Ebay:Neue Regeln, viele Fragen

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Ebay ändert seine Verkaufsbedingungen, Verkäufer müssen für viele Waren den Versand übernehmen. Fünf Antworten zu den anstehenden Neuerungen.

Thorsten Riedl

Bislang waren die Regeln beim Versteigern im Internet klar: "Ebay ich - Versand du", so stand es unter vielen Auktionen. Der Verkäufer kam für die Gebühren der Versteigerung auf, der Käufer für das Porto. Seit Mitte Juni hat Ebay das für einige Kategorien geändert, von 19. Oktober an kommen weitere hinzu. Der Verkäufer muss dann alle Kosten tragen.

Online-Marktplatz Ebay: Für Privatverkäufer zunehmend uninteressant. (Foto: Foto: ddp)

Das sorgt vor allem bei Privatleuten für Unmut: "Wenn ich eine CD für einen Euro verkaufe und den Versand zahle, mache ich ja Verlust", erklärt einer in einem Internetforum. "Absolut dämlich, diese Regelung." Die wichtigsten Antworten zu den anstehenden Änderungen.

Warum müssen jetzt Verkäufer noch die Portokosten übernehmen?

"Zu hohe Versandkosten sind für viele Käufer der häufigste Grund, doch nicht online einzukaufen", heißt es von Ebay zur Begründung. Kostenloser Versand sei Standard im elektronischen Handel.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Der Versand ist gerade bei Ebay ein häufiges Ärgernis. Viele Händler verlangen mehr Porto, als sie dann wirklich auf das Päckchen kleben müssen. Aktuelles Beispiel: Eine Auswahl der besten Lieder von Michael Jackson auf CD kostet bei Ebay-Händlern derzeit um die zehn Euro - für das Porto wird alles verlangt: vom kostenlosen Verschicken bis zu Versandkosten von vier Euro. So streichen schwarze Schafe einen Zusatzgewinn ein.

Welche Produkte sind von den Änderungen betroffen?

Seit 15. Juni gilt in einigen Zubehör- und Accessoires-Unterkategorien kostenloser Versand als Standard. Betroffen davon ist etwa der Verkauf von Kopfhörern, MP3-Spielern, Speicherkarten oder Accessoires für Damen- und Herrenbekleidung. In 150 Unterkategorien gilt als Obergrenze ein maximales Porto von sieben Euro. Von 19. Oktober an kommen neue Kategorien aus dem Bereich Medien dazu, etwa Bücher oder Musik-CDs, bei denen der Versand in Deutschland nichts kosten darf.

Was sollten Verkäufer jetzt machen?

Gewerbliche Händler haben Spielraum beim Einkauf oder beim Versand als Großkunde eines Logistikunternehmens. Privaten Verkäufern verderben die neuen Ebay-Regeln dagegen den Spaß: Die Versteigerung eines alten Schmöckers vom Dachboden etwa über Ebay kann dann schnell zum Verlustgeschäft werden.

Wer nämlich die Buch-Auktion zu einem Startpreis von einem Euro einstellt, zahlt in der sogenannten Volksauktion keine Gebühren an Ebay, macht beim Verkauf aber Minus, weil er das Porto drauflegen muss, wenn das Buch für wenig Geld weggeht. Schlägt der Verkäufer auf den Startpreis aber die Versandkosten drauf, werden Gebühren fällig - auch wenn das Buch keinen Käufer findet.

Gibt es alternative Marktplätze?

Bei jeder Änderung der Regeln von Ebay zuungunsten von Privatleuten freuen sich die Betreiber von Hood.de. Dieses Auktionshaus im Netz ist das zweitgrößte in Deutschland - was relativ ist: So hat Hood nach eigenen Angaben vier Millionen Besucher pro Monat, bei Ebay sind es fünfmal so viele potentielle Käufer.

Die Auktionen bei Hood sind allerdings gratis, eine Vorgabe zu Versandkosten gibt es nicht. Ebay-Rivale Amazon.de erstattet sogar das Porto bei Verkäufen über den eigenen Marktplatz. Das Einstellen ist dort viel leichter, auch für private Verkäufer, weil die Daten aus dem Online-Katalog von Amazon übernommen werden.

Die erzielten Preise sind oft besser als bei Ebay, dafür geht allzu alter Plunder nur schwer weg. Die Verkaufsgebühren liegen teils über denen von Ebay.

Wie stehen die Chancen, dass Ebay wieder Flohmarkt für Private wird?

Schlecht. Ebay-Chef John Donahoe will mit dem Internetportal außerhalb des angestammten Geschäfts wachsen: Gewerbliche Händler sollen auf Ebay ihre Restposten verhökern. Zudem will das Portal zum ernsthaften Gegner von Amazon werden. Das geht auf Kosten der Privatleute.

Der langjährige Ebay-Kenner Axel Gronen, der eine Webseite zu den Änderungen beim Auktionshaus betreibt, sagt: "Private Verkäufer sollten Ebay meiden." Er argumentiert: Das Risiko, wegen Verkäufen bei Ebay abgemahnt zu werden, sei zu hoch, das Einstellen von Artikeln zu aufwendig und der Spaß bleibe auch noch auf der Strecke, weil die Käufer - verwöhnt vom Service der Profihändler - immer anspruchsvoller würden. "Ebay vergrault die Privatverkäufer", sagt Gronen. "Man hat offenbar vergessen, wer die Plattform einmal groß und sympathisch gemacht hat."

© SZ vom 15.10.2009/jk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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