Betríebssystem-Wechsel:Das Mac-OS-X-Experiment

Christopher Schrader

"Sind Sie sicher, dass Sie das für eine gute Idee halten?", fragt der Verkäufer. "So einen alten Computer auf das aktuelle System aufrüsten, das bringt doch wenig." Dann aber holt er bereitwillig die Hardware, die ich verlangt habe: ein größerer Arbeitsspeicher und eine neue Festplatte, zusammen 150 Euro. Außerdem empfiehlt er dringend eine neue Grafikkarte (160 Euro), aber die Investition schiebe ich erst einmal auf.

Im Prinzip freuen mich die Zweifel des Fachmanns. Schließlich will ich ja was zu schreiben haben über meine Abenteuer, ein paar harmlose Anekdoten erzählen können über den Abend, an dem ich meinen vier Jahre alten Mac auf das neueste System aufrüstete. Apple nennt es X, und diese Ausgabe heißt "Jaguar", in nüchternen Zahlen 10.2. Es kostet etwa 150 Euro und ermöglicht es, hoch gelobte Zusatzprogramme für digitale Musik, Bilder und Kalender zu nutzen. Mein Rechner läuft seit Jahren zuverlässig auf dem System 8.6, ich überspringe also eine ganze Entwicklungsgeneration. Darum brauche ich Ersatzteile, denn mein Computer stammt aus der Zeit, bevor Macs bunt und poppig wurden - man nennt ihn abschätzig "beiger G3". Er ist beige, hat aber immerhin noch ein Disketten-Laufwerk und die alten Anschlüsse, was mir eher als Vorzug erscheint. Dennoch erwarte ich , dass alles glatt geht, und über den alten Warnspruch "Never change a running system" (verändere nie ein Betriebssystem, das stabil läuft), da lache ich nur. Wie naiv!

Etliche Wochen später liegt mein Rechner quasi in Scherben. Lautsprecher und das ganze Soundsystem, Drucker, Diskettenlaufwerk, alles Totalausfälle. Und dann schreibt mir Apple-Sprecher Frank Limbacher auch noch: "Generell würde ich die Frage stellen, ob man einen beigen G3 partout auf Jaguar updaten muss, oder ob man bei älteren Rechnern nicht besser beraten ist, beim klassischen Mac OS zu bleiben." Aber mein Rechner mit seinem 266-Megahertz-Prozessor gilt als geeignet, und auf der Website steht: "Mac OS X ist nicht nur das benutzerfreundlichste Apple Betriebssystem, sondern auch am einfachsten zu installieren."

Wahrscheinlich habe ich serienweise Fehler gemacht habe, wie das Protokoll meiner Bemühungen belegen wird. Es geht schon los mit einem Leichtsinnsfehler: Ich lege die Installations-CD ein, ohne für ausreichend Arbeitsspeicher und Festplattenplatz gesorgt zu haben. Ich wollte die Fehlermeldung protokollieren, nur: die kam nicht. Stattdessen rödelt das CD-Laufwerk vor sich hin und hört gar nicht mehr auf. Und nach dem nötigen Abbruch geht das Laufwerk gar nicht mehr.

Nach dem Neustart gehe ich erstmal ins Netz, denn eine wichtige Info habe ich von der CD immerhin bekommen: Ich soll meine Firmware aktualisieren, mein Rechner ist direkt angesprochen. Also besorge ich mir das entsprechenden Update auf der Apple-Website, und lasse es ablaufen, aber dann sagt mir mein Computer: "You don't have any flashable cards" (Du hast keine aktualisierbaren Karten), also war das schon mal wieder vergebens.

Dann mache ich die Kiste auf, stecke den Arbeitsspeicher rein und schließe die Festplatte an. Die Kabel dafür sind schon vorgesehen, vom CD-Rom-Laufwerk geht ein breites Flachkabel weiter, das in die Festplatte passt, außerdem hängt dort ein Netzstecker. Befestigen tue ich die Platte mit Kabelbindern, weil ich ja gar nicht wusste, dass ich einen Schlitten dafür gebraucht hätte. Beim Werkeln wird mir klar, dass ich hier gerade Moores Gesetz in den Händen halte, wonach sich die Chip-Leistung alle 18 Monate verdoppelt. Der Arbeitsspeicher von 256 Megabyte hat real nicht mehr gekostet als der 32er vor vier Jahren.

