Cloud Computing:Virenschutz aus der Wolke

Wer seinen Computer vor Viren und Würmern schützen will, kann das jetzt per Cloud Computing - mit einer kostenlosen Software.

Helmut Martin-Jung

Wenn der Computer mal wieder nicht richtig funktioniert, halten viele Nutzer einen Virus für die Ursache. Doch das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Die Malware von heute - Viren, Würmer und Trojaner - befriedigt nicht mehr das Ego technologisch frühreifer Computerkids, in dem sie befallene Rechner lahmlegt oder gar höhnisch-triumphierende Meldungen auf den Bildschirm bringt.

Cloud Computing: Eine neue Software verlagert die Überprüfung verdächtiger Dateien in die Cloud.

Eine neue Software verlagert die Überprüfung verdächtiger Dateien in die Cloud.

(Foto: Foto: dpa)

Sie wird vielmehr von Profis dazu geschrieben, die Kassen international organisierter Banden zu füllen. Egal ob mit Malware Computer ahnungsloser Nutzer als Spamschleudern missbraucht oder aber sensible Daten wie Kreditkartennummern oder Passwörter abgegriffen werden - der Besitzer soll gar nichts davon mitkriegen, dass sein Computer gekapert wurde.

Um trotz installierter Anti-Virus-Software in Rechner einzudringen, nutzen Online-Kriminelle eine ganze Reihe von Tricks. Sie greifen beispielsweise nicht mehr das Betriebssystem an, sondern den Browser oder irgendeines von zahlreichen Hilfsprogrammen, die viele Nutzer installiert haben. Und sie tun das mit einer derartigen Masse an Malware, dass die Hersteller von Virenschutzprogrammen schlicht überflutet werden.

"Die Dinge haben sich sehr verändert", sagt Luis Corrons, technischer Leiter des spanischen Antiviren-Spezialisten Panda. "Früher hatten wir vielleicht 100 neue Viren pro Monat, die unsere Techniker alle manuell untersucht haben." Heute aber sammelten sich bis zu 30.000 neue Malware-Programme pro Tag an - eine Flut, die nur noch automatisch zu bewältigen ist. "Unsere Systeme klassifizieren 99,4 Prozent der Verdachtsfälle automatisch", sagt Corrons. Die Malware-Spezialisten am Unternehmens-Hauptsitz im baskischen Bilbao sehen sich nur noch die restlichen 0,6 Prozent an, um dann zu entscheiden: Malware oder nicht?

Doch wer Software von Panda oder irgendeinem anderen Hersteller einsetzt, ist auch in diesem Moment noch um keinen Deut besser geschützt. Erst einmal müssen die neuen Virensteckbriefe erzeugt und auf den Rechner geladen werden. In der Regel haben also die Online-Kriminellen ein Fenster von einigen Stunden bis zu einigen Tagen, bis Computer immunisiert sind gegen neue Bedrohungen aus dem Internet.

Kostenlose Software zum Herunterladen

Dieses Zeitfenster will nun Panda als erstes Unternehmen weltweit nahezu dichtmachen. Mit ihrem neuen, für Privatanwender kostenlosen Service Cloud Antivirus verlagern sie die Überprüfung verdächtiger Dateien in die Cloud - so bezeichnen Experten einen Verbund von Computern in einem Rechenzentrum.

Soll der Computer eines Nutzers eine potentiell gefährliche Datei ausführen, fragt er zunächst bei diesem Online-Dienst nach, ob diese dort schon bekannt ist - entweder weil sie als harmlos auf einer weißen oder als gefährlich markiert auf einer schwarzen Liste steht. Diese Liste wird ständig aktualisiert, sobald entweder die automatischen Systeme eine neue verdächtige Datei klassifiziert haben oder aber falls sie manuell hinzugefügt wurde.

Übertragen werden dabei aber nicht die gesamten Dateien, sondern bloß der sogenannte Hashwert - ein mathematisch erzeugter Fingerabdruck. Mit ihm lässt sich eindeutig feststellen, ob eine Datei verändert wurde, so wie es Viren manchmal tun. Übertragen werden müssen dafür nur ein paar Zahlen - das schafft selbst eine Verbindung über ein Telefonmodem spielend.

Auf dem eigenen Rechner müssen die Anwender nur noch eine vergleichsweise kleine Datei installieren. Sie enthält noch eine Sammlung der wichtigsten Signaturen, um den Rechner auch dann zu schützen, wenn er nicht aufs Internet zugreifen kann, sich aber Malware beispielsweise von einem USB-Stick einfangen könnte.

Aber ist das Risiko wirklich so groß, sich in dem Zeitraum zwischen der Verbreitung neuer Malware und der Aufnahme in die Signaturdateien der Hersteller von Schutzsoftware irgendetwas auf seinem Computer einzufangen? Panda hatte da eine Vermutung, die ein Test schließlich bestätigte.

Die Firma stellte 2007 ein kostenloses Stück Software zur Verfügung, das sich darauf beschränkte, den Arbeitsspeicher auf aktive bekannte Bedrohungen zu untersuchen. Ergebnis: Zwischen zwölf und 30 Prozent aller Nutzer hatten digitale Schädlinge auf ihrem PC, obwohl sie eine Antivirenlösung installiert hatten. Die neue Software steht unter www.cloudantivirus.com zum Herunterladen bereit. Sie ist kostenlos, bietet aber keine weiteren Schutzfunktionen wie Netzwerk-Firewall oder das Sperren unerwünschter Seiten.

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