Digitales Leben:Amazon-Gerät "Echo" könnte helfen, einen Mordfall in den USA zu lösen

Amazon Echo

Das Gerät "Echo" von Amazon horcht und reagiert auf die Ansprache des Nutzers. Spricht dieser in seiner Nähe eines der Aktivierungswörter, agiert es als virtueller persönlicher Assistent.

(Foto: AP)

Das Audio-Gadget verfügt über Mikrofone, die ständig aktiv sind. Damit ließe sich vielleicht klären, ob der Verdächtige zur fraglichen Zeit am Tatort war. Doch die Polizei kommt bisher nicht an die Daten heran.

Von Bernd Graff

Amazons "Echo", ein zylindrisches Audio-Gadget, das über sieben Mikrofone verfügt, ist einer der aktuellen Verkaufsschlager des Online-Händlers. In den USA gibt es das Tisch-Gerät seit dem Sommer 2015, in Deutschland ist es erst seit diesem Herbst verfügbar.

"Echo" kann nicht nur Musik abspielen, seine Mikrofone sind immer aktiv. So horcht es und reagiert auf die Ansprache des Nutzers. Spricht er in seiner Nähe eines der Aktivierungswörter "Alexa", "Echo" oder "Amazon", dann agiert es als virtueller persönlicher Assistent. So kann es bei Amazon einkaufen und den Terminkalender führen. Über nachrüstbare Apps von Drittanbietern kann es auch ein ganzes Smart Home steuern oder Bankgeschäfte tätigen. Damit dies möglich ist, muss "Echo" mit den Rechnern in Amazons Cloud verbunden sein - und bleiben.

Das Gerät hat die Tat vielleicht aufgezeichnet

Diese Tatsache könnte eines der Geräte nun in einem Mordfall zum "Zeugen" gemacht haben. The Information, ein Online-Magazin, berichtet, dass die Polizei in Bentonville, Arkansas, Amazon um die Übermittlung von Audio-und anderen Datensätzen aus einem "Echo" gebeten habe, das an einem Tatort gefunden wurde.

Dessen Besitzer, der Tatverdächtige, verweigert die Herausgabe seiner Zugangsdaten, weswegen die Polizei lediglich weiß, dass es in der Mordnacht benutzt worden war, aber nicht wofür und wie, und ob es vielleicht die Tat akustisch aufgezeichnet hat. Auch wenn dies sehr unwahrscheinlich ist, könnte das Elektro-Ohr aber auf jeden Fall belegen, ob der Angeklagte zur Tatzeit im Haus war.

Amazon habe die Herausgabe der fraglichen Daten bisher verweigert. Doch zeigt der Fall, dass intelligente und vernetzte Kommunikationsgeräte nicht lediglich Computer mit besseren Mitteln sind. Sondern Schnüffler, die nicht nur Auskunft über die Welt erteilen können, sondern auch über ihre Bewohner. Vielleicht sogar als Zeugen der Anklage.

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