Während der Chip sofort erkannt wird, schweigt die Festplatte genauso hartnäckig wie das CD-Laufwerk. Also mache ich den Deckel wieder auf, und schaue auf die so genannten Jumperstecker an der Festplatte. Der Verkäufer hatte etwas von "Master" und "Slave" gesagt, deshalb stöpsele ich die neue Platte auf "Slave" - nichts. Als nächstes schaue mir die Spannungsversorgung der ausgefallenen Bauteile an, und messe nach, ob in dem Netzstecker der Platte überhaupt Spannung anliegt. Dazu muss ich den Rechner notgedrungen einschalten, und das Herumgefummele mit den Spitzen des Messgeräts versetzt meinem Mac einen solchen Schock, dass er mir plötzlich beide Festplatten anzeigt und das CD-Laufwerk. Zwar bewegt sich der Mauszeiger nur ruckhaft, aber ich schaffe es die neue Festplatte zu initialisieren und in vier logische Bereiche zu unterteilen. Die erste dieser Partitionen nenne ich respektvoll-verspielt "Jaguar" und wähle ihre Größe - so, wie das Apple vorschreibt - kleiner als acht Gigabyte. Nun weiß ich auch, dass Laufwerk und Festplatte nicht kaputt sein können.

Als ich den Rechner nach dem Durchbruch schließe, unter den Schreibtisch stelle, alle Kabel wieder anschließe und neu starte, sind Festplatte und CD-Laufwerk wieder weg. Also wieder auf, hinten alle Kabel wieder ab, innen an allen Kabeln rütteln, wieder zu, wieder nichts. Dann entschließe ich mich zu einer Notmassnahme: Ich mache ein letztes Back-Up auf CD. Dann stecke ich innen im Rechner etwas um. Dort gibt es zwei sogenannte ATA/IDE-Bus-Stecker. Am einen, mit der logischen Adresse 0 hängt die alte Festplatte, am anderen, mit der logischen Adresse 1 hängen CD-Rom und neue Festplatte, die ja beide nicht gehen. Also vertausche ich die beiden Stecker, so dass der Rechner jetzt wahrscheinlich keinen gültigen Systemordner mehr hat. Und tatsächlich, er startet von der eingelegten Jaguar-CD. Jetzt kann ich das neue System auf der neuen, leeren Festplatte installieren. Das dauert gut 30 Minuten, dann muss ein Neustart sein - und der Computer startet sich von der alten Festplatte, die er vorher nicht gesehen hatte, mit dem alten System 8.6, und die neue Festplatte ist wieder weg.

Außerdem ist der Ton ausgefallen, und beim Versuch, ihn im Kontrollfeld wieder einzuschalten, stürzt der Rechner ab, immer wieder.

Aber er lässt sich von der Jaguar-Installations-CD starten und das Installationsprogramm sagt mir, dass tatsächlich 1,1 Gigabyte Systemdaten auf die neue Festplatte gekommen sind, die der Rechner ja ansonsten nicht sieht. Bei der eigentlichen Installation zur Ergänzung dieser Daten hängt sich der Rechner dann wieder auf und muss mit einem Kaltstart wiedererweckt werden.

Also nehme ich ihm die Jaguar-CD weg und sehe verwundert zu, dass er nun im alten System 8.6 startet. Ganz zufrieden ist er aber nicht, denn er beschwert sich: "Startvolumen wurde ausgewählt, allerdings kann Apple System nicht feststellen, auf welchem ATA-System es sich befindet." Im Augenblick herrscht also Konfusion total: Auf meinem Schreibtisch steht ein offener Rechner, der irgendwie startet, aber nicht weiß wie. Und auf der neuen Platte ist ein halbfertiges System, das zu nichts taugt.

