Computerspiel: "Batman: Arkham Origins":Im Schatten seiner selbst

Batman: Arkham Origins

Im Schatten seiner Vorgänger wirkt "Batman: Arkham Origins" ideenlos.

(Foto: Warner Bros. Interactive)

Schurken aus der zweiten Reihe, haufenweise Gadgets und eine Stadt, in der es niemanden zu retten gibt: Mit "Batman: Arkham Origins" beweist das neue Entwickler-Team, dass es nicht verstanden hat, was die beiden Vorgängerspiele so erfolgreich gemacht hat. Das Ergebnis ist ein trauriges Weihnachtsfest, nicht nur im Haus von Bruce Wayne.

Von Daniel Wüllner

Es ist Weihnachten. Batman muss trotzdem arbeiten. Denn genau am Heiligen Abend hat der Bösewicht Black Mask acht Attentäter auf ihn angesetzt. Pflichtbewußt macht sich der dunkle Ritter im dritten Teil der Arkham-Computerspielreihe wieder auf nach Gotham.

Mit dem ersten Computerspiel "Batman: Arkham Asylum" haben die Rocksteady Studios ein düsteres Kammerstück inszeniert. Der logische nächste Schritt aus der bedrückenden Enge des Erstlings war die Fortsetzung "Batman: Arkham City" - ein Open-World-Spiel, in der Batman endlich genug Freiraum bekam, um seine Flügel auszubreiten und durch Häuserschluchten zu gleiten. Wie kann ein neues Batman-Spiel denselben kommerziellen Erfolg haben, von den Kritikern gelobt werden und gleichzeitig die Trilogie sinnvoll weiterführen?

Die Antwort auf diese Frage wollte Warner Bros. dieses Mal im eigenen Haus (Warner Bros. Games Montréal) entwickeln - erfolglos. Der dritte Teil heißt "Batman: Arkham Origins," zurück zu den Ursprüngen, doch das Spiel erzählt nicht, wie der kleine Bruce seine Eltern verloren hat, wie er zu Batman wurde und schon gar nicht, warum der Joker stets so dümmlich grinst. Stattdessen setzt Warner Bros. seinen erfolgreichsten Helden an Weihnachten vor die Tür, konfrontiert ihn mit einer B-Elf an Superschurken und überschüttet ihn mit Geschenken.

Seine Stadt

Warum bleibt Batman - angesichts der Gefahr - nicht einfach an Weihnachten zu Hause, fragt sein treuer Butler Alfred stellvertretend für den Spieler. Batman antwortet heldenhaft: Irgendjemand muss die Bürger von Gotham doch beschützen. Während im zweiten Teil der Serie noch Unschuldige durch die Straßen liefen, ist die Stadt im dritten Teil nur von Kriminellen und korrupten Polizisten bevölkert.

Der Comic-Held Batman und seine Stadt sind miteinander verbunden. Das haben die vorherigen Entwickler von Rocksteady Studios verstanden. Warner Bros. hingegen lässt die Liebe zum Details vermissen: In ihrem Gotham gibt es keine versteckten Anspielungen, sogenannte Easter Eggs, auf die Comics oder die Figur Batman. Durch solche Häuserschluchten mag man nicht mehr gleiten. Stattdessen gibt es den Bat-Jet als neues Feature, um die Reise zwischen zwei Punkten abzukürzen.

Seine Waffen

Neben dem Flugzeug erhält Batman gleich zu Beginn des Spiels ein reichhaltiges Arsenal an Waffen und Gadgets. Dies ist nicht der ursprüngliche Batman, sondern eher der Weihnachtsmann, der für jeden Gegner eine neue Überraschung aus dem Gürtel zaubert. Fesselt man den Bösewicht lieber mit der Fernlenkkralle an einen Vorsprung oder lenkt man ihn mit einem Schallschock-Batarang ab oder bewirft man ihn mit einem Erschütterungszünder? Der Spieler wird förmlich erdrückt von der Last der vielen Möglichkeiten.

Seine Gegner

Doch die eigentliche Stärke von Batman lag stets in seinen Gegnern. Je absurder oder verrückter seine Kontrahenten waren, desto besser funktionierte der dunkle Ritter.

Batman: Arkham Origins

Auch das dritte Spiel der Arkham-Reihe lädt mit dem Freeflow-Kampfsystem zum Prügeln ein.

(Foto: Warner Bros.)

Die bekannten Bösewichte tauchen aber erst im Verlauf der Geschichte auf und nehmen dann nur Nebenrollen ein - bis auf den Joker natürlich. Doch wie soll sich der Comic-Superheld gegen eine B-Mannschaft auszeichnen? Shiva, Deathstroke, Deadshot, Firefly, der Electrocutioner, Killer Croc, Bane und Copperhead sind allesamt Sparringspartner und dienen nur einem Zweck: das Kampfsystem zu promoten.

Das Kampfsystem ist die besondere Stärke aller Arkham-Titel. Der Spieler lenkt Batman mittels ausgeklügelter Tastenkombinationen und richtig getimten Kontern wie eine Flipperkugel von Gegner zu Gegner. Freeflow haben die ursprünglichen Entwickler von Rocksteady Studios das Kampfsystem gennant. Es gibt fast kein Problem, das sich in Gotham nicht durch eine solche Prügelei lösen lässt. Das gesamte Spiel ist um diesen Mechanismus herum konzipiert.

Aus diesem Grund bietet "Batman: Arkham Origins" alle nur denkbaren Möglichkeiten, diese Fähigkeiten zu verbessern, seine Punkte und Bestzeiten online zu vergleichen. Aber das konnten die beiden anderen Arkham-Spiele auch schon. Welche Neuerungen bietet der dritte Teil wirklich?

Seine CSI

Die einzige interessante Neuerung an "Batman: Arkham Origins" ist der Detektiv-Modus. Der Spieler kann ihn einsetzen, um an bestimmten Orten Spuren einzusammeln. Mit jedem gescannten Detail rekonstruiert er ein weiteres Stück vom Tathergang als 3D-Simulation. Der Mord lässt sich so vom Spieler vor- und zurückspulen, um weitere Indizien zu finden. Die Idee ist gut und grafisch schön umgesetzt. Da der Modus aber keine Interaktionen ermöglicht, erinnert das nette Gimmick vom Spannungsbogen eher an eine Folge CSI: dröge.

"Batman: Arkham Origins" gelingt es nicht aus dem Schatten seiner Vorgänger herauszutreten. Die Erzählung ist gut, doch die Bösewichte nur mittelmäßig. Bat-Höhle und Gotham werden zum reinen Schauplatz für das Kampfsystem degradiert. Bei Warner Bros. fehlen neue Ideen. Waren in den Vorgängern noch allerlei liebenswerte Details versteckt, liegen dieses Mal alle Geschenke bereits unter dem Baum.

Was für ein trauriges Weihnachten.

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