Facebook-Porträts:Punkt, Punkt, Komma, Strich

Wären wir nicht alle gerne ein bisschen Mona Lisa? Der Porträtmaler Matt Held verwandelt außergewöhnliche Online-Profilfotos in echte Ölschinken. Die Bilder.

Johanna Bruckner

1 / 13

Facebook-Porträts:Elis

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Wären wir nicht alle gerne ein bißchen Mona Lisa? Der Porträtmaler Matt Held verwandelt außergewöhnliche Online-Profilfotos in echte Ölschinken.

Zahlreiche Menschen verwenden viel Zeit und Mühe in den Aufbau und die Pflege ihrer Social-Network-Profile. Über Selbstbeschreibungen und Gruppenmitgliedschaften, Art und Häufigkeit von Status-Aktualisierungen, die Anzahl vermeintlicher Freunde - und nicht zuletzt das hochgeladene Bildmaterial erschaffen sie eine digitale Version ihres Ich - die mit dem wirklichen Menschen übereinstimmen kann, aber nicht muss. Der New Yorker Künstler Matt Held holt ausgewählte Cyber-Persönlichkeiten zurück in die reale Welt - indem er Facebook-Profilfotos in Öl auf Leinwände bannt.

Foto: www.heldstudios.com

2 / 13

Facebook-Porträts:Peter Butler

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Die Idee zu seinen "Facebook Portraits" wurde aus der künstlerischen Not heraus geboren: Der 37-Jährige Porträtmaler kämpfte mit einer Schaffensblockade, hatte Probleme mit dem richtigen Hautton - und probierte sich zu Übungszwecken an einem Foto seiner Frau, das diese auf ihrer Facebook-Seite hatte. "Da hat etwas 'Klick' gemacht. Obwohl ich schon immer Fotos als Vorlagen für meine Bilder benutzt habe, fühlte sich das Malen des Profilfotos einfach richtig und interessant an - und plötzlich war auch das Blockadegefühl weg."

Foto: www.heldstudios.com

3 / 13

Facebook-Porträts:Shelley

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Nach den ersten Gemälden - als Vorlage dienten Matt Held Facebook-Fotos von Freunden - begann eine größere Idee des Ganzen Gestalt anzunehmen: "Ich fing an, darüber nachzudenken, wie Individuen ihre Fremdwahrnehmung im Netz kontrollieren, indem sie bestimmte Fotos online stellen, die sie in einem positiven Licht zementieren." Um eine größere Auswahl an Vorlagen zu haben, gründete der Künstler bei Facebook die Gruppe "I'll have my Facebook portrait painted by Matt Held". Die zählt mittlerweile 9.234 Mitglieder, vor freiwilligen 2-D-Modellen kann sich Held kaum retten - und seine Online-Galerie weist 63 fertiggestellte Porträts aus.

Foto: www.heldstudios.com

4 / 13

Facebook-Porträts:Lauren

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Bei dem Überangebot an Gesichtern fällt die Auswahl nicht leicht: "Meine Frau und ich haben ganz zu Anfang einige Basis-Kriterien festgelegt: Keine Hunde, keine Katzen - oder Vergleichbares - Farbfotos, vielleicht ein Requisit." Darüber hinaus...

Foto: www.heldstudios.com

5 / 13

Facebook-Porträts:Konstantin

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

... ist es häufig das Außergewöhnliche, das aus einem Online-Profilbild einen Ölschinken macht: "Ich fühle mich zu schrulligen, interessanten Fotos hingezogen. Ich muss das Gefühl haben, dass ein Foto einen Charakterzug der betreffenden Person eingefangen hat." Ein allgemein gültiges Erfolgsrezept, um aus der Masse an Möchtegern-Modellen auserwählt zu werden, ...

Foto: www.heldstudios.com

6 / 13

Facebook-Porträts:Emma

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

... kann der Künstler aber nicht nennen: "Es ist sehr schwierig, genau zu sagen, was mich ein bestimmtes Foto malen lässt. Aber die Auswahl der Porträt-Vorlage unterliegt komplett meiner Kontrolle - das ist sehr ungewöhnlich für einen Maler in meinem Metier."

Foto: www.heldstudios.com

7 / 13

Facebook-Porträts:Jason

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Fragt man Matt Held, worin er selbst den Sinn und Zweck seiner Porträt-Reihe sieht, bekommt man eine lakonisch-luzide Antwort: "Nun, zunächst sind die Porträts einfach das, was sie sind: Porträts. Aber sie sind nicht typisch im historischen Sinne der Porträt-Malerei, die den Reichen und Mächtigen oder der Kirche vorbehalten war. Natürlich sind auch meine Porträts repräsentativ für ein gegenwärtiges soziales Konstrukt: Nämlich die Gemeinschaft der Individuen, die ein digitales und sehr öffentliches Leben leben."

Foto: www.heldstudios.com

8 / 13

Facebook-Porträts:Jillian

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Um einen besseren Eindruck von den Personen hinter den Profilen zu bekommen, kommuniziert Matt Held über Facebook mit seinen Modellen. Sein Lieblingsmotiv "Jillian" ist selbst kreativ tätig - was vermutlich die kunstvolle Kriegsbemalung erklärt: "Ich denke, das Bild ist technisch ziemlich fehlerfrei - und das Foto war einfach nur cool."

Foto: www.heldstudios.com

9 / 13

Facebook-Porträts:Abigail

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Selbst Geknipstes ist dem Porträt-Maler lieber als eine ausgeklügelte Bildkomposition vom Profi. Ein ehrlicheres Bild einer Person würden Laien-Schnappschüsse wiedergeben.

Foto: www.heldstudios.com

10 / 13

Facebook-Porträts:Greg

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Zudem sind es ganz pragmatische Argumente, die Held gegen Fotos vom Fachmann ins Feld führt: "Profi-Fotos verwende ich aus dem einfachen Grund nicht, weil ich damit möglicherweise Copyrights verletzen würde."

Foto: www.heldstudios.com

11 / 13

Facebook-Porträts:Duc

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Über den Unterschied zwischen der Arbeit mit Foto-Vorlagen und realen Modellen sagt Matt Held: "Ich liebe es, mit echten Modellen zusammen zu arbeiten - aber mit den Fotos kann ich mehr Zeit verbringen."

Foto: www.heldstudios.com

12 / 13

Facebook-Porträts:Heide

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Trotz seiner ungewöhnlichen Cyber-Modelle sieht sich Held nicht als Online-Künstler: "Ich würde mich als Porträt-Maler beschreiben, der mit Öl und Leinwand arbeitet - und soziale Medien als Inspirationsquelle nutzt. Im Internet gibt es eine Unmenge an Material, das verwendet und verändert werden kann, um etwas Künstlerisches zu erschaffen - und ich habe das Gefühl, dass ich erst am Anfang meiner Entdeckungsreise stehe."

Foto: www.heldstudios.com

13 / 13

Facebook-Porträts:Bobby G

Matt Held Facebook Portraits

Quelle: SZ

Die Frage, ob die mühevolle Profil-Bastelei von Milllionen Menschen eine neue und eigene Kunstform darstellt, beantwortet der Poträtmaler Matt Held eher traditionalistisch: "Mein Kunstverständnis ist sehr spezifisch. Manche Leute sind jedoch der Ansicht, dass das Leben für sich eine Performance ist. In einem sehr weiten Sinn würde ich also sagen: Ja, das ist Kunst."

Foto: www.heldstudios.com

Text: jobr/bgr

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: