E-Book-Reader:Digitale Bücherei für den Sommerurlaub

In der Sonne sollte man sie nicht liegen lassen, ansonsten sind elektronische Lesegeräte eine praktische Urlaubsbegleitung. Ein Vergleich der unterschiedlichen E-Book-Reader lohnt sich allerdings: Es gibt verschiedene Systeme konkurrierender Hersteller - manche sind umständlich zu befüllen.

Andreas Grote

Urlaubszeit ist Schmökerzeit. Doch Bücher sind schwer und die Koffer voll. Immer mehr Menschen liebäugeln daher mit einem elektronischen Buch, einem eBook-Reader. Er hat etwa die Größe eines Taschenbuches, ist dünn, und sein Speicher fasst Tausende Bücher. Von etwa 60 Euro an sind die Lesegeräte zu haben. Wer Freude daran haben will, sollte jedoch eher das Doppelte investieren.

E-book

Wer hoch hinaus will, sollte sich überlegen, statt schweren Büchern, einen E-Book-Reader mit in den nächsten Urlaub zu nehmen.

(Foto: victorgeorgiev / photocase.com)

Wichtigstes Merkmal ist der Bildschirm. Die meisten aktuellen Geräte wie Kindle von Amazon, T1 von Sony, Kobo Touch oder die neuen Reader Cybook Odyssey von Bookeen oder Pocketbook Touch nutzen die elektronische Tinte "Pearl" der Firma eInk, um die Textseiten darzustellen. Jeder Bildpunkt besteht aus einem Kügelchen, das eine weiße und eine schwarze Seite hat. Diese werden elektronisch angesteuert. eInk-Displays können daher nur Grautöne darstellen. Der Text erscheint augenfreundlich wie auf hellgrauem Umweltpapier gedruckt und ist selbst bei Sonnenlicht gut zu lesen.

Das Ansteuern der Pigmente braucht aber seine Zeit, beim Umblättern vergeht fast eine Sekunde. Energie wird nur zum Umblättern gebraucht. Eine Akkuladung reicht daher in der Regel locker für den Urlaub aus. Bedient werden viele Lesegeräte mittlerweile wie Smartphones, nämlich per Berührungsbildschirm. Das ist nicht nur intuitiver, eine Tastatur wie beim Kindle Keyboard benötigt auch mehr Platz.

Mit Einschränkungen eignet sich auch ein Tablet-PC wie das Apple iPad oder Samsungs Galaxy Tab als eBook-Reader, zumal es immer mehr Tablets in handlicher Sieben-Zoll-Größe gibt. Ihre LCD-Displays sind schneller, farbig und zeigen Videos und Bilder in brillanter Qualität.

LCD-Displays ermüden Augen schneller

Allerdings sind Tablets teurer, schwerer, das hintergrundbeleuchtete Display ermüdet die Augen schneller, im Tageslicht spiegelt es stark und macht das Lesen fast unmöglich. Und wegen des hohen Stromverbrauchs müssen sie spätestens nach zehn Stunden an die Steckdose. Als eBook-Reader angebotene Tablets wie der Archos 70b, der Weltbild-eBook-Reader 3.0 von Trekstor oder der TFT-Reader von Thalia sind zwar günstig, können aber wegen ihrer schwachen Hardware weder als Tablet noch als eBook-Reader überzeugen.

Auf den meisten eBook-Readern ist der Onlineshop ihres Herstellers bereits installiert. Das ist praktisch, ausreichend deutschsprachige eBooks gibt es in allen diesen Bookstores, wenn auch leider keine Zeitungen. Nur Amazon hat einige Tageszeitungen und Magazine im Shop. Per Wlan verbindet sich der Reader mit dem integrierten Online-Bookstore. Gekaufte Bücher werden sofort auf den Reader heruntergeladen. Für Tablets und Smartphones bieten viele der Bookstores kostenlose Apps. So kann der Leser mit seinen anderen mobilen Geräten ebenso auf seine erworbenen Bücher zugreifen und weiterlesen und zum Teil auch neue eBooks darüber kaufen, die dann synchron auf den Reader überspielt werden.

Neue E-Books herunterladen

Der Zugriff auf den integrierten Bookstore per Wlan funktioniert in vielen Ländern auch unterwegs, zum Beispiel im Hotel oder im Internetcafé. So lässt sich die Urlaubslektüre im Nachhinein ergänzen. Unabhängig von einem Wlan sind der Kindle Touch 3G, der Kindle Keyboard 3G und der technisch weniger überzeugende Oyo 3G von Thalia. Sie haben eine SIM-Karte eingebaut und bauen per Mobilfunk eine Verbindung zum Bookstore auf. Beim Kindle entstehen dabei in den meisten Ländern keine Verbindungskosten, beim Oyo 3G pro Buchkauf im Ausland 99 Cent.

Für den technisch gut durchdachten T1 hat Sony den deutschen Bookstore noch nicht freigeschaltet. eBooks muss der Leser daher zuerst über den PC im Internet in einem Bookstore wie Libri, Thalia, Weltbild oder Kobo kaufen, auf den PC herunterladen und dann per USB-Kabel auf den Reader überspielen - das ist sehr umständlich. Auch kann man unterwegs keine zusätzlichen Bücher hinzukaufen, außer man hat sein Notebook dabei.

Über den PC lassen sich auch alle Reader aus anderen Bookstores bestücken. Die eBooks werden am PC im Online-Shop im Internet gekauft und dann per USB-Kabel auf den Reader kopiert. So lässt sich, je nach Auswahl oder Vorliebe, mal hier und mal dort einkaufen. Denn die meisten deutschen Online-Bookstores liefern mittlerweile fast alles im Adobe-kopiergeschützten ePub-Format aus, das bis auf den Kindle alle Reader beherrschen. Nutzer berichten allerdings immer wieder von Schwierigkeiten, bestimmte Bücher für ihre jeweiligen Lesegeräte zu bekommen, auch werden manche eBooks nur in bestimmten Ländern verkauft.

Der Sonderfall Amazon Kindle

Ein Sonderfall in dieser Hinsicht ist der Kindle. Zwar gibt es viele der kostenlosen Bücher auch in einem Format, das der Kindle versteht. ePub versteht der Kindle jedoch nicht, sondern nur bei Amazon gekaufte Kindle-eBooks. Andere Reader wiederum können mit Kindle-eBooks nichts anfangen.

Zusatzfunktionen sind bei eBook-Readern meist wenig sinnvoll. Möglichkeiten, die Schriftgröße, Schriftart und Helligkeit des Bildschirms anzupassen sowie Lesezeichen, um Stellen im Buch wiederzufinden, bieten alle Reader. Nützlich ist die Möglichkeit, Notizen in den eBooks zu hinterlegen. Diese werden über die Tastatur oder beim Sony T1 mit einem speziellen Stift handschriftlich eingetragen. Ganz so unkompliziert wie die gedruckte Lektüre sind eBook-Reader aber dann doch nicht. Zu viel direktes Sonnenlicht schadet Display und Akku, Sand zerkratzt das Display, und ins Gehäuse eindringendes Wasser zerstört die Elektronik. Wer am Strand lesen will, ist daher mit Silikonhülle, Schutzfolie oder gar wasserdichter Schutzhülle gut beraten. Und außerdem: Im Schatten zu lesen ist sowieso viel gesünder.

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