Computerspielemesse:Microsoft, Nintendo und Sega sagen Gamescom ab

Die weltgrößte Computerspielemesse Gamescom hat ein Problem: Namhafte Hersteller wie Microsoft, Nintendo und Sega verzichten in diesem Jahr auf einen Messestand in Köln. Sie wollen ihre Kunden lieber zu eigenen Veranstaltungen einladen.

Wenn die Computerspiele-Messe Gamescom am 15. August in Köln öffnet, wird ihr etwas fehlen. Zwar wird die Branchenschau nach Angaben des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) als Veranstalter bei allen relevanten Zahlen wachsen. Allerdings verzichten in diesem Jahr Größen wie Microsoft und Nintendo auf die fünf Messetage am Rhein.

Visitors play ''World of Warcraft'' at an exhibition stand during the Gamescom 2011 fair in Cologne

Die Gamescom muss 2012 auf einige namhafte Aussteller verzichten. Im Bild sind Gamer, die im vergangenen Jahr zur weltgrößten Computerspielemesse nach Köln gekommen waren. 

(Foto: REUTERS)

Erst vor wenigen Wochen hatte der Software- und Konsolenhersteller Microsoft seine Teilnahme in Köln und auch an der später im Jahr folgenden Games Show in Tokio abgesagt - aus marketingstrategischen Gründen, wie es offiziell heißt. "Konsumenten werden stattdessen im Rahmen kleinerer, lokaler Veranstaltungen die Möglichkeit haben, die neuesten Produkte selbst zu erleben", teilte ein Sprecher mit.

Auch THQ, Sega und Nintendo werden in Köln nicht dabei sein - aus ähnlichen Gründen wie Microsoft. "Obwohl die Gamescom eine der wichtigsten Messen für uns ist, haben wir beschlossen, in diesem Jahr nicht an ihr teilzunehmen", heißt es. Stattdessen sei später im Jahr "eine Reihe von Veranstaltungen" geplant, die "unseren Fans Gelegenheit bieten werden, die neuesten Titel auszuprobieren". Von den drei großen Konsolenherstellern kommt damit nur Sony nach Köln.

Der Spielehersteller Electronic Arts (EA) sieht die Messe totz der Absagen nicht beschädigt. "Die Absagen sind schade. Aber ich glaube, dass die Messe dennoch ein großer Erfolg wird", sagte ein Sprecher. Für sein Unternehmen habe die Gamescom weiterhin einen hohen Stellenwert. Die Kombination Publikums- und Fachmesse sei "in der Form einzigartig".

Große Unternehmen nicht auf Messen angewiesen

Ohnehin ist es keine Seltenheit, dass große Hersteller Messetermine schwänzen. Apple beispielsweise hält sich seit Jahren von Branchentreffen fern und Microsoft will sein Engagement auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas im kommenden Jahr ebenfalls zurückfahren. "Apple erreicht mehr Menschen auf unterschiedlichen Wegen als je zuvor, Publikumsmessen nehmen dabei nur noch einen sehr kleinen Teil ein", begründete der Konzern Ende 2008 seinen Schritt.

"Die Attraktivität einer Messe ist, je nachdem in welcher Rolle man ist, sehr unterschiedlich", erklärt Marketingexperte Ingmar Geiger von der Freien Universität Berlin. Für ein kleines Unternehmen, das neue Vertriebspartner suche oder sich einen Namen machen wolle, sei eine Messe eine gute Gelegenheit. "Ein großes Unternehmen wie Microsoft braucht das in der Regel nicht, es hat schon zahlreiche Kontakte und Vertriebspartner", sagte Geiger weiter. Durch den Verlust solcher Schlüsselaussteller bestehe aber "die Gefahr, dass die Messe an Attraktivität verliert."

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