Faires Smartphone:Fairphone 2 kann vorbestellt werden

Fairphone 2

Die zweite Version des Fairphones lässt sich dank Modularbauweise besonders leicht reparieren.

(Foto: Fairphone)
  • Vom ersten Fairphone wurden rund 60 000 Geräte verkauft. Jetzt kann das Nachfolgemodell vorbestellt werden.
  • Beim Fairphone 2 sollen auch die konfliktträchtigen Rohstoffe Gold, Zinn und Wolfram nachhaltig abgebaut werden.
  • Das neue Modell soll durch modulare Bauweise besonders langlebig und wertbeständig sein.

Zum zweiten Mal in zwei Jahren geht es um die Revolution - und alle können mitmachen. Die niederländische Initiative Fairphone will nichts weniger, als den weltweiten Produktionsprozess von Elektrogeräten verändern. Am Donnerstag begann der Vorverkauf ihres Fairphone 2: ein Smartphone mit einem hohen Anteil an fair abgebauten Rohstoffen, sozialverträglich produziert. Alle Komponenten des Smartphones sind modular und sollen so selbst für Laien mit wenigen Handgriffen austauschbar sein.

Das Fairphone der ersten Generation hatten rund 60 000 Menschen gekauft - die Hälfte von ihnen kam aus Deutschland. Das Fairphone 2 gibt es bisher allerdings nur als Idee: Wer auf www.fairphone.com ein Modell für knapp 530 Euro erwirbt, finanziert den Anschub der Produktion mit und wird noch mindestens bis November auf sein neues Gerät warten müssen. "Kaufe ein Telefon und sei Teil einer Bewegung", lautet der Slogan des vor zwei Jahren gegründeten Unternehmens.

Ohne konfliktträchtige Rohstoffe

Smartphones und andere Unterhaltungsgeräte sollen nach Vorstellung der Fairphone-Macher nicht länger Kriege mit anheizen, indem sie die Nachfrage nach knappen Rohstoffen schüren. Ein sogenanntes Konfliktmineral ist etwa Coltan-Erz, aus dem das für Rechenchips benötigte Tantal gewonnen wird. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo finanziert die Coltan-Nachfrage einen langwierigen und blutigen Bürgerkrieg.

Im Fairphone der ersten Generation war deshalb Tantal verbaut, an dessen Gewinnung weder Milizenführer noch Sklaventreiber mitverdienten. Das honorierten die rund 60.000 Käufer: Sie haben mit dem Kaufpreis von 325 Euro die Herstellung des ersten Fairphones und die Entwicklung des Nachfolgermodells vorfinanziert. Beim Fairphone 2 sollen auch die konfliktträchtigen Rohstoffe Gold, Zinn und Wolfram nachhaltig abgebaut werden.

Moderne Ausstattung, modulare Bauweise, hoher Preis

Mit seinem Fünf-Zoll­-Display, dem leistungsstarken Qualcomm­-801­-Prozessor, dem aktuellen Android-Betriebssystem und einem Kaufpreis von 525 Euro unterscheidet sich das Fairphone 2 auf den ersten Blick kaum von vergleichbar teuren Wettbewerbern. Es ist aber zu erwarten, dass das Gerät im Wettrennen um die beste Kamera und die umfangreichste Ausstattung nicht mit den etablierten Konkurrenten wird mithalten können.

Dafür lockt es mit einem anderen Versprechen: "Man kann das Display ohne Werkzeug in 15 Sekunden austauschen", sagt Miquel Ballester, Mitgründer des Unternehmens. Für Batterie und Ersatzteile verspricht der Fairphone­-Produktstratege einen "attraktiven Preis". Die Langlebigkeit des Fairphone 2 hilft nicht nur, Müll zu vermeiden, sondern erhöht auch dessen Wiederverkaufswert.

Große Nachfrage in der Crowdfunding-Phase

Für die ersten 5000 Telefone hatte Fairphone noch auf sogenanntes Crowdfunding gesetzt: Interessierte Käufer konnten dort ihr Interesse anmelden. Nur bei Erreichen der Zahl 5000 sollte das Telefon produziert werden, andernfalls hätten die potenziellen Käufer ihr Geld zurückerhalten. Die Nachfrage war groß, die Mindest-Stückzahl binnen kurzer Zeit erreicht.

Für das Fairphone 2 hofft Ballester nun auf 100 000 verkaufte Geräte pro Jahr. Das Gerät soll die Kosten seiner Entwicklung und Produktion wieder hereinholen. Wie bei der ersten Generation wird Fairphone sämtliche Kosten, Produktionsbedingungen und Rohstoffquellen weitestgehend öffentlich machen - jeder soll sehen können, wofür er das Geld ausgibt.

Gegen die fast 150 Millionen Smartphones, die allein im vergangenen Jahr in Westeuropa verkauft wurden, kann und will Fairphone nicht ankommen. "Wir fordern niemanden heraus", sagt Ballester. "Wir sind hier, um zu inspirieren."

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