Ebay und sein Bezahldienst Pay-Pal:Die Kassierer

Steigende Einnahmen trotz weniger Kunden: Wie Ebay mit seinem Tochterunternehmen Pay-Pal Kasse macht.

Varinia Bernau

Eins, zwei, drei... meins - oder doch eher nicht: Es wetteifern längst nicht mehr so viele Leute vorm Computer um die Versteigerung einer gebrauchten Waschmaschine oder einer vergriffenen Langspielplatte wie noch vor einigen Jahren. Das Internetauktionshaus Ebay verdient trotzdem gut. Das Tochterunternehmen Pay-Pal, das Bezahldienste im Internet abwickelt, hat sich unerwartet zum Goldesel des Konzerns mit Sitz im kalifornischen San Jose entwickelt.

Ein Flug nach Tel Aviv, eine neue Jeans oder die Salamipizza mit einem Klick in den Warenkorb: Inzwischen haben 75 Prozent der Internetnutzer den Online-Einkauf für sich entdeckt.

Ebay verdient gut mit seinem Bezahldienst Pay-Pal.

(Foto: AP)

"Pay-Pal hat weltweit Marktanteile gewonnen", sagte Ebay-Chef John Donahoe, als er am Mittwochabend die Bilanz des dritten Geschäftsquartals vorlegte. Der Gewinn stieg in den drei Monaten fast um ein Viertel auf 432 Millionen Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - und lag damit über den Erwartungen der Branchenbeobachter.

Dabei zahlte sich auch der Verkauf der auf Internettelefonie spezialisierten Tochter Skype aus. Im November vergangenen Jahres ging Skype für insgesamt 1,9 Milliarden Dollar an eine Investorengruppe um den Internetpionier und Netscape-Gründer Marc Andreesen. Über Pay-Pal können Kunden ihre Einkäufe in dem Auktionshaus bezahlen, aber auch in zahlreichen anderen Online-Shops.

Wildern im Revier von Amazon

Mit dem Dienst, den Ebay anderen Internethändlern anbietet, setzte der Konzern zwar noch etwa 200 Millionen Dollar weniger um als mit seinem virtuellen Marktplatz. Doch die Wachstumsraten beider Bereiche deuten darauf hin, dass sich dies schon bald ändern könnte: Während die Erlöse mit dem Internetmarktplatz nur um drei Prozent stiegen, legten die mit den Bezahldiensten um 22Prozent zu. Letztere entwickeln sich also immer stärker zur tragenden Säule des Konzerns.

Und Ebay kann diese gut gebrauchen, weil der Firma im Kerngeschäft immer mehr der weltweit größte Internethändler Amazon in die Quere kommt. Amazon begann sein Geschäft zunächst mit Büchern, hat aber längst alles mögliche im Angebot. Mit Rabatten und teilweise kostenlosem Versand setzt der Konzern Ebay unter Druck.

Ebay wiederum hat sich von dem Auktionshaus, als das das Unternehmen in den neunziger Jahren startete, immer weiter entfernt. Ebay hat angekündigt, seine Handelsplattform noch stärker auf Neuwaren und professionelle Anbieter auszurichten. Schon heute macht die Firma den meisten Umsatz mit Angeboten zu Festpreisen und wildert damit im Revier von Amazon. Nach eigenen Angaben erfolgreich.

Und so gab sich Ebay-Chef Donahoe zuversichtlich - und hob die Jahresprognose an. Das wichtige Weihnachtsgeschäft steht schließlich erst an. Vor allem in Europa setzt Ebay auf eine kauffreudige Kundschaft in der Adventszeit. In den USA, wo die Arbeitslosigkeit noch immer hoch ist und sich die Konjunktur nur langsam erholt, rechnet der Konzern bloß mit einem stabilen Geschäft. Im gesamten Geschäftsjahr will Ebay dann einen Umsatz von 9,15 Milliarden Dollar erreichen und einen Gewinn je Aktie von 1,33 Dollar erwirtschaften. Das würde sicher auch die Aktionäre erfreuen.

Doch bislang ist Ebays großer Konkurrent Amazon der Börsenliebling: Der Kurs von dessen Papieren legte im vergangenen Jahr um 67 Prozent zu, die Notierung der Aktien von Ebay stieg nicht einmal um drei Prozent.

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