Big Brother Awards 2012:Datenkraken der Nation

Der Datenschutzverein FoeBuD vergibt jedes Jahr die unrühmlichen "Big Brother Awards". Nun erhielten neue Überwachungsfetischisten diesen Preis, den man eigentlich gar nicht haben möchte.

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(Foto: dpa)

Der Datenschutzverein FoeBuD vergibt jedes Jahr die unrühmlichen "Big Brother Awards". Am Freitag erhielten sieben neue Überwachungsfetischisten diesen Preis. Die Gewinner im Überblick. Preisträger: Markus Ulbig, Sächsischer Innenminister Preiswürdige Leistung: Die Funkzellen-Auswertung während einer Neonazi-Demonstration in Dresden im Februar 2011. Dabei wurden von 55.000 Handybesitzern, die sich zu dieser Zeit in dem Gebiet aufhielten, sämtliche eingehende und ausgehende Anrufe und SMS sowie die jeweilige Position erfasst. Vor allem Gegendemonstranten waren betroffen. Die Verbindungsdaten tauchten später auch in anderen Strafverfahren auf.

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(Foto: AP)

Preisträger: Die Cloud Preiswürdige Leistung: Fotos, Musik und Adressbücher im Netz zu speichern und abzurufen gilt schon seit Jahren als Trendthema der IT, Unternehmen wie Apple, Amazon oder Google bieten solche Dienste bereits an. Doch die Technik hat massive Nachteile. So heißt es in der Begründung der Jury: "Fast alle Cloud-Anbieter sind amerikanische Firmen - und die sind laut Foreign Intelligence Surveillance Act verpflichtet, US-Behörden Zugriff auf alle Daten in der Cloud zu geben, auch wenn sich die Rechnerparks auf europäischem Boden befinden."

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(Foto: dpa)

Preisträger: Hans Peter Friedrich, Bundesinnenminister Preiswürdige Leistung: Die Einrichtung des Cyber-Abwehrzentrums und des Abwehrzentrums gegen Rechtsextremismus, da hierbei "Polizei, Geheimdienste und teilweise das Militär auf problematische Weise vernetzt und verzahnt" werden, so die Begründung. Der historisch begründete Verfassungsgrundsatz lautet, dass die Sicherheitsbehörden strikt voneinander getrennt arbeiten müssen.

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(Foto: Blizzard Entertainment)

Preisträger: Blizzard Entertainment Preiswürdige Leistung: Diverse Datenschutzverletzungen bei Online-Spielen wie "World of Warcraft". Aus protokollierter Spieldauer, Rechnerdaten, Spielerverhalten und Freundeslisten lassen sich Persönlichkeitsprofile und Charakterstudien erstellen, so die Kritik.

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(Foto: Screenshot: Finfisher.com)

Preisträger: Gamma International Preiswürdige Leistung: Die Spionagesoftware Finfisher. Die deutsche Niederlassung in München preist das Programm als Möglichkeit, über Sicherheitslücken in iTunes oder Skype Spionagesoftware in fremde Rechner einzuschleusen. Finfisher wird laut FoeBuD auch an ausländische Geheimdienste verkauft. Gefunden wurde sie zum Beispiel bei der Erstürmung der Kairoer Zentrale des ägyptischen Geheimdienstes durch Bürgerrechtler.

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(Foto: Screenshot: Brita.de)

Preisträger: Brita GmbH Preiswürdige Leistung: Schoolwater, der kostenpflichtige Wasserspender an Schulen. Das Gerät gibt nur Wasser ab, wenn die Kinder eine Flasche mit eingebautem RFID-Funkchip verwenden. Der Funkchip lässt sich ohne das Wissen des Einzelnen auslesen. Der Einsatz der Technik wird ebenso kritisiert wie die Tatsache, dass Wasser kostenpflichtig angeboten wird, anstatt es Schülern kostenlos zur Verfügung zu stellen.

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