Computerspiel "GTA V":Höllisches Paradies

Porno, Polizisten, Psychopathen: Die gewaltige Spielwelt von "Grand Theft Auto V" ist Kalifornien nachempfunden, mit sonnigen Boulevards, malerischer Natur - und brutaler Gewalt, für die die Reihe berüchtigt ist. Zwischen Düsenjets, Schießereien und Seitensprung mit dem Tennislehrer stirbt vor allem ein amerikanischer Traum. Erste Eindrücke von "GTA V" in Bildern.

Johannes Boie und Lukas Köhler

16 Bilder

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Quelle: Rockstar Games

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Die beiden Countys Blaine und Los Santos bilden zusammen mit der Stadt Los Santos die Spielwelt, die Kalifornien nachempfunden ist. Sie ist größer als jemals zuvor in der GTA-Serie, und nie konnte man sie mit mehr Fahrzeugen erkunden. Die äußerst unterschiedlichen Landschaften, von Flusstälern bis hin zu hohen Bergen, sind mit viel Liebe zum Detail gebaut, überall gibt es etwas zu entdecken: verlassene Häuser, wilde Tiere oder einen kleinen See.

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Quelle: Rockstar Games

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Das Paradies als Hölle. In diesem netten Anwesen lebt Michael. Der ehemalige Bankräuber lässt es sich im Zeugenschutzprogramm gut gehen. Leider hat er seine Familie schlechter im Griff als ein Schnellfeuergewehr. Deshalb schläft seine Frau mit dem Tennislehrer, seine Tochter dreht Pornos und sein Sohn ist übergewichtig und verweichlicht. Eine Konstellation, mit der die Autoren des Spiels ordentlich Gesellschaftskritik in die Geschichte packen, so wie GTA V seinem Ruf gerecht wird, ein ironischer, bitterböser Kommentar zur amerikanischen Gegenwart zu sein. Michael ist eine der drei Personen, als die der Spieler agieren kann.

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Quelle: Rockstar Games

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Wie bereits im Vorgänger GTA San Andreas kann der Spieler auch Flugzeuge zur Fortbewegung nutzen. Anders als bislang sind sie von Anfang an verfügbar - vorausgesetzt man schafft es, den Einbruch auf den Flughafen oder die Militärbasis lebend zu überstehen und einen Jet zu kapern.

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Quelle: Rockstar Games

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Sieht aus wie ein Lamborghini, ist aber keiner. Der Supersportwagen, in dem der Spieler hier einem Schützen im Polizeihubschrauber zu entkommen versucht, ist an ein reales Fahrzeug angelehnt. Aus markenrechtlichen Gründen sind Details aber verändert. Dabei pflegen die Programmierer die Tradition für ihre Fans: Manche Autonamen gibt es schon seit gefühlten Ewigkeiten in der Serie. Das Fahrverhalten der Autos ist so präzise wie in einem Rennspiel.

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Quelle: Rockstar Games

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Stress auf der Straße: Immer wieder müssen Lastwagen gekapert, Boote vor dem Diebstahl bewahrt oder fahrende Transporter erklommen werden. Die Actionszenen sind dabei nicht weniger beeindruckend als in einem hochklassigen Hollywood-Film. Der Spieler kann in solchen Momenten die Perspektive ändern und seine waghalsigen Aktionen wie im Film beobachten.

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Quelle: Rockstar Games

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Geh ran: Genau wie im echten Leben, dem das Spiel nun einmal nachempfunden ist, erleichtert das Handy vieles - und sorgt genauso für Stress. Ständig rufen Kumpels an, zwischendurch auch mal ein Erpresser. Das strafft die Handlung und verringert die Notwendigkeit, ständig zu einem Kontakt zu fahren, wenn man mit ihm sprechen möchte.

GTA 5 GTA V Computerspiel

Quelle: Rockstar Games

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In Kalifornien ist es immer heiß, aber es wird noch heißer, wenn eine der drei Hauptfiguren auftaucht. Im Bild der psychopathische Trevor, der schießt, bevor er denkt. Vor allem innerhalb der Missionen, die man an bestimmten Punkten im Spiel starten kann, wird geballert was das Zeug hält. Das ist oft ganz schön brutal und nach ein paar Stunden im Spiel hat der Spieler Hunderte Menschen ermordet. Zu Recht hat das Spiel keine Jugendfreigabe erhalten.

