Breitband-Funknetz:Turbo-Internet vom Fernsehturm

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Ersetzt kostenloses Drahtlos-Internet demnächst die DSL-Leitung? Ein Land hat jetzt diesem Vorhaben den Weg geebnet.

Helmut Martin-Jung

Kostenloses drahtloses Internet für alle - in den USA ist diese Vision ein Stück nähergerückt. Die amerikanische Regulierungsbehörde FCC hat Frequenzen freigegeben, über die bisher analoges Fernsehen ausgestrahlt wird.

Drahtloser Internetzugang: nicht so leistungsfähig wie DSL oder Kabel (Foto: Foto: iStock)

Einzige Auflage: Der Zugang muss kostenlos angeboten werden. Größen der Technologiebranche wie Google, Microsoft oder Motorola hatten das seit Jahren gefordert. "Bald", freute sich Google-Mitgründer Larry Page, "werden wir nun drahtloses Internet mit Turbo haben."

Leistungsfähige Internet-Anschlüsse in den ländlichen Raum zu bringen, das ist auch das Ziel zweier Versuche in Baden-Württemberg und in Brandenburg, bei denen ebenfalls TV-Frequenzen als Transportweg genutzt werden sollen.

Große Strecken überwinden

Anders als in den USA werden hier aber Frequenzen für digitalen Rundfunk über Antenne (DVB-T) verwendet, die für Rundfunk und Fernsehen reserviert sind. In vielen ländlichen Gebieten könnten Privatsender zwar ihre Programme einspeisen, tun es aber nicht, weil ihnen der Aufwand zu groß ist für die wenigen Zuschauer, die sie mehr erreichen würden.

Weil Signale auf den TV-Frequenzen große Strecken überwinden und auch durch Häuserwände dringen, sind sie im Prinzip gut geeignet für die Versorgung großer Gebiete mit drahtlosem Internetzugang.

Aber: "Damit ist nur eine Grundversorgung möglich", sagt Axel Dürr von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), "so leistungsfähig wie DSL oder Kabel sind diese Zugänge nicht." Sie könnten auch einfach flächendeckend einsetzt werden: "Das ist eine Insellösung für Bereiche, wo es bisher gar nichts gibt."

Experten sagen zudem voraus, dass die Internetsignale den TV-Empfang über DVB-T stören könnten. Ob das so ist, werden als erste die 100 Teilnehmer eines Versuchs im brandenburgischen Wittstock erfahren.

Im Dezember wird dort die Bundesnetzagentur Messungen vornehmen, im Februar erwartet man sich erste Erfahrungen der Tester mit Endgeräten - kleine Boxen ähnlich einem Sender für drahtloses Internet im Haus.

In Stuttgart will man erst nächstes Jahr anfangen. Zwar müsse Breitband-Internet in den ländlichen Raum, sagt Axel Dürr von der LFK. Ob die Nutzung von TV-Frequenzen dafür der richtige Weg sei, müsse sich aber noch zeigen.

© SZ vom 06.11.2008/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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