Also stöpsele ich die ATA/IDE-Stecker wieder so zurück, wie sie mal waren, und nun startet der Rechner nach einigem Suchen wieder mit seinem alten System und weiß auch wieder wo sein Startvolumen ist. Und dann gelingt das, was ich die ganze Zeit wollte: Ich zwinge den Rechner mit einem Tastenkommando beim Starten auf die CD mit dem Jaguar-System und kann es tatsächlich auf meiner alten Platte installieren. Dabei lösche ich meinen wertvollen Programmordner von der alten Festplatte, um Platz zu schaffen. Trotzdem muss das System etwas abgespeckt werden, die Sprachpakete für Finnisch und Druckerpakete für Drucker, die ich sowieso nicht habe, gehen über Bord. Es dauert gut 20 Minuten, dann kommt wieder der Neustart, aber diesmal tatsächlich in OS X, dass nun nach der 2. CD für die zusätzliche Software fragt. Und nach etwa einer Stunde darf ich mich als Administrator anmelden. Dazu soll ich meine E-Mail-Adresse angeben, aber wo ist das @-Zeichen? Die Tastaturbelegung hat sich geändert. Ich überspringe den Schritt, und da liegt der Jaguar in voller Schönheit vor mir - mit alter und neuer Festplatte und CD-Laufwerk.

Ich beginne, die Festplatten mit meinen Programmen und Files zu füllen von den Back-Up-CDs. Dann schaue ich nach, welche anderen System der Computer erkennt, und siehe da: Da ist eines auf der neuen Festplatte. Ich wähle es als Start-System aus, aber der Rechner, dem ich inzwischen alle möglichen, widerwärtigen menschlichen Eigenschaften zutraue, startet wieder von dem alten System auf der alten Festplatte, und zeigt die neue Festplatte mal wieder nicht an.

Also beginne ich die Installation erneut und wähle diesmal die neue Festplatte als Ort, bitte um eine Aktualisierung des Systems dort und breche das nach 40 Minuten ab, als sich fünf Minuten nicht das Geringste getan hat. Beim nächsten Versuch lasse ich den Rechner vorher die gewählte Partition komplett löschen und installiere Jaguar dort. Der automatische Neustart bringt mich nicht zur 2. CD, wie erhofft (weil das ein Gelingen des Vorgangs ankündigt), sondern wieder zurück auf die alte mit dem alten System.

Ich drehe mich im Kreis: Also fange ich wieder an, Hardware zu basteln. Ich lasse die beiden Festplatten den Platz tauschen (weil die Kabel nicht reichen, um sie einfach umzustöpseln), und vertausche gleichzeitig die Master/Slave-Zuordnung. Und jetzt gelingt es endlich, die Partition auf der neuen Platte zu löschen, das neue System komplett aufzuspielen und neu starten zu lassen. Wahrscheinlich hätte ich das gleich so machen sollen, und gar nicht erst versuchen, von einer gesicherten Basis aus das neue System zu installieren.

Aber was fange ich nun damit an? Ins Internet komme ich zunächst nicht: Zum einen fehlt mir immer noch das @, zum anderen kriege ich die DSL-Verbindung nicht zum Laufen. Außerdem verträgt sich keines meiner alten Programme mit dem neuen System. Angeblich kann Jaguar in einem Fenster eine niedrigere Systemversion starten, die sich "Classic", nennt. Aber die ist nicht zu finden, und mein altes System 8.6 taugt nicht als Ersatz, auch nicht als ich es in die Partition zum Jaguar-System kopiere - was sich später als schwerer Fehler erweist.

Um im Internet nachschauen zu können, kehre ich vorübergehend - jedenfalls glaube ich das - zum alten System 8.6 zurück und finde heraus, dass die T-Online-Software für den Internetzugang nicht mit Jaguar zusammenarbeitet. Auch ein Anruf bei der Pressestelle ergibt nichts anderes. Dabei gibt es eine Webseite, die erklärt, was man als Apple-User mit seinem Jaguar macht, aber die kennt anscheinend auch die T-Online-Pressestelle nicht. Also hier zunächst ein Fehlschlag. Und beim Thema "Classic" erfahre ich von Apple, dass das geeignete alte System nur bei der ersten 10er-Version enthalten war. Wer aber Jaguar (10.2) in seinen Rechner holt, muss für "Classic" 30 Euro Bearbeitungsgebühr bezahlen.

