Datenschutz:Schäuble: Meinen Fingerabdruck kann jeder haben

Der Chaos Computer Club hat den Fingerabdruck von Innenminister Schäuble veröffentlicht. Der reagiert gelassen - behält sich jedoch rechtliche Schritte vor.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat ruhig auf die Veröffentlichung seines Fingerabdrucks reagiert. Die Aktion des Chaos Computer Clubs habe ihn "kalt gelassen", sagte der CDU-Politiker am Sonntag Zeit online.

Datenschutz: Der Fingerabdruck von Innnenminister Wolfgang Schäuble

Der Fingerabdruck von Innnenminister Wolfgang Schäuble

(Foto: Foto: dpa)

Sein Fingerabdruck sei kein Geheimnis, den könne jeder haben. "Ich habe nichts zu befürchten." Sein Ministerium kündigte gleichwohl an, rechtliche Schritte gegen den CCC zu prüfen.

Der Chaos Computer Club hatte den Abdruck des rechten Zeigefingers des Ministers von einem Wasserglas abgenommen und in seiner Publikation Datenschleuder am Wochenende veröffentlicht. Er will damit auf die zunehmenden Eingriffe des Staates in Bürgerrechte aufmerksam machen und hofft, eine neue Debatte über Fingerabdrücke in Reisepässen und Personalausweisen anstoßen.

"Wir wollen die Debatte über die biometrische Vollerfassung jedes Bürgers greifbarer machen", erklärte CCC-Sprecher Dirk Engling. Der Verein will in einer Art Sammelalbum nun weitere Fingerabdrücke "schnüffelfreudiger Politiker" publizieren. Ein Sympathisant des CCC hatte Schäubles Fingerabdruck gesichert; er war auf einer öffentlichen Veranstaltung an ein Glas gelangt, aus dem der Minister getrunken hatte.

Dem Magazin Datenschleuder liegt laut CCC eine fertige Attrappe des Fingerabdrucks auf einer Folie bei, die man sich auf die Fingerkuppe kleben kann. So könne man praktisch alle üblichen Fingerabdruck-Biometriesysteme überlisten, erklärte Engling.

"Die Verwendung von Fingerabdrücken zur Identifizierung von Bürgern ist ein technischer und sicherheitspolitischer Irrweg, der so schnell wie möglich beendet werden muss", sagte er. Der Bundestag müsse das "Experiment" mit gespeicherten Fingerabdrücken im Pass schleunigst beerdigen. Fingerabdruck-Biometrie sei nicht so sicher, wie die Politik beteuere.

Neue Reisepässe sind seit dem 1. November mit elektronischen Fingerabdrücken des Eigentümers auf einem Chip versehen. Zentral oder in Meldeämtern werden die Abdrücke nicht gespeichert. Der CCC hatte davor gewarnt, dass die Datensicherheit nicht gewährleistet sei. Der Club hofft, mit der Aktion eine neue Debatte über das Thema biometrische Merkmale anzustoßen.

Auf diese "fast philosophische Debatte" will sich das Innenministerium nicht einlassen. Wie eine Sprecherin Zeit Online sagte, sehe man keinen Zusammenhang zwischen der Aktion des CCC und dem ePass, auf dem die Fingerabdrücke der Zeigefinger gespeichert werden. Aufgabe des Ministeriums sei es, Dokumente sicherer zu machen.

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