Blackberry:Staatsfeind in der Tasche

Blackberrys sind bei Politikern beliebt. Weil die Daten aber auf Servern in Nordamerika fließen, fürchtet Frankreich um seine Staatsgeheimnisse.

M. Kläsgen und T. Riedl

Niemand möchte, dass seine persönliche Mitteilung von jemand anderem gelesen wird als dem Adressaten. Fast jede elektronische Nachricht im Geschäftsverkehr trägt heutzutage daher im Abspann einen Hinweis wie: "Die in dieser E-Mail enthaltenen Informationen sind nur für die Person bestimmt, an die diese Nachricht adressiert ist."

Blackberry: Beliebt unter Managern wie unter Politikern: Ein Blackberry im Einsatz.

Beliebt unter Managern wie unter Politikern: Ein Blackberry im Einsatz.

(Foto: Foto: AP)

So versuchen sich Firmen und Behörden abzusichern - auch gegen das unberechtigte Lesen von Informationen.

Aus Angst vor solchen Spitzeln soll in Frankreich nun das Senden von Mails mit dem Kleincomputer Blackberry verboten werden.

Staatsbeamte fürchten um die Sicherheit der Kommunikation - wie es auch schon einmal in Deutschland der Fall war.

Einem Bericht der Tageszeitung Le Monde zufolge ist es hohen französischen Beamten von sofort an untersagt, mit den Blackberry-Geräten E-Mails oder andere Daten zu senden.

Die Apparate sollen nicht sicher genug sein. Staatsgeheimnisse könnten auf diesem Wege gelüftet werden. Bestätigen wollte die französische Regierung diesen Bericht am Mittwoch jedoch nicht. Research in Motion (RIM), der kanadische Hersteller des Blackberry, wies die Befürchtungen zugleich zurück.

Erneuertes Verbot

Die Sorge, ausspioniert zu werden, speist sich aus dem Umstand, dass alle Blackberry-Daten über Server in Kanada und in Großbritannien laufen. Der französische Staatsschutz SGDN hält nicht für ausgeschlossen, dass der US-Geheimdienst den Datenfluss über den Atlantik nutzt, um an geheime Regierungsangelegenheiten aus Paris zu gelangen.

Die SGDN hatte deswegen vor anderthalb Jahren schon einmal angeordnet, keine Blackberrys mehr zu benutzen.

Die Mitarbeiter im Elysée-Palast und am Sitz des Premierministers hielten sich aber nicht daran. Deswegen soll das Generalsekretariat für nationale Verteidigung das Verbot erneuert haben.

Eine Diskussion über die Sicherheit beim Mailen mit dem Blackberry hatte es auch in Deutschland gegeben. Vor zwei Jahren wurde eine interne Studie des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik bekannt.

Können Kriminelle den Verschlüsselungscode der E-Mails knacken?

"Aufgrund der unsicheren Architektur ist der Blackberry für den Einsatz in sicherheitsempfindlichen Bereichen der öffentlichen Verwaltung und spionagegefährdeten Unternehmen nicht geeignet", hieß es damals.

Angst macht den Sicherheitsleuten vor allem das bei RIM als Network Operation Center bekannte Rechenzentrum, in dem der reibungslose Versand aller mit einem Blackberry verschickten Nachrichten sichergestellt wird - weltweit.

Weil außerhalb von RIM niemand so genau weiß, was in diesen Rechenzentren abläuft, schürt das die Sorgen. Können Geheimdienste Einblick in die Daten nehmen? Können Kriminelle den Verschlüsselungscode der E-Mails knacken? Bewahrt RIM Kopien von allen Nachrichten auf?

Die kanadische Firma weist die Spekulationen zurück. "Die Kommunikation über die Netzrechner von Blackberry ist verschlüsselt", heißt es in einer Stellungnahme. "Der Ursprung der E-Mails kann nicht nachverfolgt werden oder auf seinen Inhalt hin analysiert." Selbst wenn Hacker Großrechner einsetzen würden, könnten sie die Verschlüsselung der E-Mails erst in 24 Millionen Jahren knacken, sagte ein Sprecher.

Alles sicher also? Die Mitarbeiter der Regierung zumindest sind laut Le Monde vom Verbot wenig begeistert. Sie müssten jetzt wieder lernen, wie gestern zu arbeiten, und verlören dadurch viel Zeit. Dabei gebe es doch kein wirklich sicheres System.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: