Datenklau im Playstation-Netzwerk:Das späte Sorry des Sony-Chefs

Lesezeit: 2 min

Sony-Chef Howard Stringer meldet sich zum Datendiebstahl im Playstation-Netzwerk zu Wort. Seine Entschuldigung überzeugt Beobachter nicht - und Hacker haben neue Angriffe für das Wochenende angekündigt. Es wäre das Ende von Sonys Online-Träumen.

Sony-Chef Howard Stringer hat sich erstmals nach den Datenschutzpannen bei Millionen Online-Kunden zu den Vorfällen geäußert und entschuldigt. "Ich weiß, einige denken, dass wir unsere Kunden eher hätten informieren müssen. Das ist eine angemessene Frage", wurde Stringer in dem US-Blog der Spielekonsole Playstation zitiert.

Sony-Chef Howard Stringer: "Eine kriminelle Attacke auf uns, auf Euch." (Foto: REUTERS)

Die Analyse des Datendiebstahls sei jedoch komplex gewesen und habe einige Zeit in Anspruch genommen. Erneut nannte der japanische Elektronikriese keinen genauen Zeitpunkt, wann Kunden den Online-Service wieder nutzen können. Die Sperrung der Dienste werde in den kommenden Tagen aufgehoben, hieß es.

Stringer betonte, es gebe keine Hinweise, dass Informationen von Kreditkarten sowie persönliche Daten von den Hackern missbraucht worden seien. Sony habe Policen gegen Diebstahl für die Kunden seines Playstation-Netzwerkes und der Online-Multimediaplattform Qriocity abgeschlossen.

Er merkte auch an, dass Sony in einer schwierigen Phase stecke: "In den vergangenen Monaten musste Sony ein schreckliches Erdbeben und einen Tsunami in Japan erleben. Das jetzige Problem ist von Menschen verursacht - eine kriminelle Attacke auf uns, auf Euch."

Der Sony-Chef war zuletzt heftig für sein Schweigen im Daten-Skandal kritisiert worden. Am Wochenende hatte er seinen Vize und wahrscheinlichen Nachfolger, Kazuo Hirai, vorgeschickt, um vor der Presse für den Datenklau Verantwortung zu übernehmen. Die Sony-Aktie schloss in einem schwachem Marktumfeld mit einem Minus von 2,3 Prozent.

Anonymous bestreitet Vorwürfe

"Es gibt große Sorgen, dass das Vertrauen in das Geschäft von Sony sinkt", sagte Analyst Kota Ezawa vom Bankkonsortium Citigroup. Zwar mache das Netzwerk-Geschäft nur einen kleinen Anteil am Umsatz aus, es könnte jedoch auch zu einem Absatzrückgang bei der Hardware kommen, befürchtete Ezawa.

Das Hackerkollektiv Anonymous hat sich inzwischen ebenfalls ausführlich zu Wort gemeldet und die Vorwürfe bestritten, hinter dem Datendiebstahl zu stecken. In einem Blogeintrag heißt es, Anonymous habe sich noch nie am Diebstahl von Kreditkartendaten beteiligt. "Wer mit unserem Netzwerk zu tun hat, würde niemals etwas tun, das eine massive Strafverfolgung nach sich ziehen würde", heißt es.

Sony hatte erklärt, eine Botschaft der Hackergruppe auf den kompromittierten Servern gefunden zu haben. Anonymous geht davon aus, dass professionelle Datendiebe hinter dem Einbruch stecken und mit Sonys schwachen Sicherheitsmaßnahmen keine Probleme gehabt hätten. Das Fazit der Gruppe: "Ihr seid inkompetent, Sony."

Weiterer Angriff am Wochenende

Dem japanischen Technologiekonzern könnte bereits am Wochenende weiteres Ungemach drohen: Wie das US-Technikportal Cnet berichtet, sollen unbekannte Hacker in einem Chat die Verantwortung für die Tat übernommen und einen neuen Angriff auf die Unternehmensserver für das Wochenende angekündigt haben. Danach soll ein Teil der gestohlenen Daten im Netz veröffentlicht werden.

Insgesamt sind schon jetzt mehr als 100 Millionen Sony-Kunden von den Hackerangriffen auf die Systeme des Elektronikriesens betroffen. Zunächst wurden Daten von 77 Millionen Nutzern des Online-Angebots der Spielekonsole Playstation gestohlen, dann Daten von 25 Millionen Kunden des Online-Spiele-Angebots Sony Online Entertainment.

© sueddeutsche.de/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: