Digitales TV:So machen Sie Ihren Fernseher fit für 2012

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Im kommenden Jahr wird das analoge Satellitenfernsehen abgeschaltet. Wie muss das TV-Gerät umgerüstet werden, damit es digitale Programme empfangen kann? Und lohnt sich der Umstieg überhaupt? Eine kurze Übersicht

Helmut Martin-Jung

Früher war die deutsche Fernsehwelt übersichtlich. Für die wenigen Sender reichten ein paar Stationstasten am Gerät, und empfangen wurden sie - worüber auch sonst - über eine Antenne am Gerät oder auf dem Dach.

Bis zu zwei Millionen Zuschauer empfangen noch analoges Sat-TV und könnten nach der Umstellung auf digitalen Satellitenempfang vor einem schwarzen Bildschirm sitzen. Abhilfe schafft zum Beispiel ein DVB-T-Empfänger mit Antenne. (Foto: dapd)

Heute gibt es nicht bloß viele Sender, sondern auch viele verschiedene Wege, wie das Signal in den Fernseher kommt. So verwirrend diese Vielfalt auch ist, eine Tendenz immerhin zeichnet sich ab: Die digitale Übertragung löst die analoge mehr und mehr ab.

Spätestens zum 30. April 2012, in gut viereinhalb Monaten also, ist der nächste Schritt in diese Richtung fällig. ARD und ZDF sowie die privaten Sender in Deutschland werden zu diesem Termin die analoge Ausstrahlung ihres Programms über Satellit beenden.

Einige kleinere Privatsender haben jedoch angekündigt, dass sie schon zum Jahreswechsel ihr Programm nicht mehr analog über Satellit verbreiten werden - aus Kostengründen. Wer also nicht rechtzeitig seine Empfangsgeräte umrüstet, bei dem bleibt der Bildschirm spätestens am 1. Mai 2012 schwarz.

Wer ist betroffen?

Umrüsten müssen alle, die Fernsehen über eine ältere Satellitenschüssel empfangen und bei denen am Fernseher im Videotext auf der Seite 198 die Nachricht angezeigt wird: "Bitte stellen Sie auf digitalen Empfang um." Wer diese Meldung angezeigt bekommt, aber das Fernsehsignal über einen Kabelanbieter empfängt, ist nicht betroffen. Die Kabelanbieter übertragen auch weiterhin ein analoges Programmpaket.

Moderne Flachbildfernseher können ein wesentlich schärferes Bild anzeigen als herkömmliche Röhrengeräte. Deren Bildröhren stellen nämlich nur 720 mal 576 Punkte dar. Bei Flachbildfernsehern mit ihren Bildschirmen aus Flüssigkristallen oder Plasma sind es dagegen mindestens 1280 mal 720 Punkte, im Fachjargon High Definition (HD) genannt, meistens aber sogar 1920 mal 1080 Punkte, genannt Full HD.

Weil jedoch die Menge an Daten wächst, je höher die Zahl der Bildpunkte wird, ist die analoge Übertragung dafür nicht mehr geeignet. Die digitale Version lässt sich platzsparend zusammenquetschen, bei der analogen Übertragung muss dagegen jeder Punkt einzeln übertragen werden - was viel mehr Platz in den stets knappen Sendefrequenzen beanspruchen würde.

Bei der digitalen Übertragung kommt es außerdem nicht zu Störungen, wie man sie vom analogen Empfang kennt. Die bessere Qualität digitaler Bilder kann man sogar auf Röhrengeräten deutlich sehen. Was aber ist zu tun, um Fernsehen digital zu empfangen?

Wer derzeit noch analog über Satellit guckt, kann seine alte Anlage vergleichsweise kostengünstig umrüsten lassen. Dazu reicht es meist, in den vorhandenen Parabolspiegel einen neuen Signalumsetzer (LNB) einzubauen. Ist die Anlage schon älter, wird meist auch ein neuer Empfänger (Receiver) fällig, das Kästchen also, das neben das TV-Gerät gestellt wird.

Die Materialkosten für beide Geräte zusammen beginnen bei etwa 50 Euro. Besonders bei den Receivern werden aber auch viele teurere Varianten angeboten, darunter solche mit eingebauter Festplatte, mit denen sich auch Sendungen digital aufzeichnen lassen. Es gibt aber auch Fernsehgeräte mit eingebautem Receiver für digitalen Satellitenempfang. Das spart das Kästchen neben dem Fernseher und die zweite Fernbedienung ein.

Wie immer bei Satellitenempfang gilt: Jedes TV-Gerät braucht einen eigenen Receiver. Ist die Verkabelung schon älter, kann es sein, dass auch sie erneuert werden muss.

Die Kabelnetzbetreiber bieten in vielen Regionen ebenfalls digitale Übertragung an. Auch dafür braucht es einen eigenen Empfänger (Receiver). Viele moderne Fernsehgeräte haben einen solchen Kabelempfänger aber bereits eingebaut.