Das muss beides warten, bis ich am nächsten Tag mal jemanden um Rat fragen kann, denn inzwischen ist es tief in der Nacht. Immerhin habe ich mir ein paar Updates geholt, um zum Beispiel meinen Organizer mit dem schönen neuen System abgleichen zu können. Außerdem gibt es in der dritten Stelle ein System-Update von Apple auf 10.2.2.

Dann ein Tiefschlag: Ich komme nicht mehr zurück - Jaguar lässt sich nicht mehr starten. Sicherlich habe ich den Keim des Problems selbst gelegt, aber nach einem weiteren Abend der Frustration bleibt mir nur noch, das neue System nochmal neu zu installieren: zum siebten Mal. Den Keim kenne ich genau: 8.6 war von dem Ordner aus gestartet, der sich mit Jaguar zusammen auf einer Partition auf der neuen Platte befand. Aber beim Rückweg ist das entsprechende Kontrollfeld nicht differenziert genug, um das benachbarte System zu wählen. Ich versuche alles mögliche, suche mir ein anderes lauffähiges System, was schließlich gelingt, lösche den Systemordner, der die Partition mit Jaguar teilt, versuche es mit CDs, aber nichts hilft. Am Ende bleibt nur die Neu-Installation, mal wieder.

Zwei Tage später scheint alles besser zu werden: Apple hat die passende Classic-Version geschickt, mit der Nummer 9.2. Sie lässt sich zwar wieder nur unter Schwierigkeiten installieren: Das ist wieder alles ziemlich verworren, aber zunächst mal stürzt der Rechner so gründlich ab, dass noch nicht einmal mehr der Reset-Knopf funktioniert. Dann muss ich wieder öfter die Systemordner wechseln, lege CDs ein, muss sie mit der berühmten aufgebogenen Büroklammer befreien, mache Images der CD, kopiere ihren Inhalt auf die Festplatte und irgendwann gelingt es, auch OS 9 auf meine Festplatten zu bringen. Dann laufen die alten Programme wieder. Aber offenbar habe ich eine US-Version des alten Betriebssystems bekommen. Hätte ich sie regulär gekauft, wäre das vielleicht nicht passiert oder ich könnte sie umtauschen, aber ich will die Pressestelle ja nicht zu sehr nerven. Außerdem bin ich ungeduldig. Geht auch so, denke ich, sind die Menübefehle halt auf Englisch. Aber leider ist auch die Tastaturbelegung falsch, ich habe keine Umlaute und die Buchstaben y und z sind vertauscht.

Wie ich das ändern kann, weiß ich zunächst nicht, denn allein starten lässt sich die 9er-Version nicht. Nach einer Weile probiere ich das eigentlich Unmögliche: Ich verstelle im Systemordner der alten Programmversion die Tastaturbelegung (später mache ich das gleiche mit der Zahlen-Notation). Das ging früher nie, man konnte diese Unterprogramme (genannt Kontrollfelder) nicht einfach öffnen, sondern bekam gesagt, wohin man sie kopieren soll, um damit die Funktionalität des Computers erhöhen. Aber diesmal klappt es: Ich kann wieder Umlaute tippen.

Auch das Surfen geht nun. Ich habe mit einiger Nachhilfe das @ gefunden, und nun schaltet Jaguar ganz allein die DSL-Verbindung, es braucht gar keine Software von T-Online. Das ist schön, Apple musste sich ja ohnehin längst mal der Nachlässigkeit begegnen, mit der manche Softwarehersteller und Dienstanbieter die Mac-Gemeinde behandeln. Das E-Mail-Programm nimmt problemlos seinen Dienst auf. Als Bonbon klicke ich schließlich auf die Programme, wegen derer ich überhaupt zu Jaguar wechseln wollte. Zuerst die Software für digitale Bilder namens "iPhoto". Sie legt gleich schöne Alben meiner Familienschnappschüsse an.

