Deutscher iPad-Rivale:WeTab: Der Fehler-Flachcomputer

Das zum iPad-Konkurrenten hochgejubelte WeTab wird seinen eigenen Ansprüchen noch nicht gerecht: Zahlreiche Probleme und Ungereimtheiten lassen den Nutzer verzweifeln.

Helmut Martin-Jung

Für die Macher des WeTab ist es Segen und Fluch zugleich, dass Apple ihnen mit seinem iPad zuvorkam.

A customer examines the WeTab tablet computer during the first day of its sales in an electronics supermarket in Berlin

IPad-Konkurrent WePad: Kein guter erster Eindruck.

(Foto: REUTERS)

Einerseits gäbe es wohl kaum so viel Interesse für eine Start-up-Firma, fiele deren Produkt nicht in dieselbe Kategorie. Andererseits wären die beiden in der WeTab GmbH zusammengeschlossenen Firmen Neofonie und 4tiitoo (sprich: forty-two) wohl auch nicht so unter Druck geraten, wie sie es jetzt sind. Denn das WeTab ist ein Tablet-Computer, der gute Ansätze zeigt, dessen Software man aber gerne noch etwas Feinschliff gegönnt hätte.

Was man auch ausprobiert an dem Gerät - stets manifestiert sich der Eindruck des Unfertigen, des nicht zu Ende Gebrachten. Da wirbt der Hersteller beispielsweise damit, dass man auf das WeTab ganz einfach Dateien, Musik im MP3-Format etwa, übertragen könne. Doch was passiert, wenn man einen USB-Stick einsteckt?

Man erhält - wenn man schlau genug war, auf das kleine graue USB-Symbol am linken Bildschirmrand zu tippen - die Möglichkeit, die gespeicherten Dateien anzusehen. Das aber passiert mit einem Dateibrowser, der nur mäßig ans WeTab angepasst wurde. Kopieren kann man die Dateien noch, eingefügt werden sie aber nicht.

Oder das Mailprogramm, das vom Nutzer verlangt zu wissen, was ein SMTP-Server ist. Viele Handyhersteller schaffen es inzwischen, die Einrichtung populärer Mailanbieter vorzunehmen, ohne dass der Nutzer sich um solche technischen Details kümmern muss.

Die neuesten Mails landen unten in der Liste, die viel zu kleine Schaltfläche für die Änderung der Sortierreihenfolge reagiert aber nicht. Die Liste schließlich lässt sich nicht per Wischgeste steuern, sondern nur über eine Laufleiste. Fragen auch bei den vorinstallierten Minianwendungen.

Wieso grüßt im Tagesschau-App täglich die gleiche Tagesschau in 100 Sekunden und nicht die jeweils aktuelle? Erst wenn das WeTab ganz ausgeschaltet wird, lädt es auch die neue Datei. Überhaupt Apps: Das bisher verfügbare Angebot ist äußerst dünn.

Dabei verläuft die Einrichtung des Gerätes eigentlich vielversprechend. Man braucht dazu nur einen Wlan-Zugang, dann läuft alles zügig und fehlerlos durch. Dass beispielsweise das Umschalten vom Hoch- ins Querformat nicht so flüssig vor sich geht wie beim iPad, hätte man dem Newcomer sicher verziehen.

Dafür entschädigt es immerhin auch mit der guten Idee, die beiden Daumen auf Mini-Abbildungen etwa einer Webseite als Navigationshilfe einzusetzen. Mit dem derzeit vorliegenden Sammelsurium an Anwendungen, die mehr schlecht als recht an ein Tablet angepasst sind, entsteht aber unterm Strich ein sehr unrunder Gesamteindruck.

Vieles davon, versprechen die Entwickler, wird mit bereits angekündigten Updates der Software behoben werden können. Eines aber mit Sicherheit nicht: der erste Eindruck.

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

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