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Die Zeiten, in denen das Internet eine Domäne allein von jungen Menschen männlichen Geschlechts war, scheinen vorbei zu sein. Eine Umfrage hat ergeben, dass immer häufiger Frauen und Senioren online gehen.

Von Christopher Schrader

Nach der Zahl, die den Fortschritt symbolisiert, werden die Autoren des Reports lange gesucht haben. Gut 30.000 Interviews hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid geführt, um herauszufinden, wie viele Menschen in Deutschland das Internet nutzen.

Computer: Seniorin am PC

Seniorin am PC

(Foto: Foto: dpa)

Aber das Überschreiten einer symbolträchtigen Schwelle hatten die Auftraggeber, die Initiative D21, der Firmen wie Siemens und die Telekom sowie das Bundeswirtschaftsministerium angehören, schon 2003 gemeldet.

Damals nutzte erstmals die Mehrheit der Deutschen das Netz: 50,1 Prozent. Dieses Jahr ist der Wert leicht auf 52,7 Prozent gestiegen - ein Erfolg, aber nicht eben schlagzeilenträchtig. Fündig wurden die Meinungsforscher dann bei den 50- bis 59-Jährigen: Von denen nutzen heute 50,3 Prozent das Internet.

Bis 2006 sollen 75 Prozent der Deutschen "onlinern"

Solche Befragungen haben inzwischen den Charakter eines Pegels erreicht. Sie messen den Entwicklungsstand einer Gesellschaft, die sich gern als Informationsgesellschaft versteht. Auch wenn es noch etliche Menschen gibt, die das Aufkommen der elektronischen Medien als Kulturverlust begreifen, warnen andere, ein fehlender Zugang zum Internet sei mit Analphabetismus vergleichbar.

Die Regierung begreift das Internet dagegen nüchtern als Wirtschaftsfaktor: Das Netz sei ein Wachstumsmotor für die Informationsgesellschaft, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Alfred Tacke bei der Vorstellung der Zahlen. Das Ziel der Regierung sei, den Anteil der "Onliner" bis 2006 auf 75 Prozent zu erhöhen.

Davon ist Deutschland weit entfernt, und auch im europäischen Vergleich, sagte der D21-Vorsitzende Thomas Ganswindt, "ist Deutschland noch immer im Mittelfeld". Immerhin: Nirgends gibt es relativ gesehen so viele Internet-Seiten wie in Deutschland, sagte Tacke - 85 Seiten pro 1000 Einwohner. Eher froh stimmt die D21-Initiative die Verteilung der Onliner.

Wenigverdiener surfen auch weniger

Denn sowohl der Osten als auch die Älteren und die Frauen holen langsam auf. 45 Prozent der Frauen nutzen laut aktueller Befragung das Netz, aber 60 Prozent der Männer; der Abstand war 2003 noch fast zwei Prozentpunkte größer. 28 Prozent aller Menschen, die älter als 50 sind, surfen oder schicken E-Mails, 2003 waren es noch drei Prozentpunkte weniger.

Und im Osten haben Thüringen und Brandenburg fast den deutschen Durchschnitt erreicht, während Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern noch deutlich hinterherhängen. Es gebe nicht mehr die Diskrepanz zwischen Ost und West, sondern zwischen strukturschwachen und strukturstarken Regionen, sagte Frank Wagner von TNS Emnid.

Kummer macht der Initiative D21 nach wie vor die soziale Verteilung der Surfer: Berufstätige nutzen das Internet zu zwei Dritteln, Rentner, Auszubildende und Hausfrauen nur zu gut einem Drittel. 76 Prozent der Studierten surfen im Netz, nur 20 Prozent der Ungelernten. Wer unter 1000 Euro Nettoeinkommen hat, nutzt die Technik zu 30 Prozent, 77 Prozent sind es bei denjenigen, die über mehr als 3000 Euro im Monat verfügen.

Hier sehen die D21-Strategen eine Schicht von Menschen, die sie mit ihren Kampagnen kaum erreichen. Auch darum haben sie das Schlagwort "Internet-Verweigerer" fallen gelassen. Wie seit zwei Jahren heißt der neue Report kunstvoll "(N)Onliner-Atlas".

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