Eingepflanzter Mikrochip:Sparbuch für Bitcoins

Martijn Wismeijer hat sich in jede Hand einen Mikrochip operieren lassen. Der soll als eine Art Geldbörse für die virtuelle Währung Bitcoins funktionieren - aber nur, wenn man ein Handy in der Tasche hat.

Von Lea Hampel

Die Euphorie war groß, und tatsächlich klang es nach einer Mischung aus Kindheitstraum, Science-Fiction-Film und Raumschiffausflug, als der Niederländer Martijn Wismeijer in der vergangenen Woche von der Ausdehnung seiner körperlichen Grenzen schwärmte. Gemeinsam mit drei Kollegen hatte er sich in jede Hand einen Mikrochip operieren lassen. Der kann mit dem Handy kommunizieren und soll als eine Art Sparbuch für die virtuelle Währung Bitcoins funktionieren. Wismeijer will damit Vorreiter sein für eine Bewegung, an deren Ende unter anderem bargeldloses Bezahlen steht. Lieber den Chip in der Hand als die Börse in der Tasche, so das Motto.

Das klingt toll: Nie wieder nach Kleingeld kramen, nie wieder den Schein verlieren, wenn man das Taschentuch aus der Jeans zieht - und das für nur 80 Euro. So viel kostet so ein Chip im Internet. Der ist auch gar nicht so groß, zwölf mal zwei Millimeter, und sogar aus biologisch verträglichem Glas. Schon 1500 Menschen auf der Welt sind angeblich Chipträger.

Doch bevor wir uns nun alle möglichen Gegenstände unter die Haut setzen lassen, ist Vorsicht geboten. Erstens braucht man, Chip hin oder her, nach wie vor das Handy für das Bezahlen - das nun mit dem Schaltkreis statt dem Zeigefinger kommuniziert. Und zweitens sind die weiteren Vorteile des Chips zumindest fragwürdig. Mit dem Stück Glas in der Hand soll man, beispielsweise, Türen öffnen, ohne eine Klinke zu drücken. Der Gentleman der Zukunft hält also nicht einfach mit starkem Arm die Tür auf, sondern streckt nur lapidar die Hand aus? Und gibt es nicht schon automatische Schiebetüren?

Versöhnung

Stimmt der Kontostand noch? Mit einem Mikrochip für bargeldloses Bezahlen unter der Haut sollte man vorsichtig sein beim Händeschütteln.

(Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa)

Kommen wir also zum anderen Beispiel: Man könne, wenn man wolle, den Wecker ausmachen, ohne aufzustehen. Bleibt noch die Frage, wozu man den Wecker dann stellt. Ganz zu schweigen davon, wie "biologisch verträglich" das Glas in der Hand noch ist, wenn man aus Gewohnheit doch auf den Wecker haut. Wenn der Chip bricht und kleine, Funksignale aussendende Splitter in den Körper ausschwärmen - der Effekt auf den Körper könnte dann wirklich an Szenen aus einem Science-Fiction-Streifen erinnern, aber von der unappetitlichen Sorte.

Aufregend könnte es mit Chips in Bezug aufs Bezahlen außerdem werden, wenn die Dinger miteinander kommunizieren - dann hält man zwar an der Supermarktkasse entspannt das Handgelenk hin. Aber man muss nach jedem Händeschütteln schauen, ob der Kontostand noch stimmt.

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