Digitale Bücher: Qual der Wahl:Bücher für die Hosentasche

Von Amazon bis Texttunes: Verschiedene Anbieter wollen die Deutschen zu fleißigen E-Book-Lesern machen - doch nicht alle können überzeugen.

Ben Schwan

Auch wenn viele sich von ihrer Liebe für gedruckte Bücher kaum abbringen lassen werden - elektronische Lesegeräte haben ihren Anteil am Markt erobert. Krimis etwa, die man zuvörderst wegen der Spannung und wegen des "Wer war's" liest, aber selten ein zweites Mal, bieten sich für sogenannte E-Book-Reader an.

E-Book-Reader

Das Buch wird digital - erste Angebote sollen nun auch die Deutschen zu E-Book-Lesern machen.

(Foto: dpa)

Durchgesetzt haben sich aber weniger die reinen Lesegeräte mit ihren monochromen Bildschirmen, sondern Smartphones und Tablet-PCs. Es lohnt daher, einen Blick auf die Dienste zu werfen, mit denen sich Smartphones und Tablet-PCs zu Bibliotheken im Taschenformat machen lassen.

Reine Lesegeräte für elektronische Bücher werden zwar mittlerweile von vielen Herstellern angeboten. Doch der Onlineshopping-Riese Amazon musste den Preis seines neuesten Kindle-Modells zuletzt massiv (rund 105 Euro plus Mehrwertsteuer, Versand und Zoll) senken und nennt gegenüber Medien und Analysten auch drei Jahre nach Markteinführung noch keine offiziellen Verkaufszahlen.

Denn im Gegensatz zu den Lesegeräten mit ihrem Schwarzweiß-Bildschirm bieten Handys und Tablets eine bunte Anzeige; mit ihnen kann man auch Spiele spielen oder Videos gucken.

Und sie kommen gegenüber den reinen Readern moderner daher, obwohl man über den praktischen Nutzen streiten kann. Denn bei Handys und Tablets wird man beim Lesen der Hintergrundbeleuchtung wegen schneller müde, die Monochrom-Anzeigen bei Lesegeräten dagegen lassen sich wie Papier lesen.

Dennoch greifen mittlerweile viele lieber zu ihrem Smartphone. Das Display etwa eines iPhone4 oder eines Google NexusS ist dafür gut geeignet, hohe Auflösungen mit bis zu 300 Bildpunkten pro Zoll bilden auch kleine Schrift scharf ab. Hinzu kommt, dass die angebotenen Leseprogramme immer besser werden. Wir stellen im Folgenden vier interessante Apps für Handys und Tablets vor.

Kindle: Amazon setzt nicht allein auf sein Schwarzweiß-Lesegerät - stattdessen versucht der Konzern, das Risiko mit dem Dienst Kindle zu streuen. Die Anwendung gibt es deshalb für Computer (PC, Mac), Smartphones (Android, iPhone, Windows Phone7) und Tablets (iPad). Hat man ein Buch erst einmal gekauft, kann man es sich auch auf die anderen Plattformen holen. Dabei wird praktischerweise die Leseposition synchronisiert; auch Notizen werden in der sogenannten Cloud, also auf Servern im Internet, abgelegt.

Nach langen und schwierigen Vertragsverhandlungen mit den Verlegern deutschsprachiger Bücher brachte Amazon das Kindle-Konzept nun kurz vor Ostern nach Deutschland. Im aktuellen Programm finden sich 25000 Bücher sowie einige Zeitungen und Magazine. Das Lesegerät selbst kann so auch in Deutschland bestellt werden und kostet 139 Euro; soll ein UMTS-Modul dabei sein, werden 189 Euro in Rechnung gestellt.

Google eBooks: Internetriese als Buchhändler

Google eBooks: Erst im Dezember des vergangenen Jahres gestartet, versucht sich auch der Internet-Riese am Verkauf elektronischer Bücher. Das Angebot soll bald auch bei uns verfügbar sein, wir haben uns die US-Version angesehen. Sie bietet eine Auswahl aus mehreren Millionen meist englischsprachigen Titeln.

Auch Google lässt den Nutzer die Buchsammlung auf den verschiedensten Plattformen lesen - sei es nun im Browser, auf Smartphones oder Tablets. Dabei geht allerdings das Gefühl, ein E-Book wirklich zu besitzen, verloren - und ohne Internetverbindung sind bestimmte Funktionen nicht nutzbar.

Etwas zu schnell entwickelt scheinen außerdem die Lese-Anwendungen für iPhone, iPad und Android gewesen zu sein: Sie machen an vielen Stellen einen noch rauen Eindruck.

So fehlt etwa beim iPhone die Möglichkeit, auch im Querformat und nicht nur im Hochformat zu lesen, was auf Dauer anstrengend werden kann. Außerdem muss sich der Nutzer bewusst sein, dass Google wie auch Amazon erfassen, was er wann liest - nur so ist es möglich, dass man zum Beispiel auf dem Handy dort weiterliest, wo man auf einem Tablet aufgehört hat.

Txtr: Berliner Startup mit großen Plänen

Txtr: Die junge Firma Txtr in Berlin arbeitete lange Zeit an einem eigenen Lesegerät in E-Ink-Technik, das aber nie fertig wurde. Mittlerweile ist das Start-up deshalb auf eine Lesesoftware umgestiegen, die mit einem Internetauftritt kombiniert wurde.

Sie läuft auf Android- und iPhone-Smartphones und ist an einen firmeneigenen, deutschsprachigen E-Book-Laden angedockt. Neben dem Schmökern gekaufter Bücher kann man Txtr auch als Plattform für eigene Dokumente nutzen, die dann mit allen angeschlossenen Geräten synchronisiert werden. Dabei werden verschiedene Formate unterstützt.

Die Txtr-Software hat hier und da noch Macken, weil sie beispielsweise PDFs anders darstellt als gekaufte Bücher; die Programmierer versprechen aber regelmäßige Updates.

Das alte Problem, dass man etwa mittels Amazon Kindle gekaufte Bücher nicht in eine andere Anwendung exportieren kann, bleibt aber aus Kopierschutzgründen bestehen - dafür kann Txtr nichts.

Texttunes: Luft nach oben

Textunes: "Immer und überall in aktueller Literatur stöbern" - das versprechen die Macher von Textunes. Auch hier handelt es sich um eine Kombination aus Online-Laden für deutschsprachige Bücher im Web und einer eigenen Anwendung, die für das iPhone und das iPad sowie für Geräte mit Android angeboten wird.

Dabei finden sich im Angebot neben großen Verlagen wie Fischer oder Dumont auch kleinere unabhängige Imprints. Einige Titel werden zudem in einer Kombination aus Hörbuch und digitalem Druckwerk angeboten, dann meistens allerdings als eigenständige Anwendung.

Textunes bietet mittlerweile auch eine Android-Fassung seiner regelmäßig aktualisierten und gut gestalteten Lesesoftware an. Bislang liegen aber nur einzelne Titel - darunter passenderweise auch "Das Google-Imperium" - als eigene Apps vor.

Bei den Preisen kann man indes, wenn man Textunes einfach nur mal ausprobieren will, wenig falsch machen: Bereits mit 6,99 Euro pro Titel geht es los.

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