Betriebssysteme:Vista in Sicht

Seit heute gibt es Vista, die neueste Version von Microsofts Betriebssystem Windows, zu kaufen. Aber nur für Geschäftskunden und auch die werden größtenteils abwarten.

Thorsten Riedl

Tausende Amerikaner standen in der Nacht zum 24. August 1995 Schlange. Damals gab es nichts umsonst. In der Sommernacht begann das Software-Haus Microsoft den Verkauf seines Betriebssystems Windows 95. "Start me up" spielten damals die Rolling Stones.

Betriebssysteme: undefined
(Foto: Foto: AFP)

Bill Gates, zu der Zeit noch Chef des Konzerns, gab den Startschuss für eine weltweite Werbekampagne. Wenn nun elf Jahre später am Donnerstag die ersten Versionen von Windows Vista - dem Software-Enkel von Windows 95 - in den Verkauf gehen, läuft es ruhiger: Keine Rockstars, keine Wartezeiten.

Das neue Software-Herzstück eines Computers wird mit dem Büroanwendungspaket Office 2007 nur für Geschäftskunden erhältlich sein.

Und Beobachter rechnen damit, dass die Firmenklientel mit dem Einsatz von Vista erstmal abwartet. Privatkunden dürfen ohnehin erst im Januar kaufen.

Microsoft beherrscht den Markt für Betriebssysteme. Auf mehr als 95 Prozent aller Arbeitsplatzrechner und tragbaren Computer läuft das System. Den Rest teilen sich Apple und das frei verfügbare Programm Linux. Mehr als ein Drittel aller Geräte, die in Firmennetzen ihren Dienst verrichten, nutzen das Windows-System.

Hier gehört Unix-Software etwa von Hewlett-Packard oder Sun sowie auch Linux zu den Wettbewerbern. Für Microsoft bleibt Windows mit den Office-Produkten der mit Abstand größte Gewinnbringer des Konzerns.

Der Umstieg auf Vista und Office 2007 lohnt sich vor allem für Unternehmen, die bereits Geschäftsanwendungen von Microsoft nutzen. "Bis jetzt hat der Software-Konzern die Möglichkeiten einer stärkeren Integration seiner Firmenprodukte zu wenig genutzt", sagt Christian Glas, Software-Analyst bei PAC.

Insbesondere die Verknüpfung zu der betriebswirtschaftlichen Software von Microsoft sowie den Programmen zur Kundenpflege sei nun deutlich besser als zuvor.

Der große Ansturm auf die neuen Angebote wird dennoch ausbleiben. Das Marktforschungsinstitut Gartner rechnet damit, dass Ende 2007 auf nur 4,2 Prozent aller Rechner Vista installiert sein wird.

Im folgenden Jahr sollen es nach den Berechnungen der Experten 28 Prozent sein - und damit selbst in zwei Jahren immer noch weniger als beim aktuellen Betriebssystem Windows XP. Geschäftskunden zögern traditionell bei solchen wichtigen Entscheidungen: "Sie testen neue Software zunächst einmal ausgiebig", erklärt David Bradshaw, Branchenanalyst bei Ovum.

Wenn die Produkte ab Januar für Konsumenten erhältlich sind, sieht es nicht besser aus für Microsoft: Die Experten von Forrester haben sich diesen Bereich genauer angesehen.

Beinahe die Hälfte der Privathaushalte besitzt demnach einen PC, der drei Jahre alt oder noch älter ist. Auf diesen Geräten läuft wegen der enormen Hardwareanforderungen Vista mehr schlecht als recht.

Mit neuen Computern dagegen wird Vista schon beim Kauf ausgeliefert. Das aktuelle Windows XP hat so auch vier Jahre gebraucht, um auf der Mehrzahl der Rechner installiert zu sein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: