Digitale Chancen:Smartphones sind super - auch für 80-Jährige

Das Internet bereichert das Leben. Davon können auch Senioren profitieren - wenn sie sich darauf einlassen.

Kommentar von Marc Beise

Wer heute 20 Jahre alt ist, weiß gar nicht, was die digitale Revolution ist. Denn eine Revolution ist ein Umsturz, etwas Neues, das schnell kommt und alte Gewissheiten beseitigt. Die jungen Menschen von heute aber sind bereits digital, ohne dem noch eine besondere Bedeutung beizumessen.

Ihr wichtigstes Handwerkszeug ist das Smartphone, mit dessen Hilfe sie Arbeit und Freizeit koordinieren. Eine ungeheure Menge von Daten ist im Umlauf, in einem Jahr sind jetzt so viele dazu gekommen, sagt man, wie in der ganzen Menschheitsgeschichte zuvor generiert worden sind, und diese Daten werden mehr und mehr vernetzt.

Noch fahren die Autos nicht automatisch, und viele Ärzte schreiben Diagnose und Therapie ihrer Patienten auf aufklappbare Karteikarten, statt dies alles zum Wohle der Patienten elektronisch zu erfassen und anonymisiert in einem Netzwerk austauschbar zu machen (das würde man dann Big Data nennen) - aber all das wird kommen, und vieles ist schon da, beispielsweise die Vernetzung von Maschinen weltweit, was man Industrie 4.0 nennt. Always-on: In diese Welt sind die jungen Menschen wie von selbst hineingewachsen, ihre Kinder werden bereits in diese Welt geboren.

Wie die 40-, 60-, 80-Jährigen die Digitalisierung erleben

Wer heute 40 ist, der (oder die) hat die Veränderungen im digitalen Zeitalter erst langsam, dann schnell kommen sehen. Er hat sich mit Freude in dieser neuen Welt eingerichtet, weil er die Vorteile sieht, oder ohne Freude, weil er die Welt früher besser fand. Aber er weiß, dass es nicht mehr anders geht, und wenn er es nicht weiß, dann wird er es bald merken.

Wer heute 60 ist, der sagt sich vielleicht: Ich brauche das nicht mehr. Aber das wäre ein großer Fehler, denn wenn ihm die Gnade eines langen Lebens gewährt wird, dann wird auch er, ob es ihm passt oder nicht, ohne Internetanschluss und Smartphone nur noch sehr schwer durchs Leben kommen.

Wer heute 80 ist, der braucht die neue Welt vielleicht wirklich nicht mehr - aber er sollte sie trotzdem haben wollen. Denn diese neue Welt erhält und fördert die Neugier aufs Leben. Das Smartphone eröffnet einen großartigen Zugang zu all den Menschen und Dingen, die wir kennen, und erst recht zu denen, die wir nicht kennen. Die Vernetzung erhöht die Lebensqualität und die Sicherheit, und sie schafft neue Formen der Kommunikation und der Nähe.

Das Internet bereichert das Leben - auch für Senioren

Beim SZ-Wirtschaftsgipfel, der gerade wieder in Berlin die alte und die neue Wirtschaft zusammengebracht hat, wurde eine Brille herumgereicht, mit der man - ähnlich, aber weit intensiver als im 3-D-Kino - durch beinahe authentisches Sehen und Hören in die gefilmte Welt eintauchen konnte, sei es die großartige Natur von Island oder die bedrückende Realität eines von Rebellen besetzten Dorfes im Kongo, wo sich ein Konflikt entwickelt, von dem die meisten in Deutschland nichts wissen, von dem sie in wenigen Jahren aber vielleicht ebenso betroffen sein werden wie heute durch das syrische Drama: weil von dort die nächste Flüchtlingswelle kommen könnte.

Es gibt keinen Grund, warum diese neue Möglichkeit der Wahrnehmung nur etwas für 20- bis 60-Jährige sein sollte, warum nicht auch für 80-Jährige und Ältere. Die virtuelle Realität ist Teil der digitalen Zukunft, so wie die Vernetzungen in der Wirtschaft und in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Diese Welt birgt Gefahren, ja, Big Data kann missbraucht werden, darüber ist jetzt zu reden. Aber das Internet der Dinge, wie es angesichts der vielen vernetzten Geräte inzwischen auch heißt, ist vor allem auch eine Bereicherung des Lebens. Und eine Chance - auch für die Deutschen und ihre Unternehmen.

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