BKA warnt vor E-Mail:Der "Bundestrojaner" ist da

Es war nur eine Frage der Zeit: Kriminelle haben sich den geplanten amtlichen Lauschangriff zu Nutze gemacht und verschicken massenweise E-Mails im Namen des Bundeskriminalamtes.

Jörg Donner

"Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass Ihr Rechner unter der IP 212.227.116.110 erfasst wurde", schreibt Jürgen Stock vom Bundeskriminalamt (BKA). Angeblich habe man illegal MP3-Dateien, Filme und Software aus dem Netz geladen. "Ihre Daten wurden uns von Ihrem Provider zu Verfügung gestellt und eine Strafanzeige wurde erlassen", heißt es weiter in der E-Mail vom Absender "Bundeskriminalamt, Abteilung 48581".

"Bundestrojaner", E-Mail vom BKA

Den "Bundestrojaner" gibt es auch zum Download

(Foto: Screenshot: sde)

An der E-Mail hängt eine exe-Datei, darin befände sich die Strafanzeige, zu der man Stellung beziehen solle. "Hochachtungsvoll" und "im Auftrag" unterzeichnet von Herrn Stock vom Referat LS2 des BKA.

Das Problem: Jürgen Stock, Vizepräsident des BKA, ist keineswegs der Absender. Statt dessen kommt die Mail von Unbekannten, die damit Daten auf den Computern der Empfänger stehlen wollen.

Das BKA warnt deshalb davor, den Anhang zu öffnen. Es handle sich um eine derzeit noch nicht näher zu klassifizierende Schadsoftware, die sich unter Umständen beim Öffnen automatisch per E-Mail an die im Adressbuch des Rechners gelisteten Adressen weiterversendet oder weitere Schadfunktionen auf dem Rechner ausführt, heißt es auf der Homepage.

Die Mehrheit der aktuellen Virenschutz-Scanner erkennt demnach die Datei noch nicht als Schädling.

Der Bundestrojaner?

Besondere Brisanz bekommt dieser Angriff durch die Tatsache, dass es derzeit Diskussionen über den Einsatz eines sogenannten Bundestrojaners gibt. Damit soll dem BKA ermöglicht werden, online auf Computer von verdächtigen Personen zuzugreifen um dort möglicherweise belastendes Material zu finden.

Angeblich arbeiten bereits mehrere Stellen an der Entwicklung dieser Software. Wann und wo das Programm eingesetzt werden soll und ob dies rechtlich zulässig ist, ist derzeit noch unklar.

Mittlerweile gibt es auch eine Scherz-Webseite im Internet, die den "Bundestrojaner" zum Download anbietet. Dank des Bundestrojaners brauche man sich keine Sorgen mehr um die Sicherheit seines Computers machen, heißt es dort. "Das erledigen nach Download und Installation des Bundestrojaners die deutschen Sicherheitsbehörden für Sie."

Offenbar haben die Angreifer mit der massenhaft versendeten Virenmail dem BKA eine Menge Arbeit beschert. So erreicht man unter der Telefonnummer für Bürgeranfragen lediglich eine Bandansage. Darauf ist zum einen der Hinweis zu hören, die Mail ungeöffnet zu löschen, zum anderen die dringende Bitte, von weiteren Anrufen abzusehen.

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