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Quelle: Rockstar Games

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Los Santos ist Los Angeles nachempfunden. Hier treffen Hippies auf Trinker, Obdachlose auf Megareiche und Bikini-Schönheiten auf Rockstars. Ganz wie im echten L.A. eben. Rockstar heißt übrigens auch die Firma, die hinter GTA steckt, und ihre Regeln sind recht rigide. Wer über das Spiel vorab berichten möchte, muss eine Erklärung unterzeichnen, wonach bei einem zu frühen Veröffentlichungszeitpunkt eine Geldstrafe zu bezahlen ist. Die SZ hält sich an Sperrfristen, unterzeichnet solche Verträge aber in der Regel nicht.

Screenshot GTA

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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Wie an der römischen Fünf im Titel GTA V unschwer zu erkennen ist, blickt die Spielereihe bereits auf eine langjährige Geschichte zurück. 1997 erschien der erste Teil der Serie mit einer schon damals unspektakulären Grafik, doch einem Spielprinzip, das alle Nachfolger prägen sollte. Der Spieler steuerte einen Kleinkriminellen, der sich an Telefonzellen Aufträge holte.

Morden, Bomben legen, Autos stehlen: Je krimineller, desto mehr Respekt zollten ihm die Auftraggeber und der Spieler kam in der Verbrecherlaufbahn voran.

Wie er die Aufträge erfüllte, war ihm aber selbst überlassen: Etwa mit welchen Waffen er sich eindeckte, welches Auto er klaute, ja sogar der Weg zum Zielort durch die virtuelle Stadt war frei wählbar. Als Belohnung wurden weitere Stadtteile freigeschaltet. Die Städte der GTA-Reihe waren immer Fantasie-Gebilde, die allerdings häufig an reale Vorbilder angelehnt waren.

Screenshot GTA

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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Nur einmal wurde eine echte Stadt nachgebaut. Die Erweiterung London 1969 versetzte den Spieler in die britische Hauptstadt der 60er Jahre.

Die exzessive Gewaltdarstellung löste bereits beim ersten Spiel viel Kritik aus. Politiker sahen die Jugend gefährdet und vereinzelt wurden Verbote des Spiels gefordert, die auch teilweise umgesetzt wurden.

Am dramatischsten war ein Fall in Thailand, als 2008 der Mörder eines Taxifahrers nach seiner Tat angab, von GTA inspiriert worden zu sein. Als Folge wurde ein Verkaufsverbot des Spiels in Thailand ausgesprochen.

Screenshot GTA

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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Der Popularität der Serie tat das aber keinen Abbruch. Die Fans erwarteten 1999 fieberhaft den Nachfolger GTA2. Am bewährten Spielprinzip änderte sich nur wenig. Die virtuelle Stadt wurde nun aber interaktiver.

Je nach Fahndungslevel verfolgte einen nicht mehr nur die Polizei, sondern auch FBI, Geheimdienst oder die Armee. Auf der Straße tummelten sich andere Kleinkriminelle und die Gangs waren einem feindlich gesonnen, wenn man für die falschen Auftraggeber arbeitete.

Die Verkaufszahlen blieben aber hinter den Erwartungen zurück. Das Festhalten an der 2D-Grafik mit Draufsicht löste unter den Fans Ernüchterung aus. Gerade in einer Zeit, da sich die Konkurrenz vor allem an 3D-Effekten gegenseitig übertraf, wirkte GTA2 zu altbacken.

Screenshot GTA

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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Diesen Wunsch erfüllten die Entwickler 2001 mit GTA III, das sich zu einem der bis dahin meistverkauften Games entwickelte. Erst die Technik der PCs und Playstation 2 ermöglichte, die virtuelle 3D-Welt in der Art darzustellen, für die das Spiel damals als revolutionär gelobt wurde: Tag-, Nacht-, sowie Wetterwechsel und das lebendige Straßenbild.

