Entbündelter Anschluss:Grundgebühr, nein danke

Mit DSL schnell ins Internet zu kommen, geht auch ohne Festnetzanschluss der Telekom. Doch ein Abschied muss gut überlegt sein, denn ein Zurück wird teuer.

Andreas Grote

Immer mehr Deutsche verabschieden sich von ihrem klassischen Telefonanschluss bei der Telekom. Wie eine Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom zeigt, telefonieren bereits 11 Prozent aller Haushalte ganz ohne Festnetzanschluss - das heißt nur über ihr Handy, ihren TV-Kabelanbieter oder über das Internet (Voice-over-IP, kurz VoIP genannt). Vor allem junge Leute nutzen das, denn ist der Telekom-Anschluss erst einmal gekündigt, lässt sich die monatliche Grundgebühr von mindestens 16,37 Euro sparen.

Entbündelter Anschluss: Handys beherrschen inzwischen den Alltag - Festnetztelefone werden immer häufiger ausrangiert.

Handys beherrschen inzwischen den Alltag - Festnetztelefone werden immer häufiger ausrangiert.

(Foto: Foto: ddp)

Allerdings scheuen viele immer noch diesen Schritt, da sie nicht auf einen schnellen DSL-Internetzugang verzichten wollen. Doch mittlerweile ist ein DSL-Anschluss nicht mehr zwingend mit einem Festnetzanschluss gekoppelt. Immer mehr Anbieter haben reine, sogenannte "entbündelte" DSL-Anschlüsse im Angebot.

Seit Dienstag dieser Woche bietet auch die Telekom-Tochter Congstar erstmals einen solchen DSL-Anschluss an, preislich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Über einen entbündelten Anschluss lässt sich nicht nur wie gewohnt im Internet surfen, sondern über den Umweg Internet und VoIP fast wie vom Festnetzanschluss her gewohnt telefonieren.

Auf Schnelligkeit achten

Das ist auch sinnvoll, denn fortan nur noch vom eigenen Handy ins Festnetz anzurufen ist teuer, außer man hat eine Handy-Flatrate gebucht. Auch für Bekannte und Freunde nur noch über das Handy erreichbar zu sein, bedeutet fast immer (Ausnahme ist die Zuhause-Option) deutlich teurere Gesprächsgebühren für die Anrufenden. Die meisten Anbieter von entbündelten DSL-Offerten geben daher zu dem DSL-Anschluss kostenlos eine oder mehrere Festnetznummern aus dem eigenen Ortsbereich dazu.

Wird das alte Festnetztelefon über bereits vorhandene oder vom DSL-Anbieter stark vergünstigt zum Kauf angebotene VoIP-fähige Hardware mit dem DSL-Anschluss verbunden, verhält es sich wie ein normales Telefon: Gespräche können darüber ins Festnetz abgesetzt, Anrufe auf die zugewiesene Festnetznummer entgegengenommen werden. Der Computer muss dabei nicht eingeschaltet sein. Ist das Internet allerdings gestört, funktioniert auch VoIP nicht.

Die alte Festnetznummer von der Telekom kann der Kunde gegen ein Entgelt mitnehmen, die Übertragung dauert jedoch oft mehrere Wochen. Hinzubuchbar beziehungsweise bei schnelleren DSL-Anschlüssen häufig inbegriffen ist eine Flatrate für alle VoIP-Gespräche ins deutsche Festnetz. Wer nie oder nur selten über VoIP anruft, entscheidet sich besser für ein Angebot ohne Flatrate und spart sich das Geld. Stattdessen kostet dann jede Gesprächsminute zwischen einem (Lidl) und drei Cent ins deutsche Festnetz und 9,9 (Lidl) bis 20 Cent pro Minute in die deutschen Mobilfunknetze.

Um VoIP sinnvoll nutzen zu können, muss jedoch eine gewisse DSL-Geschwindigkeit am eigenen Wohnort gewährleistet sein. Die Verfügbarkeitsabfrage auf der Homepage des DSL-Anbieters zeigt, was dort möglich ist. Der langsame DSL1000-Anschluss reicht für VoIP in der Regel nicht aus. Beim etwas schnelleren DSL2000 funktioniert VoIP zwar, gleichzeitiges Surfen oder Herunterladen einer Datei oder gar das Hochladen eines Digitalbildes ins Online-Fotolabor beeinträchtigt die Gesprächsqualität, gleichzeitiges Führen mehrerer Gespräche ist unmöglich. Surfen und VoIP sind daher erst ab DSL4000, besser DSL6000 sinnvoll.

Das günstigste DSL-Angebot für Einsteiger, die nicht über VoIP telefonieren wollen, bietet Lidl. Für 16,99 Euro erhält der Kunde einen DSL1000-Anschluss inklusive DSL-Flatrate zum unbegrenzten Surfen im Internet. Schneller surfen kostet dann bei allen Anbietern im Schnitt 25 Euro, mit VoIP-Flatrate rund 30 Euro. Deutlich billiger ist nur Strato mit einer Monatsgebühr von 24,99 Euro für einen schnellen DSL16000-Anschluss inklusive VoIP-Flatrate, allerdings fällt eine einmalige Anschlussgebühr von 30 Euro an.

Unterm Strich spart der Kunde bei langsamen DSL-Zugängen gegenüber dem vergleichbaren DSL- und Telefonanschluss Call&Surf Basic von der Telekom zehn Euro im Monat, mit Telefon- beziehungsweise VoIP-Flatrate 15 Euro. Je schneller der DSL-Anschluss aber ausfallen soll, umso geringer wird der Preisunterschied.

60 Euro extra

Der Telekom-Tarif Call&Surf Comfort kostet 39,95 Euro, in vielen Anschlussgebieten mittlerweile nur noch 34,95 Euro und beinhaltet einen DSL6000-Anschluss mit richtigem Festnetzanschluss sowie Flatrates für Internet und Telefonieren und im Vergleich zu den meisten DSL-Anbietern günstigere Gebühren für Telefonate ins Mobilfunknetz und Ausland.

Ein vergleichbares Paket, allerdings mit VoIP statt Festnetzanschluss, kostet bei Lidl oder 1&1 knapp 30 Euro. Die Möglichkeit, Billigvorwahlen der Call-by-Call-Anbieter nutzen zu können, fallen bei den VoIP-Anbietern allerdings weg, Optionen wie eine Flatrate für Auslandsgespräche oder Parallelruf sind sehr selten buchbar. Ob sich einige Euro monatliche Ersparnis gegenüber der Telekom unterm Strich wirklich auszahlen, sollten potentielle Interessenten daher gut überlegen.

Denn bis auf Congstar und Alice binden die meisten Anbieter den Kunden über 12 bis 24 Monate an sich. In dieser Zeit kann er nicht von anderen günstigeren Angeboten profitieren und wechseln. Will er nach Vertragsende doch wieder zurück zur Telekom, wird es abgesehen von Congstar teuer: Dann fällt die einmalige Anschlussgebühr in Höhe von 60 Euro an, und will er die alte Telefonnummer wieder mitnehmen, noch einmal 25 Euro Transportgebühr beim alten DSL-Anbieter.

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