Betriebssysteme:Linux lockt auch Laien

Das kostenlose Programm ist sicherer als das Monokultur-artig verbreitete Windows, doch funktionieren nicht alle Geräte mit der Software.

Von Thomas Hammer

Es muss nicht immer Windows sein: Linux-Anbieter verleiten private Computernutzer mit einfach zu bedienenden Programmpaketen zum Umstieg auf das alternative Betriebssystem. Es ist sogar möglich, Windows und Linux abwechselnd auf demselben Rechner zu nutzen. Aber nicht alle Geräte arbeiten mit Linux.

Linux-Maskottchen Tux

Linux-Maskottchen Tux

(Foto: Foto: AP)

Die Vorstellung, dass Linux ein sperriges System sei, das viel Programmiererfahrung erfordert, gehört längst der Vergangenheit an. "Wenn die Hardware zu Linux passt, ist der Umgang damit so einfach wie mit Windows", sagt Hans-Georg Eßer vom Fachverlag Linux New Media in München.

Häufige Gründe für den Umstieg auf Linux seien die vielen kostenlosen Programmpakete und das Bedürfnis, im Internet ohne Angst vor Computerviren surfen zu können.

Sicherheit: Zwar ist auch Linux nicht immer ganz frei von Sicherheitslücken, sodass es ratsam ist, in regelmäßigen Abständen Sicherheitsaktualisierungen des Betriebssystems vorzunehmen.

Doch massenhafte Viren-Attacken sind nicht zu finden. Das Linux-Betriebssystem sieht als Standardeinstellung vor, dass die Systemprogramme nicht verändert werden können - dafür ist ein Extra-Passwort nötig.

Weil Viren jedoch auf dem befallenen Computer die Systemeinstellungen verändern müssen, um sich weiter auszubreiten, haben sie bei Linux von vornherein kaum eine Chance.

Distributionen: Der Programmcode von Windows ist das bestgehütete Betriebsgeheimnis von Microsoft, und das Systempaket wird ausschließlich von dem Softwarekonzern zur Verfügung gestellt.

Linux lockt auch Laien

Linux dagegen ist ein frei zugängliches Betriebssystem, dessen Code jeder kostenlos verwenden und umprogrammieren kann. Auf Basis des freien Betriebssystems, das im Kern nur das korrekte Funktionieren des Computers und der angeschlossenen Geräte garantiert, haben Softwareunternehmen oder freiwillige Programmierergemeinschaften so genannte Distributionen entwickelt.

Hierbei wird der Systemkern mit nützlichen Komponenten ergänzt wie etwa grafischen Bedieneroberflächen, Internetbrowsern, Multimedia- und Mailprogrammen oder dem Programmpaket Open-Office, das Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationsprogramm vereint.

Zu den verbreitetsten Einsteiger-Paketen zählen die SUSE-Distribution des Computerkonzerns Novell und die aus Frankreich stammende Mandriva-Distribution. Noch recht neu auf dem Markt ist Ubuntu-Linux, das sich ebenfalls an Einsteiger richtet.

Preis hängt vom Service ab

Der Preis für eine Distribution ist davon abhängig, wie viel Service der Nutzer möchte. So kostet SUSE 9.3. mit gedrucktem Handbuch und 30 Tagen Installations-Unterstützung per Telefon oder E-Mail zwischen 80 und 90 Euro. Die Vorgängerversion 9.2. ist ohne Handbuch und Installations-Service schon für fünf Euro zu bekommen.

Computer und Netzwerk: Wie gut Computer und Betriebssystem zusammenpassen, hängt davon ab, ob die Komponenten linuxkompatibel sind. Immer wieder kommt es vor, dass einzelne Bauteile unter Linux nicht laufen.

Besonders betroffen sind Analog-Modems mit USB-Anschluss und eingebaute Modems. So genannte serielle Modems, vor allem die Modelle älterer Bauart, funktionieren hingegen meist problemlos.

Für Computer mit Netzwerk-Anschluss bietet der Hersteller Devolo mit dem analogen LAN-Modem eine elegante Lösung: Das Modem nutzt die Netzwerk-Schnittstelle und kann unabhängig vom Betriebssystem eingesetzt werden.

Linux lockt auch Laien

Bei ISDN-Modems ist der Hersteller AVM mit seinen "FritzCard"-Produkten vorgeprescht und bietet für die wichtigsten Produkte eigene Linux-Treiber an.

Am einfachsten funktioniert unter Linux die Anbindung an einen DSL-Anschluss. Die meisten DSL-Modems funktionieren auf allen Betriebssystemen.

Drucker, Kameras, USB-Sticks:

Linux unterstützt viele Drucker aller Preiskategorien - aber nicht alle. Wer bereits einen Drucker besitzt, kann in einer Hardware-Datenbank schauen, ob das Gerät unter Linux funktioniert. Ebenfalls gut abgedeckt sind Digitalkameras, USB-Speichersticks und MP3-Player wie beispielsweise der Ipod.

Live-CD: Mit so genannten Live-CDs geben die meisten Anbieter von Distributionen die Möglichkeit, Linux vor der Installation zu testen. Dabei wird Linux von einer CD aus gestartet, ohne dass das auf der Festplatte gespeicherte Betriebssystem - zum Beispiel Windows - verändert wird.

Der Vorteil: Der Nutzer übt risikolos den Umgang mit Linux und findet heraus, ob alle Bauteile und externen Geräte linuxtauglich sind. Bei SUSE und Ubuntu können Live-CDs kostenlos heruntergeladen werden.

Software: Während einfach bedienbare Standardprogramme wie Internetbrowser, E-Mail oder Fotoverwaltung reichlich vorhanden sind und Open-Office mit den Office-Programmen von Microsoft kommunizieren kann, sieht es bei Spielen eher mau aus. Nur wenige Computerspiele können unter Linux zum Laufen gebracht werden.

Linux und Windows: Wer einerseits auf seine Windows-Spiele nicht verzichten und andererseits beim Surfen und Chatten sicher im Internet unterwegs sein will, kann Linux und Windows parallel auf dem Computer installieren.

Beim Einschalten wird dann gefragt, ob Windows oder Linux gestartet werden soll. Dafür muss jedoch zuvor die Festplatte in getrennte Bereiche aufgeteilt werden - dieses so genannte Partitionieren erfordert einige Übung im Umgang mit dem Computer.

Weil dabei auch Daten verloren gehen können, sollte der Nutzer zuvor unbedingt eine Sicherungskopie seiner Festplatte anfertigen.

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