E-Sport-Spiel "Rocket League":Glanzparade mit dem Raketenauto

Rocket League Screenshot ingame

Rocket League, das am 7. Juli 2015 erschienen ist, erinnert stark an "Autoball" - nur in sehr viel actionreicher. Mit dem Raketenantrieb kann man sogar durch die gesamte Arena fliegen.

(Foto: Pysonix/PR)
  • Bei Rocket League spielt man mit Autos virtuell Fußball: nicht mit gewöhnlichen Autos, sondern mit Raketenantrieb.
  • Das Spiel wurde für Computer und Playstation 4 bereits millionenfach verkauft.
  • Das einfache Konzept macht Rocket League interessant für E-Sport-Veranstalter, wie etwa die Electronic Sports League (ESL).

Von Caspar von Au

Sechs Autos rasen aufeinander zu. Fast zeitgleich treffen sie auf einen riesigen Ball, der vom Aufprall in die Luft katapultiert wird. Sofort folgt eines der Autos dem Ball in die Höhe. Eine Flamme schießt aus dem Heck. Der Wagen fliegt direkt auf den Ball zu, touchiert ihn mit der Schnauze und kickt ihn in ein riesiges Tor. 1:0.

Rocket League ist all das, was man schon immer mit dem eigenen Auto ausprobieren wollte, es aber aus guten Gründen bleiben ließ. Das Ziel des Spiels ist wie beim Fußball: in einem bestimmten Zeitraum (fünf Minuten) mehr Tore schießen als der Gegner. Das Videospiel, das stark an die existierende Sportart Autoball erinnert, könnte für den E-Sport bald die nächste große Disziplin neben League of Legends, Counter-Strike, Dota 2 und Hearthstone werden. Schon während der Entwicklung des Spiels wurde immer wieder von Fans und Beta-Testern spekuliert, ob das Spiel dafür geeignet sei.

Rocket League ist attraktiv für Einsteiger: Spieler wie Zuschauer

Rocket League bringt jedenfalls einige Eigenschaften mit, die es zu einem perfekten Kandidaten für professionellen Wettbewerb machen:

Alle - auch Nicht-Gamer - können das Spielprinzip verstehen. Das macht Rocket League attraktiv für Einsteiger, aber auch für Zuschauer bei künftigen E-Sport-Events. Das Spiel ist kurzweilig, in den fünf Minuten Spiellänge kommt es nur selten zu längeren langweiligen Szenen.

Rocket League Screenshot ingame

Im Multiplayermodus kann man online mit und gegen andere Menschen spielen. Auf der Playstation 4 sogar auf einem Gerät mit bis zu vier Spielern gleichzeitig.

(Foto: Pysonix/PR)

Wichtig ist auch, dass alle Spieler mit den gleichen Voraussetzungen in ein Match gehen: Alle Arenen sind symmetrisch aufgebaut, alle Autos fahren gleich schnell und springen gleich hoch. Unfaire Vorteile oder spielentscheidende Zufälle gibt es nicht. Für Computerspiele ist das nicht selbstverständlich, für E-Sport-Titel aber unverzichtbar.

Mit Raketenantrieb durch die Arena fliegen

"Rocket League zeichnet sich durch eine steile Skillkurve aus", sagt David Hiltscher, Vize-Präsident Gaming Communities bei der Electronic Sports League (ESL). Was er damit meint: Die Steuerung ist simpel. Selbst ungeübten Spielern gelingt es nach nur wenigen Minuten, den Ball mit dem Auto in die richtige Richtung zu stoßen. Aber es benötigt einige Übung, bis man komplexere Manöver - zum Beispiel den sogenannten "Aerial", einen Schuss im Flug - beherrscht.

Und es dauert Hunderte Stunden, bis man wie einige Top-Spieler mit geschickt abgestimmten Raketenschüben über der Arena schweben und den Ball dabei auf der Autoschnauze über das Spielfeld balancieren kann.

Drei Tage nach Erscheinen nahm die ESL Rocket League als Disziplin auf

Rocket League Screenshot ingame

Am schwierigsten ist es, den Ball im Flug zu erwischen.

(Foto: Pysonix/PR)

Das alles scheinen auch die Verantwortlichen bei der ESL schon früh bemerkt zu haben. Rocket League wurde nur drei Tage nach Erscheinen von dem E-Sport-Veranstalter mehr oder weniger zu einer neuen Disziplin gekürt.

Die erste Ranglisten-Saison hat schon begonnen

Rocket League ist Anfang Juli für Computer und Playstation 4 erschienen. Obwohl das Spiel von Psyonix, einem kleinen Entwickler-Studio aus San Diego (USA), entwickelt wurde, erlangte er in der Szene große Bekanntheit. Das Spiel war einen Monat lang für Playstation Plus-Nutzer kostenlos und wurde durch die vielen positiven Kritiken innerhalb weniger Wochen millionenfach heruntergeladen.

Noch hat Rocket League auf der Streaming-Plattform Twitch.tv viel weniger Zuschauer als League of Legends, Counter-Strike und Dota 2, aber inhaltlich hat Psyonix das Spiel seit dem Erscheinen immer weiter in Richtung E-Sport weiterentwickelt. Mitte August kam mit dem Version 1.04 der Zuschauermodus, der es im Spiel ermöglicht, anderen Spielern zuzusehen. Seit vergangenem Freitag hat außerdem die erste Ranglisten-Saison begonnen. Beides Funktionen, die man auch von den großen E-Sport-Titeln kennt.

Noch geht es nur um wenig Preisgeld

"Die Herausforderung der Entwickler ist jetzt, die bestehenden Spieler bei der Stange zu halten", sagt Hiltscher von der ESL. "Das Spiel muss behutsam weiterentwickelt werden, ohne es für Neueinsteiger zu komplex zu machen."

Seit August trägt die ESL einmal in der Woche kleine Rocket-League-Turniere aus. An den "Go4RocketLeague Cups" nehmen immerhin fast 250 Teams teil. Trotzdem, bis Rocket League Turniere in Arenen vor Tausenden Zuschauern mit Preisgeldern in Millionenhöhe ausgetragen werden, dauert es wohl noch. "Die Erfahrung zeigt, dass selbst sehr erfolgreiche und schnell wachsende Spiele ungefähr drei Jahre brauchen, um konstant über 100 000 gleichzeitige Zuschauer anzuziehen", sagt Hiltscher. "Da hat Rocket League noch einen weiten Weg vor sich."

Bei "The International 2015", dem größten E-Sport-Turnier weltweit, gewann das Dota-2-Team "Evil Geniuses" rund 6,63 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: Dem Gewinner eines "Go4RocketLeague Cups" winken derzeit 75 Euro.

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