmechanismus" soll laut Google dabei einen umfassenden Datenschutz garantieren. "Wir wissen, dass der Datenschutz bei Gesichtserkennungs-Technologie eine empfindliche Angelegenheit ist", sagte Googles Datenschutzbeauftragter Peter Fleischer. Konkurrent Facebook liegt derzeit wegen einer ähnlichen Funktion mit Behörden im Clinch.

Das Feature soll in den nächsten Tagen weltweit verfügbar sein. Die neue Funktion sei standardmäßig ausgestellt, sagte Fleischer. Wenn die Mitglieder von Google+ sich für die Nutzung entschieden, erstelle das System zunächst ein Modell ihres Gesichts.

Jederzeit abschaltbar

Dann durchsuche es die Fotos der eigenen Kontakte im Netzwerk und schlage diesen vor, die Bilder mit Namen zu versehen. "Nur Leute, mit denen ich in Kontakt stehe, werden Vorschläge erhalten", so Fleischer. Mitglieder sollen die Funktion jederzeit wieder abschalten können. Google-Entwickler Matt Steiner erklärt in einem Google+-Posting, wie die Gesichtserkennung funktioniert.

In den vergangenen Monaten war Facebook für seine automatische Gesichtserkennung mehrfach in die Kritik geraten - unter anderem, weil die Plattform die Gesichtserkennung ohne weiteres Zutun der Nutzer einfach gestartet hatte. Google wählt offenbar einen anderen Weg.

Zufriedener Datenschützer

Der zuständige Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar bewertete die Versprechungen von Google positiv. So sei vorgesehen, dass eine Erfassung biometrischer Daten nicht ohne Zustimmung der Nutzer erfolge. Seine Behörde müsse die Aussagen noch überprüfen.

"Die Ankündigungen legen aber durchaus den Schluss nahe, dass Google, anders als Facebook, offenbar erkannt hat, dass eine erfolgreiche Einführung von Diensten mit neuen Technologien gerade auch die Belange des Datenschutzes berücksichtigen sollte", erklärte der Jurist.

Caspar wirft Facebook vor, die Gesichtserkennung in Europa eingeführt zu haben, ohne die Nutzer zu informieren und eine "unmissverständliche Einwilligung" einzuholen. Er will über eine Ordnungsverfügung dafür sorgen, dass das Unternehmen seine Einstellungen ändert. Caspar ist sowohl für Google als auch für Facebook zuständig, weil beide Unternehmen in Hamburg ihren Deutschland-Sitz haben. Google hat auch den Datenschutzbeauftragten von Irland informiert - dort ist der Europasitz.

Google hatte seine Plattform Google+ nach einem geschlossenen Test erst im Sommer 2011 freigeschaltet. Im Oktober waren sechs Prozent aller deutschen Internetnutzer dort registriert, wie eine Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom ergab. Facebook, das schon 2006 für alle Internetnutzer freigeschaltet wurde, nutzt bereits jeder zweite Bundesbürger, der sich im Netz bewegte.

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