Enthüllung von Apple-Entwickler:Wie das iPhone wirklich entstand

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Einer der größten Erfolge für den Apple-Konzern: das iPhone.

(Foto: Bloomberg)

Der Helfer von Steve Jobs packt aus: Erstmals spricht Greg Christie öffentlich über die Zeit, als er mit dem Apple-Gründer am iPhone tüftelte. Seine Geschichte ist spannend. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung dürfte allerdings kein Zufall sein.

Von Benjamin Romberg, Berlin

Es muss ziemlich muffig gewesen sein im Zimmer, und auch etwas schmutzig. An den Wänden waren Spuren eines Wasserschadens zu erkennen, erinnert sich Greg Christie, Fenster gab es keine - und das Reinigungspersonal durfte den Raum nicht betreten. Zu geheim war das Projekt, an dem hier gearbeitet wurde. Codename: "purple", lila. Für Christie war das Zimmer im zweiten Stock des Apple-Hauptquartiers im kalifornischen Cupertino dennoch "heiliger Boden". Über mehrere Monate traf er sich dort regelmäßig mit Firmengründer Steve Jobs und einer Handvoll Mitarbeitern, um an einem Gerät zu tüfteln, das heute als iPhone bekannt ist. Auch heute steht der Entwickler noch bei Apple unter Vertrag.

Damals leitete Christie das Team, das für die Software des Smartphones zuständig war. Dafür, dass Nutzer ihr iPhone heute mit einem Wisch über das Display entsperren, oder per Touchscreen den nächsten Song auswählen können. Erstmals hat Christie nun öffentlich über diese Zeit gesprochen. In einem Interview mit dem Wall Street Journal erzählt er, wie "erschreckend klein" sein Team gewesen sei und unter welchem Druck er und seine Kollegen hätten arbeiten müssen.

Die Idee: der persönliche Assistent für die Hosentasche

1996 kam Christie zu Apple. Sein erstes Projekt war der "Newton", ein kleines Message-Pad mit Touchscreen und Stift, dem kein Erfolg beschieden war. Zu sperrig, zu teuer, zu viele Fehler - der "Newton" floppte. Dennoch war Christie von der Idee eines persönlichen Assistenten für die Hosentasche überzeugt. Im Interview erzählt er von dem Tag, an dem Scott Forstall aus dem Software-Team von Apple zu ihm ins Büro kam. Ende 2004 war das. Forstall habe die Tür geschlossen und ihn gefragt, ob er an einem geheimen Projekt mitarbeiten wolle. Der Auftrag: ein Telefon mit Touchscreen, das Musik abspielen kann.

Christie und sein Team hatten schon einige Zeit an der Software herumprobiert, als Steve Jobs im Februar 2005 ungemütlich wurde. "Steve hatte langsam genug", erinnert sich Christie, "er forderte größere Ideen und größere Konzepte". Jobs habe ihm ein Ultimatum gestellt und damit gedroht, ihm das Projekt wegzunehmen. Der Druck hat offenbar nicht geschadet.

Unter höchster Geheimhaltung tüftelten Christie und seine Kollegen an der Software. Mitarbeiter, die von Zuhause aus an dem Projekt arbeiteten, mussten ihren Computer auf Weisung von Jobs so platzieren, dass ihnen auf keinen Fall jemand über die Schulter blicken konnte. Bilder des neuen Geräts mussten verschlüsselt werden. In dem muffigen Raum trafen sich Christie und Jobs nicht nur, um über die Fortschritte zu sprechen, sie machten auch viele Tests. Auf einem Mac probierten sie die Software aus, einem älteren Gerät, um die langsamere Hardware des iPhones zu berücksichtigen. Das Wall Street Journal zeigt ein Foto des Zimmers.

"Seine Begeisterung war grenzenlos"

Als Christie und Jobs schließlich die fertige Version den wichtigen Leuten im Unternehmen präsentierten, habe Jobs immer häufiger das Wort ergriffen und die Geschichte nach und nach zu seiner eigenen gemacht, erzählt Christie. "Seine Begeisterung war grenzenlos", sagt er. Im Januar 2007 präsentierte Jobs das iPhone erstmals in San Francisco, im Sommer kam das Gerät in die Läden - und wurde zu einem gigantischen Erfolg für Apple. Bis heute sind sieben Generationen erschienen, die letzte - die iPhones 5s und 5c - im vergangenen Herbst. Jedes neue Gerät konnte seinen Vorgänger was die Absatzzahlen angeht übertrumpfen. Bis heute wurden etwa 500 Millionen Stück verkauft.

Dass Christie ausgerechnet jetzt mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit geht, ist kein Zufall. Apple und Konkurrent Samsung beharken sich seit Jahren vor Gericht. Die Amerikaner werfen den Südkoreanern vor, Design und Software der Apple-Geräte kopiert zu haben, Samsung bestreitet das. Am Montag startet eine neue Runde der juristischen Auseinandersetzung, es geht unter anderem um das Patent auf die Wischgeste zum Entsperren des iPhones. Die Geschichte von Christie ist wohl Teil der Strategie von Apple. Die Berichte von geheimen Treffen in muffigen Räumen sollen zeigen, wie innovativ das Unternehmen damals war.

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