Ermittlungen:Schweden darf Assange befragen

  • Schweden und Ecuador haben ein Abkommen vereinbart, das eine Befragung Julian Assanges im Gebäude der ecuadorianischen Botschaft in London möglich macht.
  • Der Wikileaks-Gründer lebt dort seit 2012. Er bestreitet Vergewaltigungsvorwürfe und fürchtet, in die USA ausgeliefert zu werden.

In den Fall um Wikileaks-Gründer Julian Assange, der sich seit drei Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London aufhält, kommt Bewegung. Schweden und Ecuador hätten ein Abkommen vereinbart, das eine Befragung Assanges im Botschaftsgebäude durch schwedische Ermittler erlaube. Die Vereinbarung über "Amtshilfe in einer strafrechtlichen Angelegenheit" wolle das schwedische Kabinett noch diese Woche absegnen, sagte eine Sprecherin im Stockholmer Außenministerium. Ähnlich äußerte sich die Regierung in Quito.

Demnach sei die Vereinbarung mit Ecuador aber nicht nur wegen Assange getroffen worden. Vielmehr gehe es darum, dass die Behörden beider Länder sich künftig gegenseitig unterstützen könnten. Das ecuadorianische Außenministerium erklärte, die Vereinbarung mit Schweden sei "zweifellos ein Instrument, das die bilateralen Beziehungen stärkt und zum Beispiel die Erfüllung von Justizangelegenheiten wie die Befragung von Herrn Assange erleichtert".

Assange bestreitet die Vorwürfe - er fürchtet in die USA ausgeliefert zu werden

Der 44-jährige Australier lebt seit Juni 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London, um sich der Auslieferung nach Schweden zu entziehen. Dort besteht Haftbefehl gegen den 44-Jährigen wegen angeblicher Sexualdelikte. Assange bestreitet die Vorwürfe. Der Fall hat eine zehnjährige Verjährungsfrist bis 2020. Ein weiterer Vorwurf gegen Assange wegen eines sexuellen Angriffs war Mitte August nach fünf Jahren verjährt.

Der Wikileaks-Gründer fürchtet nach eigenen Angaben, an die USA ausgeliefert und dort für die Enthüllungen seiner Plattform verurteilt zu werden. Wikileaks veröffentlichte in den vergangenen Jahren Hunderttausende geheime US-Dokumente.

Zunächst hatte Schweden gefordert, dass Assange auf schwedischem Boden aussagen muss, im März bot das Land schließlich an, ihn in London zu befragen. Ecuador lehnte dies aber ab, solange kein bilaterales Abkommen zur Zusammenarbeit der Justizbehörden vorliege.

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