Zur Beliebtheit trugen auch die häufig überzeichneten Charaktere bei, die den Spieler mit kriminellen Aufträgen versorgten. Das gesamte Spielgeschehen wurde erstmals durch eine Rahmenhandlung verbunden und erzeugte bei den Spielern das Gefühl in einem actionreichen Gangsterfilm mitspielen zu dürfen. Die Grenzen eines klassischen Computerspiels schienen aufgehoben.

GTA III legte damit die Grundlagen für das neue Genre der sogenannten "Open-World-Games". Denn das bewährte Prinzip der Bewegungs- und Aktionsfreiheit wurde vollständig auf die neue 3D-Welt übertragen.

Screenshot GTA

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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2002 erschien ein Nachfolger, GTA: Vice City - und verortete die Reihe noch wesentlich deutlicher in der Populärkultur als seine Vorgänger. Hier ging es auf Zeitreise in das Miami der 1980er Jahre. Die gesamte Kulisse erinnerte an Filmklassiker wie "Scarface" oder die Erfolgsserie "Miami Vice". Inklusive kitschiger Sonnenuntergänge, Neonschrift und Blümchenhemden.

Auch der Soundtrack, der GTA-typisch über die Radio-Stationen der virtuellen Stadt abgespielt wurde, bediente sich bei Stars der Zeit wie Nena, Michael Jackson oder Ozzy Osbourne. Doch auch die virtuelle freie Welt wurde weiter entwickelt: Erstmals konnten Gebäude betreten und eigene Immobilien erworben werden.

In die Kritik um die Gewalt im Spiel mischten sich mehr und mehr auch anerkennende Stimmen, wie die des Time Magazines, das GTA als "Entertainment für Erwachsene" definierte und damit Computerspiele auf eine Stufe mit Hollywood-Filmen hob. Die Spieleindustrie entwickele sich weg von bunten Daddelkisten hin zu ernster Unterhaltung.

Screenshot GTA

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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Die Grenze zum klassischen Rollenspiel durchbrach schließlich GTA: San Andreas im Jahr 2004. Der Spieler schickte seine Figur ins Fitnessstudio hetzen, was eine bessere Gesundheit und Ausdauer mit sich brachte, oder aber sich im Fast-Food-Restaurant einen virtuellen Bauch anfuttern. Auch konnten verschiedene Fähigkeiten im Umgang mit Waffen oder Fahrzeugen der Hauptfigur Carl Johnson "CJ" weiterentwickelt werden. Das alles in der größten virtuellen GTA-Welt seit Beginn der Reihe...

GTA Screenshot

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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2008 erschien schließlich der Nachfolger und bis heute aktuellste große Titel der Reihe. Als Spieler findet man sich in GTA IV in der Rolle des serbischen Einwanderes Nico Bellic wieder, der ins altbekannte Liberty City zurückkehrt, das allerdings deutlich an das reale New York erinnerte.

Einige der im Vorgänger eingeführten Rollenspiel-Elemente wurden wieder fallen gelassen, dafür konzentrierten sich die Entwickler auf die möglichst realistische Darstellung einer modernen Stadt inklusive nutzbarer Internetcafés, Bars, Geschäfte, einem virtuellem Handynetz und den altbekannten Radio-Sendern.

Zusätzlich bot die Hauptgeschichte dem Spieler erstmals an einigen Stellen Auswahlmöglichkeiten, um so ein noch viel größeres Freiheitsgefühl zu erzeugen.

Screenshot GTA

Quelle: Screenshot Rockstar Games

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Viele Kritiker zeigten sich begeistert von GTA IV und der Motorradrocker-Erweiterung The Lost and the Damned, wobei neben den technischen und spielerischen Umsetzungen, die auch einige Fehler aufwiesen, vor allem die satirische und gesellschaftskritische Bedeutung des Spiels herausgehoben wurde.

So stecke in GTA eine gehörige Portion Satire. Denn hinter dem Willen, die Stadt so perfekt wie möglich zu zeigen, sei immer auch der Spott seiner Produzenten erkennbar, denen nichts und niemand heilig ist. Vor allem nicht der amerikanische Traum - den Protagonist Michael in seiner paradiesischen Zeugenschutz-Hölle in GTA V auf absurde Weise erlebt.

© sueddeutsche.de/mri/mahu
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