Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Weltflüchtlinge an der Nähmaschine

Sie nennen sich Cosplayer und tragen rosa Ballkleider zu dunklen Perücken, binden sich große Pappschwerter oder elfenartige Flügel um. Mit ihren Kostümen schlüpfen sie in Figuren aus Videospielen oder Mangas. Für Außenstehende begehen sie Weltflucht, doch für die Menschen in den Kostümen ist es einfach ein kreatives Hobby.

Mirjam Hauck

10 Bilder

Daniela als Ciel aus Black Butler/Kuroshitsuji

Quelle: Jörg Pitschmann

1 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Daniela als Ciel aus Black Butler/Kuroshitsuji

Sie tragen rosa Ballkleider zu dunklen Perücken, binden sich große Pappschwerter oder elfenartige Flügel um. Und sie kleben sich auch mal spitze Ohren an. Es sind Cosplayer. Der Name für dieses Hobby, dass sich auf den ersten Blick irgendwo zwischen Rollenspiel und Karneval bewegt, setzt sich aus den Begriffen "Costume" und "Play" zusammen, also einem Spiel mit Verkleidung. Die Idee kommt aus Japan. Cosplayer schlüpfen mit ihren Kostümen in einer Figur aus einem Videospiel, einem Manga oder auch einem Spielfilm, indem sie sie möglichst detailgetreu nachahmen.

Das Computerspielemuseum in Berlin zeigt derzeit eine Sonderausstellung zu Cosplay. Der Berliner Fotograf Jörg Pitschmann begleitet seit mehreren Jahren mit seiner Arbeit die Szene. Die Schau zeigt eine Auswahl seiner Arbeiten mit Cosplayern. Wir zeigen zehn seiner Bilder.

Text: Mirjam Hauck

Madlen als Nami aus One Piece

Quelle: Jörg Pitschmann

2 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Madlen als Nami aus One Piece

Für Beobachter sind Cosplayer ein Beleg dafür, dass sich die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt immer weiter verschwimmen. Für die Cosplayer selbst ist es vor allem ein kreatives und fantasievolles Hobby. Die meisten nähen sich ihre Kostüme selbst - in aufwändiger wochenlanger Handarbeit. Zwar kann man sich mittlerweile die Kostüme auch kaufen, aber das sei unter den Spielern nicht gern gesehen. "Es geht um Kreativität und schneidern kann man auch lernen", sagt Madlen. Die 21-jährige Studentin ist seit fünf Jahren Cosplayerin. An ihre Hobby fasziniert sie vor allem die Vielseitigkeit, die Mischung aus Charakterstudie, Schneiderei, Schauspiel, Make-up, Frisiertechnik sowie Fotografie und Modeln.

Die meisten Cosplayer sind junge Frauen, laut Madlen kommt auf 100 Frauen ein Mann - quasi das umgekehrte Geschlechterverhältnis, das man in der Gamesbranche vermutet.

Lindsay als Axel aus Kingdom Hearts

Quelle: Jörg Pitschmann

3 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Lindsay als Axel aus Kingdom Hearts

Auch wenn die Figuren auf den ersten Blick männlich oder androgyn wirken, es steckt fast immer eine Frau darunter: "Viele Männer trauen sich nicht, sich zu schminken oder sich zu verkleiden, sie haben oft ein Problem mit einem androgynen Männerbild", sagt Madlen. Mädchen seien einfach mutiger.

Arndt als Link aus Legend of Zelda

Quelle: Jörg Pitschmann

4 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Arndt als Link aus Legend of Zelda

Viele Spieler sind schon seit Jahren fasziniert von der Figur, die sie darstellen. So sagt Arndt über seinen Charakter namens Link: "Bereits als kleiner Junge ging ich mit meinem Gameboy mit Link auf Abenteuer, um die hübsche Prinzessin Zelda aus den Fängen des bösen Herrschers Ganondorf zu befreien. Damals wollte ich immer so stark und mutig wie der zipfelmützentragende Link sein und mit Schwert und Schild durch die Gegend ziehen, heute kann ich es endlich."

Dass Weltflucht ein Motiv ihres Hobbys ist, bestreiten die Cosplayer nicht. Für sie gehört das zum Erwachsenwerden, sich auszuprobieren und in neue Rollen zu schlüpfen.

Julia als Midna, the Twilight Princess aus Legend of Zelda

Quelle: Jörg Pitschmann

5 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Julia als Midna, the Twilight Princess aus Legend of Zelda

Die Cosplayer-Szene ist mittlerweile gut organisiert. In ganz Deutschland gibt es Veranstaltungen, sogenannte Conventions, auf denen sich die Spieler treffen. Auch auf den beiden großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig kommen jedes Jahre mehrere Tausend Teilnehmer zusammen. Es gibt sogar eine deutsche Cosplay-Meisterschaft, deren Teilnehmer sich in landesweiten Vorentscheiden qualifizieren müssen. Und dabei bewerten Juroren nicht nur Detailtreue und Kunstfertigkeit der Kostüme, sondern auch Gruppenaufführungen.

Anja als Beatrice the Golden Witch aus Ōgon Musōkyoku

Quelle: Jörg Pitschmann

6 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Anja als Beatrice the Golden Witch aus Ōgon Musōkyoku

Bei Gruppen-Cosplays stellen die Spieler Szenen aus Filmen, Mangas oder Games nach. Die Geschichten werden gemeinsam weitergesponnen und kleine Theaterstücke aufgeführt. Die Figuren eines Erzählkosmos' bleiben dabei meist unter sich.

Sabrina als Reno aus Final Fantasy VII

Quelle: Jörg Pitschmann

7 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Sabrina als Reno aus Final Fantasy VII

Wie die meisten Figuren ist auch das Rahmenprogramm der Conventions von japanischer (Pop)Kultur inspiriert: Es gibt Teezeremonien, Origamikurse, Karaoke und eine Gaming-Area mit Spielen wie Final Fantasy oder Dragonball.

Daniela als Alice aus American McGee's Alice

Quelle: Jörg Pitschmann

8 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Daniela als Alice aus American McGee's Alice

Die meisten Figuren entspringen dem Kosmos bekannter japanischer Anime-Mangaserien, aber auch sogenannte Real-Charaktere aus Romanen oder Fernsehserien werden unter den Spielern immer populärer.

Madlen als Sherlock aus der gleichnamigen TV-Serie

Quelle: Jörg Pitschmann

9 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Madlen als Sherlock aus der gleichnamigen TV-Serie

Den Mantel, den der englische Schauspieler Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes in der gleichnamigen BBC-Verfilmung trägt, hat Cosplayerin Madlen in dreiwöchiger Handarbeit nahezu perfekt nachgeschneidert.

Es ist das Spiel mit den Geschlechterrollen, das die Studentin fasziniert. Auch wenn ihr das schon Ärger eingebracht hat: "Ich wurde schon in der U-Bahn von Jugendlichen angepöbelt. Das waren immer solche, die äußerlich dem 'Checker', also eher dem klassischen Männerbild entsprechen wollen".

Arndt als Sasori aus Naruto Shippuuden

Quelle: Jörg Pitschmann

10 / 10

Cosplayer-Ausstellung in Berlin:Arndt als Sasori aus Naruto Shippuuden

Die Ausstellung im Computerspielemuseum in Berlin ist noch bis Mitte Januar zu sehen, danach geht sie in weiteren deutschen Städten auf Tour.

© Süddeutsche.de/pauk/gba
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: