Einbruch auf PC-Markt:Hübsche Laptops statt graue Kisten

Der globale PC-Markt ist 2013 so stark geschrumpft wie noch nie. Doch die Aussichten bessern sich - vor allem die Käufer in den Industrieländern lassen die Hersteller wieder hoffen.

Von Helmut Martin-Jung

461322677

Laptops auf der CES 2014 in Las Vegas, Nevada.

(Foto: AFP)

Im Web surfen? Mails schicken und empfangen? Bilder von der Digicam speichern? Hätte man vor einigen Jahren herumgefragt, was man braucht, um all das zu tun, wäre die Antwort deutlich ausgefallen: Einen PC natürlich. Heute ist das längst nicht mehr so. Fotos sehen auf den schicken Tablets super aus, Surfen macht Spaß damit, und die Mails hat man natürlich schon in der Bahn auf dem Smartphone gelesen.

Um zehn Prozent sind die Verkaufszahlen von PCs und Laptops im vergangenen Jahr weltweit zurückgegangen, von 351 auf 316 Millionen Stück. Die Zahlen stammen von der Beraterfirma Gartner - es war der stärkste Absatzeinbruch, den die erfolgsgewohnte Branche jemals zu verzeichnen hatte. Also Tschüss, PC, adieu, Laptop? Keineswegs.

Es ist nur so, dass viele Nutzer die vielen Möglichkeiten, die PC und Laptop bieten, gar nicht brauchen, außerdem wäre ihnen ein solches Gerät, für das immer noch einige hundert Euro fällig werden, auch zu teuer. Vor allem Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern kaufen sich günstige Smartphones und Tablets und können damit teilhaben an der Digitalisierung der Welt. In den Industrieländern dagegen sind die mobilen Kleincomputer eher Zweit- und Drittgeräte. Für anspruchsvolle Aufgaben muss es weiter ein PC sein.

Größere Auswahl an Geräten

In den USA (-7,5 Prozent) und in Europa (-6,7 Prozent) fiel der Rückgang daher deutlich geringer aus, und, sagt die Gartner-Analystin Isabelle Durand, im letzten Quartal 2013 seien in Europa sogar fast 18 Prozent mehr PCs verkauft worden als im Vierteljahr davor. Das liegt natürlich auch am Weihnachtsgeschäft, doch es ist auch die Auswahl an Geräten größer geworden, die zu einem bezahlbaren Preis attraktive Merkmale bieten. Hoch im Kurs stehen zum Beispiel ultraportable Laptops. Fortschritte vor allem in der Prozessortechnik haben es möglich gemacht, Laptops unglaublich flach zu bauen, ohne dass Leistung oder Akkulebensdauer darunter leiden.

Superscharfe Bildschirme gibt es nun ebenfalls von vielen Herstellern und manche davon lassen sich sogar wie Tablets mit den Fingern bedienen. Die Hersteller, zum Beispiel Asus, aber auch Sony und Lenovo, haben Hybrid-Lösungen auf den Markt gebracht, bei denen sich etwa der Bildschirm abnehmen und als Tablet nutzen lässt. Oder man kann den Bildschirm um 180 Grad drehen und den Laptop nutzen wie ein Tablet. Der Trend zu hübschen Laptops statt zu grauen Kisten unterm Schreibtisch wird sich daher sicher fortsetzen. Im Ganzen, heißt es auch bei Gartner, sei die Talsohle aber wohl durchschritten.

Und es gibt noch andere Gründe, die den PC-Markt antreiben. Im April stellt Microsoft die Unterstützung für sein Uralt-Betriebssystem Windows XP ein. Das läuft noch auf einem Viertel aller Rechner weltweit, besonders oft in Firmen, die befürchten, dass einige ihrer Spezialprogramme nicht mehr unter den neuen Windows-Versionen 7 oder gar 8 funktionieren.

Viele von ihnen stehen nun aber unter Druck, denn von April an werden Sicherheitslücken nicht mehr gestopft. Dieses Risiko werden viele nicht eingehen wollen und mit einem neuen System womöglich auch neue Computer kaufen. Zum anderen hat Microsoft den etwas zu kühnen Zuschnitt ihres neuen Systems Windows 8 abgemildert und mit der Version 8.1 wieder mehr Flexibilität auf der Benutzeroberfläche zugelassen. Auch das dürfte die Kauflaune verbessern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: