Bitcoin:Gegen den Krypto-Hype ist Roulette ein Familienspiel

Bitcoin

Viele Experten halten den Bitcoin-Boom für eine Blase, die früher oder später platzen wird.

(Foto: dpa)

Täglich entstehen neue Bitcoin-Kopien, eine nutzloser als die andere. Selbst offensichtliche Parodie-Währungen sind plötzlich Milliarden wert.

Von Jan Willmroth

Es lässt sich mit Unfug ja bekanntlich unfassbar viel Geld verdienen. Im Falle des sogenannten "Dogecoins", einer parodistisch gemeinten Kryptowährung mit dem Kopf eines durch Internet-Witzbolde berühmt gewordenen Hundes der flauschigen Rasse Shiba Inu als Symbol, ist aber selbst dem Erfinder derselben das Lachen vergangen, als er erfuhr, was Spekulanten aus seiner Parodie gemacht haben.

Zwei Jahre lang hat niemand mehr das Dogecoin-System weiterentwickelt, aber im Zuge des derzeitigen, nun ja, Wahnsinns um die täglich wachsende Zahl von Cyberwährungen, die in der Welt gehandelt werden, ist eben nicht mehr der praktische Nutzen oder die technische Finesse der ein oder anderen Bitcoin-Alternative entscheidend für deren Wert, sondern vorwiegend eine spekulative Übertreibung ungeahnten Ausmaßes. Dogecoin, eine Währung, die nun wirklich keinerlei Nutzen hat, außer ein zeitweise witziges Internet-Phänomen in ein Krypto-Dings zu übertragen, erreichte zwischenzeitlich einen nicht zu rechtfertigenden Wert von zwei Milliarden Dollar.

Kein Bitcoin-Millionär - aber auch kein Idiot

Wie nachvollziehbar sind die Rufe: Tulpenblase! Dotcom-Boom! Verzweiflung bricht sich Bahn im Versuch, zu erklären, was gerade geschieht, dazu braucht es historische Vergleiche, die es nun aber leider nicht gibt. Gegen die Kryptomanie ist Roulette ein Familienspiel, war die Internetblase Ende der Neunziger ein Kindergeburtstag mit Limo statt Sekt.

Wenn die längst vergessene Firma Kodak den "Kodakcoin" ankündigt und sich ihr Marktwert verdoppelt, Unternehmen plötzlich "Blockchain" im Namen tragen und ihre Aktienkurse freidrehen, wenn es für jeden erdenklichen Internet-Quatsch eigene Coins gibt und selbst jemand, der eine neu erfundene Währung für jeden sichtbar als "nutzlos" betitelt und vor ihr warnt, mehr als 300 000 Dollar einsackt, dann bleibt wenigstens die einigermaßen beruhigende Gewissheit, zwar kein Bitcoin-Millionär zu sein, aber eben auch nicht ganz dumm.

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