Drosselung der DSL-Flatrate:Telekom steht auf der Leitung

Experten sehen Chancen für den Breitbandmarkt

Wird die Geschwindigkeit für DSL-Kunden bald ab einer bestimmten Datenmenge gedrosselt? Über ein derartiges Modell scheint die Telekom nachzudenken.

(Foto: dpa)

Führt die Telekom eine Datenobergrenze für DSL-Tarife ein, ähnlich wie beim Mobilfunk? Dieses Gerücht wabert durch Blogs und Twitter. Die Telekom dementiert nur halbherzig.

Wer mehr verbraucht, soll mehr zahlen: Die Deutsche Telekom denkt darüber nach, auch im Festnetz die Internet-Geschwindigkeit ab einer bestimmten Datenmenge zu drosseln. Der Konzern verweist als Grund auf die sinkenden Preise, während viel Geld für den Netzausbau gebraucht werde. "Eine Lösung wäre tatsächlich, das in den Tarifen enthaltene Datenvolumen zu begrenzen", heißt es in einem Blogeintrag der Telekom, auf den der Konzern auf Anfrage von SZ.de verwies.

"Braucht ein Kunde mehr Highspeed-Volumen, könnte er - wie im Mobilfunk auch - weitere Kapazitäten hinzubuchen", schreibt die Telekom dort. Der Vorteil daran wäre, dass nur die Kunden mehr zahlen müssten, die tatsächlich mehr Volumen beanspruchten, argumentiert das Unternehmen. Zugleich heißt es ausdrücklich: "Bisher gibt es keine neuen Tarife." Man werde informieren, wenn sich daran etwas ändere.

Der Podcast "Fanboys" und hatte unter Hinweis auf Informationen aus der Telekom berichtet, die Datenobergrenzen sollten wohl zum 2. Mai eingeführt werden. Demnach sei für "Call & Surf"-Tarife und auch das Multimedia-Angebot "Entertain" mit DSL ein Inklusiv-Volumen von 75 Gigabyte vorgesehen. Im schnelleren VDSL-Netz erhöhe sich die Obergrenze auf 200 Gigabyte und bei Glasfaser-Anschlüssen auf 300 bzw. 400 Gigabyte. Danach werde die Geschwindigkeit - wie schon bei Mobilfunk-Tarifen - auf 384 Kilobit pro Sekunde gekappt.

Ausnahmen für ausgewählte Partner

Das Inklusiv-Volumen dürfte für die meisten Nutzer ausreichen. Wer jedoch über den Internet-Anschluss fernsieht oder Film-Dienste nutzt, könnte zumindest bei 75 Gigabyte relativ schnell an die Grenzen stoßen. Allerdings macht die Telekom eine Ausnahme bei eigenen Angeboten oder Services von Partnern wie dem Musikdienst Spotify: In einigen Tarifen werden diese Daten nicht auf das Kontingent aufgerechnet.

Wie das Wall Street Journal Deutschland (WSJ) meldet, könnte die Telekom aber schon heute ihr Tarif-Modell umstellen: Wer einen VSDL-Anschluss bei dem Unternehmen besitzt, hat ein paar Fußnoten in seinem Vertrag stehen. Eine davon gibt der Telekom das Recht, die Surfgeschwindigkeit bei extrem hohen Datenmengen zu drosseln. "Bislang macht die Telekom davon aber keinen Gebrauch," sagte ein Unternehmenssprecher dem WSJ.

Unwahrscheinlich ist, dass die Telekom die Einführung von Daten-Obergrenzen jetzt im Alleingang wagt. Auch andere Telekommunikations-Anbieter beschweren sich schon lange über den harten Preiskampf. Zudem müssen wegen exponentiell wachsender Datenvolumen die Netze massiv ausgebaut werden - und das kostet Milliarden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: