Ebay-Erfolg schwindet:Drei, zwei, eins - egal

Zu viele professionelle Verkäufer, zu hohe Gebühren: Der Erfolg von Ebay nimmt rapide ab, denn für Hobbyverkäufer wird das Auktionsportal immer unattraktiver.

Julius Müller-Meiningen

Zwölf Jahre nach dem Start des Internetportals Ebay scheint die Begeisterung am virtuellen Flohmarkt stark abzuflauen. Zwar hat Ebay heute deutschlandweit angeblich mehr als 20 Millionen Mitglieder, doch mehr als die Hälfte von ihnen gelten als Karteileichen. Hohe Gebühren und Großverkäufer, die das Geschäft dominieren - gerade für Hobbyhändler wird Ebay immer unattraktiver.

Ebay-Erfolg schwindet: Deutscher Firmensitz von Ebay in Dreilinden, Brandenburg.

Deutscher Firmensitz von Ebay in Dreilinden, Brandenburg.

(Foto: Foto: ddp)

Analysen der Citigroup haben ergeben, dass es mit Ebay vor allem in Deutschland rapide abwärts geht, obwohl das Unternehmen insgesamt als stabil eingeschätzt wird. In den ,,Schlüsselmärkten'' USA und Deutschland haben die Analysten Mark Mahaney und Metthew Reichek eine ,,deutliche Verlangsamung'' der profitablen Entwicklung festgestellt.

Angesichts neuester Zahlen klingt das noch euphemistisch. Die Ergebnisse der Analysten vom 26. Juni belegen, dass die Angebote auf der deutschen Homepage im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres um 15 Prozent zurückgegangen sind. In den USA wurden laut Citigroup bei Ebay sechs Prozent weniger Waren als im Vorjahr angeboten.

Zu Jahresbeginn hat Ebay die Gebühren erhöht. Das führte kurzfristig zu einer Konsolidierung. Doch für die Kunden sind die Gebühren das größte Ärgernis. Nicht nur für die Einstellung von Waren, auch für den Verkauf behält der US-Konzern Geld ein. Für viele Hobby-Verkäufer lohnt sich eine Versteigerung daher kaum noch. Vor allem Bücher und Musik verkaufen sich der Citigroup-Analyse zufolge schlecht.

Die sogenannten Powerseller, erfahrene, teilweise als GmbHs registrierte Großverkäufer, bestimmen inzwischen weitgehend das Geschäft und treiben die Preise nach oben. Skurrile Sonderposten wie der ,,Papst-Golf'' oder die Weimarer Kirchendielen, auf denen Goethe und Christiane Vulpius heirateten, bringen zwar noch Aufmerksamkeit. Doch viele Nutzer stellen fest, dass sie manche Produkte im Laden billiger bekommen als über das Auktionsportal. Es scheint, als habe Ebay den Zenit seines Erfolgs überschritten.

In Zahlen ist diese These längst belegbar: Seit seinem Höchststand Ende 2004 hat sich der Kurs der Ebay-Aktie etwa halbiert. ,,High Risks'' - hohe Risiken erkennen die Analysten für Käufer . Allein mit der Gebührenerhöhung konnte der weltweite Firmenumsatz Anfang 2007 wesentlich gesteigert und die Illusion vom stetigen Wachstum weiter aufrechterhalten werden. Doch bei Ebay in Deutschland ist vorerst die Luft raus.

Die Unternehmensführung hat dafür einen simplen Grund ausgemacht: ,,Wir haben schon alle Deutschen'', sagt die Vorstandsvorsitzende Meg Whitman. Tatsächlich gibt es in Deutschland nicht genügend potentielle Neukunden, die das Auktionsportal entdecken könnten. Ebay kennen schon alle, der Markt ist satt. Jetzt soll der Fokus auf andere Bereiche gerichtet werden. Whitman will die Deutschen stärker für die Benutzung des zu Ebay gehörenden Internet-Telefonprogramms Skype oder den Bezahldienst Paypal gewinnen.

Die größten Perspektiven sieht die Chefin allerdings in China. Auf dem boomenden Markt will die Firma mit ,,Tom Online'' an den Start gehen. Mit dem bisherigen Auktions-Partner kollabierte das Geschäft Ende 2006, weil die einheimische, gebührenfreie Konkurrenz zu stark war. Auch aus Japan zog sich Ebay erst vor gut zwei Jahren zurück. Die Billiganbieter sind in Asien einfach zu mächtig. Trotzdem sagt Konzernchefin Whitman: ,,Wir müssen mehr in China machen.''

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