Datenspeicherung:Googles Zugeständnisse

Wenn es um den Umgang mit Nutzerdaten geht, steht Google immer wieder in der Kritik. Künftig sollen die nicht mehr so lange gespeichert werden.

H. Martin-Jung

Der Suchmaschinenkonzern Google sieht sich offenbar mehr und mehr unter Druck, das Sammeln von Nutzerdaten zu rechtfertigen. In der Nacht zum Dienstag deutscher Zeit kündigte der Internetgigant zwei Veränderungen seines Umgangs mit Nutzerdaten an.

Datenspeicherung: Google will künftig anders mit Nutzerdaten umgehen.

Google will künftig anders mit Nutzerdaten umgehen.

(Foto: Foto: Getty Images)

Die Internetadressen der Computer, welche den Google-Suchdienst ansteuern, sollen künftig nur noch neun statt bisher 18 Monate lang gespeichert werden. Künftig sollen Daten der Firma zufolge bereits nach 24 Stunden anonymisiert werden, die aus dem Umgang der Google-Nutzer mit Vorschlägen im Suchfeld resultieren. Die Vorschläge tauchen in verschiedene Produkten Googles auf, sobald man beginnt, einen Suchbegriff einzutippen.

Weil der Konzern zahlreiche Nutzerdaten anhäuft, stand Google als Marktführer in jüngerer Zeit unter enormen öffentlichen Druck. Kritik kam auch von der EU. Einer der Auslöser, in die Offensive zu gehen, war auch der Fall Viacom, wie Googles oberster Datenschützer Peter Fleischer bei einer Telefonkonferenz sagte. Viacom hatte in einem Gerichtsprozess gegen die von Google gekaufte Videoplattform YouTube erreicht, dass Google riesige Mengen Nutzerdaten herausgeben musste - wenn auch anonymisiert.

Fleischer sagte aber auch, dass die Techniker seiner Firma Fortschritte dabei gemacht hätten, aus den gespeicherten Nutzerdaten in kürzerer Zeit mehr Erkenntnisse zu gewinnen. Nach Fleischers Darstellung dienen diese Erkenntnisse dazu, die Dienste zu verbessern. "Man muss da eine Balance finden'', sagte Fleischer, ,,je kürzer die Zeit, die man die Daten speichert, umso mehr verlieren die Daten an Wert.'' Weitere Verkürzungen der Speicherzeit seien daher aus Sicht von Google in der nächsten Zeit wohl kaum zu erwarten.

Vermutungen, dass Googles kürzlich vorgestellter Internet-Browser Chrome den Verlust wettmachen könne und solle, den man nun durch die kürzeren Speicherfristen erleide, wies Fleischer zurück. Die in die Kritik geratene, bei jeder Chrome-Installation individuell erzeugte Nummer werde "nicht dazu benutzt, Nutzer zu identifizieren", sagte er. "Wir könnten das auch gar nicht."

Die Nummer werde beispielsweise an Google gesendet, wenn der Internet-Browser Chrome abstürzt. Dabei würden die Adressen der Internet-Seiten übermittelt, die vor dem Absturz von Chrome geöffnet waren. Diese könnten dann von Google darauf überprüft werden, ob sie für den Absturz verantwortlich waren.

Unterdessen macht der Konzern aus dem kalifornischen Mountain View mit weiteren Projekten und Vorhaben von sich reden. Er strebt ein Patent für Rechenzentren auf See an, die ihre Energie aus Wind und Wellen gewinnen. Außerdem hat Google damit begonnen, die auf Mikrofilm konservierten historischen Archive einiger amerikanischer Zeitungen einzuscannen. Und Google hat sich finanziell an dem Satelliten GeoEye-1 beteiligt, der am Samstag erfolgreich in den Orbit geschossen wurde. Er soll den Weltatlas "Earth" mit besseren Fotos versorgen.

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