Weil einige Kabelnetzbetreiber alle privaten Sender verschlüsselt übertragen, kann man diese Sender ohne eine Chipkarte des Betreibers, zum Beispiel Kabel Deutschland, aber nicht digital sehen. Diese Karte schiebt man entweder in eine Empfangsbox neben dem Fernseher oder, falls man einen Fernseher mit eingebautem Empfänger nutzt, in ein kleines Modul, das dann in einen Schlitz am Fernsehgerät gesteckt wird.

Ohne diese Karte lassen sich nur die öffentlich-rechtlichen Sender digital empfangen. In Mehrfamilienhäusern kommt es darauf an, welche Technik bei der Verteilung verwendet wird. Ist diese veraltet, kann es sein, dass im gesamten Haus nur analoger Kabelempfang möglich ist.

Für den Kabelempfang wird eine monatliche Gebühr von etwa 20 Euro erhoben, bei Mietwohnungen ist sie oft in der Miete enthalten.

Seit einigen Jahren schon gibt es in Deutschland das digitale Antennenfernsehen DVB-T. Fast alle TV-Geräte, die heute verkauft werden, haben bereits einen dafür geeigneten Empfänger eingebaut. In den meisten Fällen reicht eine kleine Zimmerantenne aus, um bis zu 30 Sender zu empfangen.

Die öffentlich-rechtlichen Sender bekommt man damit in ganz Deutschland auf den Schirm, in Ballungsräumen auch die wichtigsten Privatsender. Es gibt aber zwei gravierende Nachteile: Der in Deutschland verwendete Standard unterstützt kein HD, das Bild ist also zwar klarer als Analogfernsehen, hat aber nicht mehr Bildpunkte.

Zweiter Nachteil: Für die Übertragung über Antenne muss das Signal stärker zusammengequetscht werden als bei Kabel und Satellit. Dadurch entstehen besonders bei schnellen Szenenwechseln oft hässliche Klötzchen im Bild. Das stört bei Action-Szenen und bei Sportübertragungen, fällt aber erst bei großen Fernsehern auf.

Wer also hauptsächlich die öffentlich-rechtlichen Sender schaut und das möglicherweise auf einem älteren TV-Gerät, kommt also mit einem zusätzlichen DVB-T-Empfänger (von ca. 30 Euro an mit Antenne) am kostengünstigsten in die Digitalwelt und auf diese Weise auch weg von der hässlichen Schüssel.

Irgendwann wird Fernsehen nach Ansicht der meisten Experten nur noch über das Internet ins Haus kommen, auch deswegen, weil die ständig wachsenden Bewegtbildangebote im Netz es möglich machen, Inhalte dann zu konsumieren, wenn man Zeit und Lust hat und nicht mehr dann, wenn ein Sender etwas ausstrahlt.

Eine Reihe von Anbietern macht das heute schon, zum Beispiel die Deutsche Telekom mit "Entertain", Vodafone mit "VodafoneTV" oder O2 mit "AliceTV". Eine Sonderstellung nehmen Kabelanbieter wie Kabel Deutschland ein, die Internet- und Telefondienste über die Kabelfernseh-Leitung anbieten. Auch dort ist zeitversetztes Fernsehen und Fernsehen auf Abruf möglich.

Um solche Angebote nutzen zu können, muss die Internetanbindung aber schnell genug sein. Sechs Mbit pro Sekunde (oft auch bezeichnet als DSL 6000) sind das Mindeste, reichen für stabilen HD-Empfang aber meist nicht aus. Die Telekom beispielsweise nennt als Mindestvoraussetzung für Entertain einen Anschluss mit 16 Mbit/s. Einen solchen bekommt man aber nicht überall, weil die Anbieter die Kapazitäten in Ballungsräumen immer zuerst ausbauen.

Welche Lösung die beste ist, lässt sich generell nicht sagen, es hängt sowohl von den örtlichen Voraussetzungen ab, als auch von den TV-Gewohnheiten. Die Zukunft ist aber auf jeden Fall digital, und zunehmend werden Bewegtbilder auch hochauflösend (HD) gesendet - was einen gewaltigen Qualitätssprung bedeutet.

Die öffentlich-rechtlichen Sender werden die freigewordenen Satellitenkapazitäten übrigens dafür nutzen, die Dritten Programme und Spartensender auf HD umzustellen. Wer das einmal auf einem größeren Flachbildfernseher guter Qualität gesehen hat, mag es kaum noch missen.

Mittlerweile sind durch den enormen Konkurrenzdruck die Preise für gute Geräte stark gesunken und viele Hersteller haben es darüberhinaus auch geschafft, den Energieverbrauch ihrer Geräte zu reduzieren. So brauchen manche neue, mit Dioden beleuchtete Ein-Meter-Fernseher unter 100 Watt.

Analoge Übertragung gibt es von Mai 2012 an nur noch per Kabel. Auch die Kabelanbieter wären die Analoglast gerne los, sind aber durch langfristige Verträge mit Wohnungsgesellschaften gebunden, die nicht teuer auf Digitaltechnik umstellen wollen.

© SZ vom 12.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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