E-Mails veröffentlicht:Wie Snowden auf sich aufmerksam machte

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Edward Snowden während einer Videokonferenz

(Foto: AFP)

Höchste Vorsicht musste Edward Snowden bei der Wahl seiner Interviewpartner walten lassen. Nun wurden Auszüge seiner ersten Kontaktversuche an die Dokumentarfilmerin Laura Poitras veröffentlicht.

Der Überwachungsskandal wäre beinahe unveröffentlicht geblieben. Dafür gibt es zwei Gründe:

  • Der Journalist Glenn Greenwald ignorierte die ersten E-Mails von Edward Snowden und weigerte sich zunächst, seine digitale Kommunikation zu verschlüsseln.
  • Barton Gellman, Journalist bei der Washington Post, wollte nicht nach Hongkong reisen, um einen ihm unbekannten Informanten zu treffen.

Es liegt an der amerikanischen Dokumentarfilmerin Laura Poitras, dass es dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter Snowden doch noch gelungen ist, die Machenschaften des amerikanischen Geheimdienstes öffentlich zu machen. Poitras hatte bereits länger zum Thema Überwachung gearbeitet, verschlüsselte ihre E-Mails und war von den vagen Andeutungen Snowdens so überzeugt, dass sie Glenn Greenwald überzeugen konnte, nach Hongkong zu fliegen.

Die genauen Inhalte des E-Mailverkehrs sind nun im Dokumentarfilm "Citizenfour" zu hören. Bei jedem Journalisten nannte sich Snowden anders. "Cincinnatus" im Fall von Greenwald, Gellman kannte ihn unter "Verax" und bei Poitras lautete das Pseudonym Snowdens "Citizen Four". Das amerikanische Wired-Magazin hat einen Auszug der E-Mails nun veröffentlicht.

Hier eine Auswahl interessanter Stellen:

"Das Folgende hört sich komplex an, sollte aber nur ein paar Minuten dauern für jemanden, der technisch versiert ist. Ich würde gerne sicherstellen, dass niemand je eine Kopie deines privaten Schlüssels (um verschlüsselt zu kommunizieren, Anmerkung der Redaktion) hatte und du ein starkes Passwort verwendest. Geh davon aus, dass dein Gegner dazu in der Lage ist, pro Sekunde eine Billion Passwort-Möglichkeiten auszuprobieren."

"Du fragst mich, warum ich dich ausgesucht habe. Das war nicht ich, sondern du selbst. Die Überwachung, die du erfahren hast (Poitras wurde mehrfach an Flughäfen aufgehalten und durchsucht, Anmerkung der Redaktion), bedeutet, dass du ausgewählt wurdest."

"Wir bauen gerade die größte Unterdrückungswaffe in der Geschichte der Menschheit auf. Dennoch nehmen sich die Direktoren von jeder Schuld aus. Keith Alexander, Chef der NSA, hat den Kongress angelogen. Ich kann das beweisen."

"Niemand, nicht einmal die mir am nächsten stehende Vertrauensperson, weiß von meinen Plänen und es wäre ihnen gegenüber nicht fair, falls sie unter Verdacht geraten sollten. Du könntest die einzige Person sein, die das verhindern kann, indem du mich direkt ans Kreuz nagelst anstatt zu versuchen, mich als Quelle zu beschützen."

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