Blu-ray vs. HD-DVD:Toshiba gibt auf

Der japanische Elektronikkonzern will aus dem Geschäft mit HD-DVD-Geräten aussteigen. Konkurrent Sony liegt mit seiner Blu-ray-Technik vorn.

Christoph Neidhart

Der Formatkrieg um die nächste DVD-Generation dürfte beendet sein. Gewonnen hat Blu-ray, das Format von Sony. Blu-ray wird von Sharp, Hitachi, Panasonic, Samsung und der holländischen Philips unterstützt. Der Toshiba-Konzern, der zusammen mit NEC das Konkurrenzformat HD-DVD erarbeitet und dieses vor zwei Jahren auf den Markt gebracht hatte, wird diese Eigenentwicklung aufgeben, wie aus Unternehmenskreisen von Toshiba verlautete.

Blu-ray vs. HD-DVD: Toshiba gibt auf: HD DVD hat den Formatkrieg gegen Blu-ray verloren.

Toshiba gibt auf: HD DVD hat den Formatkrieg gegen Blu-ray verloren.

(Foto: Foto: AP)

Damit legt die Video-Branche ihren Formatkrieg bei, bevor die Masse der Konsumenten zwischen Blu-ray und HD-DVD entscheiden musste. Das war beim Streit um die VHS- und Betamax-Videokassetten in den 80er Jahren der Fall. Bisher hat Toshiba weltweit etwa eine Million HD-DVD-Spieler verkauft. Die Entscheidung zugunsten von Blu-ray hat sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Sechs große Hollywood-Studios - unter ihnen Disney, MGM und 20th Century Fox - gaben vor kurzem bekannt, ihre Filme künftig nur noch als Blu-ray-Disc zu veröffentlichen. Kunden haben entschieden

Am Freitag meldete dann der weltweit größte Einzelhändler Wal-Mart, dass er auf Blu-ray setzen wolle. Die Supermarkt-Kette kontrolliert 40 Prozent des amerikanischen DVD-Marktes. Wal-Mart begründete seine Entscheidung mit den Wünschen der Kunden. Das Toshiba-Format werde schrittweise aus den Regalen genommen. Schon am Montag voriger Woche hatte die amerikanische Netflix, der größte Video-Disc-Verleiher der Welt, entschieden, künftig exklusiv auf Blu-ray zu setzen. Bisher bot das Unternehmen beide Formate an. Netflix entschied sich gegen HD-DVD, obwohl viele ihrer Kunden mehr Filme im HD-DVD-Format ausleihen.

Toshiba gibt auf

Wie im Kampf um das Videokassetten-Format vor zwanzig Jahren spielte auch die Porno-Industrie eine Rolle. Auch sie hat sich in den vergangenen Monaten mehrheitlich für Blu-ray entschieden. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters soll die Entscheidung von Wal-Mart den Ausschlag für Toshibas Entscheidung gegeben haben. Allerdings wolle Toshiba vor dem endgültigen Aus noch mit Microsoft Gespräche führen, da der Softwarekonzern bisher am HD-DVD-Format festhalte.

Die Hersteller von HD-DVD hatten versprochen, dass ihr Format billiger als blu-ray werde, weil es sich enger an die bisherige DVD-Technik anlehnt. Andererseits befürchteten Industriebeobachter, ein HD-DVD-Format würde nach wenigen Jahren weiterentwickelt, was wieder zu einem Formatwechsel hätte führen können. Blu-ray dagegen sei so konzipiert, dass es anderthalb Jahrzehnte Standard bleibe.Strategie unklar

Das Konsortium um Sony habe sich auch deshalb durchgesetzt, weil es offener mit der Konkurrenz zusammenarbeitete, berichtet die japanische Zeitung Nikkei. Neben einem überlegenen Audio- und Video-Design und dem geschickteren Marketing habe dies den Ausschlag gegeben. Toshiba hat sich noch nicht auf eine künftige DVD-Strategie festgelegt. Möglich sei, dass der große Mischkonzern - der neben Elektronik auch Fahrstühle und Eisschränke produziert und der drittgrößte Halbleiter-Produzent der Welt ist - künftig nur noch Abspielgeräte verkaufe oder ganz aus dem Geschäft mit der Laser-Disc aussteige. Ausschließen wollen Branchenbeobachter auch nicht, dass Toshiba weiterhin HD-DVD nach Europa verkaufe, wo das Unternehmen, anders als in Japan und in den USA, mit HD-DVD im letzten Jahr ermutigende Resultate erzielt hat.

Der kostspielige Formatkrieg schien noch vor wenigen Monaten in einem Patt zu enden: Toshiba rechnete schon im Vorjahr nicht mehr damit, HD- DVD als den einzigen Standard durchzusetzen. Der Konzern hat 2007 ein Abspielgerät auf den Markt gebracht, das beide Formate liest. Das ist jetzt nicht mehr erforderlich. Der Konzern hat dem Druck des Marktes nachgegeben, damit kommt er auch den bisher sehr zögerlichen Käufern entgegen.

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