Biometrisches Feature im iPhone 5s:Wenn das iPhone in die falschen Finger gerät

Lesezeit: 2 min

Apples neues iPhone: Fingerabdruck als Zugangssperre (Foto: AFP)

Apples neues iPhone 5s hat einen Fingerabdruck-Sensor, damit sich die Nutzer keine vierstellige Zugangsnummer mehr merken müssen. Doch das biometrische Verfahren ist umstritten. Und sicher schon mal gar nicht.

Von Mirjam Hauck

Apples neues Highend-Smartphone, das iPhone 5s, gibt es demnächst in Schwarz, Weiß oder gülden. Das Auffälligste am Geräte ist aber nun doch nicht der neue Glanzlack, sondern der Fingerabdruck-Sensor, der sich unter dem Home-Button des Smartphones findet.

Diese Zugangssperre soll Nutzern, die keine Lust auf das Eintippen von Passwörtern haben, das Leben leichter machen. Auch Songs, Videos und Apps aus dem iTunes Store lassen sich mit dem biometrischen Erkennungsverfahren bezahlen. Laut Apple können Fingerabdrücke von bis zu fünf Personen verschlüsselt auf dem Handy gespeichert werden.

Yahoo-Chefin Marissa Mayer, die bei der Präsentation in Cupertino zugegen war, findet den Fingerabdruck-Sensor besonders cool. Nutzer im Netz sind vom neuen Feature dagegen nicht ganz überzeugt. Es eröffne ganz neue Möglichkeiten der Überwachung. September">Gerade auch für Geheimdienste.

Fingerabdruck-Datenbank: Unbezahlbar (Foto: Twitter)

Schäubles Fingerabdruck für alle

Apple versichert, die gespeicherten Fingerabdrücke würden keinen anderen Programmen zugänglich gemacht. Wie glaubwürdig diese Aussage ist, lässt sich derzeit nicht überprüfen. Belegt ist allerdings, dass Fingerabdruck-Sensoren alles andere als fälschungssicher sind.

Bereits im Jahr 2008 wiesen Hacker des Chaos Computer Clubs nach, wie unzuverlässig biometrische Erkennungsverfahren sind, als sie den Fingerabdruck des damaligen Innenministers Wolfgang Schäuble in ihrer Zeitschrift Datenschleuder veröffentlichten. Der Grund für die aufsehenerregende Aktion war seinerzeit der neue deutsche Reisepass, in dem Fingerabdrücke auf einem Chip gespeichert werden. Ein Sympathisant des CCC, teilte der Club damals mit, sei auf einer öffentlichen Veranstaltung an ein Glas gelangt, aus dem der Minister getrunken habe. Mit dem im Heft veröffentlichten Negativ des Fingerabdrucks könne man sich ohne großen Aufwand selbst eine Folie basteln. Wer sich diese Folie auf die Fingerkuppe klebt, könne damit an Fingerabdruck-Scannern als Wolfgang Schäuble durchgehen.

Tatsächlich lassen sich fremde Fingerabdrucke mit Plastilin oder einer anderen Klebermasse reproduzieren und am eigenen Zeigefinger befestigen. Ein Video des Chaos Computer Clubs, das bereits im Jahr 2004 gedreht wurde, zeigt, wie man mit Klebefolie und ein bisschen Leim einen Fingerabdruck nachmachen kann.

"Besser als gar keine"

Mark Burnett, Sicherheitsberater und Autor, ist überzeugt, dass eine gut gewählte PIN immer besser sei als ein Fingerabdruck. Das liege vor allem daran, dass man den Fingerabdruck nicht ändern könne. Zudem seien die meisten biometrischen Sensoren alles andere als zuverlässig. Oft müsse man mehrmals über sie streichen, bis sie den Fingerabdruck erkennen. Die Fehlerquote bei der Erkennung sei nicht zu unterschätzen. Ein anderes Problem sei aber auch, dass Fingerabdrücke nicht geheim seien. "Wir hinterlassen sie überall und sie sind einfach zu fälschen." Immerhin: "Ein Fingerabdruck als Zugangssperre ist besser als gar keine."

Millionen Nutzer werden demnächst den Fingerabdruck-Sensor im neuen iPhone 5s verwenden. Damit kommt ein biometrisches Verfahren im Massenmarkt an, das umstritten ist. Der gläserne Nutzer, über den die Internet-Unternehmen und Geheimdienste längst alles wissen, fügt dem allen freiwillig noch ein Puzzleteil hinzu: den eigenen, einzigartigen Fingerabdruck.

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