Beim weiteren Ausprobieren verfliegt meine Euphorie. Das Kalenderprogramm iCal erfährt nichts von den Daten aus meinem Organizer: Den kleinen an den großen Computer anzuschließen, funktioniert genau einmal und nicht wieder - Fehlerursache noch ungeklärt. Ich konnte den Palm einmal mit dem Palm-Desktop synchronisieren. Aber dann habe ich Apples iSynch installiert, und wenn ich nun in den Apple-Diskussionen nachschaue, scheint das alles zu verderben. Da hatten jedenfalls einige User das gleiche Problem. Es gibt ein Uninstall-Programm bei Apple, als ich das starte, kann ich wieder genau einmal synchronisieren, und dann hängt sich der Computer auf. Aber das ist eigentlich sogar ein gutes Zeichen, denn nach dem Neustart kann ich soviele HotSynchs machen, wie ich will. Allerdings mag es der Palm-Desktop anscheinend nicht, wenn man Termine löscht, denn dann stürzt er ab.

Musik im MP3-Format erzeugt und verwaltet "iTunes", es sieht gut aus, hört sich aber nicht gut an, weil der Ton irgendwann bei der Installation ausgefallen ist. Auch darüber habe ich in den Diskussionslisten auf Apples Internetseite einiges gelesen. Die meisten Helfer raten dazu, mal an der Soundkarte (der so genannten Personalitykarte) zu rütteln, ob die sich vielleicht gelöst hat. Ich brauche allerdings vier Versuche, bis ich den Punkt finde, wo der Kontakt gestört ist. Ein Druck an der richtigen Stelle, und es gibt wieder Ton. Dabei hatte ich den Rechner schon vorbereitet, um ihn in die Werkstatt zu tragen..

Nächstes Problem: Der Rechner liest keine Disketten mehr, und das ist sogar gewollt. "Mac OS X unterstützt nur USB-Diskettenlaufwerke", also keine internen, schreibt der Apple-Sprecher. "Apple verbaut ja seit 1997 keine seriellen Diskettenlaufwerke mehr." Aber mein Rechner ist doch von 1998 und hat eines! Außerdem schweigt der Drucker. Epsons Online-Hilfe ist ein Witz: Man wählt den Druckertyp und bekommt zu lesen: "Bitte installieren Sie Ihren Drucker gemäß den Anweisungen." Und dann darf man wählen: "Ja, mein Problem wurde gelöst. Nein, mein Problem wurde nicht gelöst." Die Suche nach einem Drucker bleibt vergeblich. Keine Chance", sagt auch der Mann bei der Epson-Hotline, "für das alte Modell gibt es keine Treiber für Jaguar." Das wird mir im Geschäft bestätigt, nicht mal ein USB-Kabel würde helfen. Leider kann ich auch nicht aus den alten Programmen drucken, denn das Betriebsystem in der Classic-Umgebung sieht den Anschluss überhaupt nicht, in dem der alte Drucker steckt. Also ein neuer Drucker und ein externes Diskettenlaufwerk? 160 Euro, um etwas wieder herzustellen, was früher ging? Beim Herumtelefonieren bekomme ich mindestens einen Tipp: Gimp-Print kommt aus der Linux-Ecke und kann angeblich Farb-Tintenstrahler unter Jaguar steuern, dass muss ich aber noch ausprobieren.

Noch etwas zu anderen Programmen. Ich habe viel mit "Ragtime" gearbeitet, einem Desktop-Publishing-Programm, dass man aber auch einfach für Tabellenkalkulation nutzen kann. Und just als ich danach suche, stellen die Hersteller die Public Beta Fassung einer Jaguar-tauglichen Version ins Netz. Im Frühjahr 2003 soll die richtige Version kommen, wahrscheinlich, sagt der Pressesprecher, kommt das Programm aber auch in einer kostenlosen Version für Privatnutzer, wie sie mir seit Jahren treue Dienste leistet.

Ein Public Beta gibt es auch für Open Office, das kostenlose Office-Paket aus der Open-Source-Gemeinde. Allerdings wirkt es etwas abschreckend auf mich. Erstens ist der Download von 150 Megabyte auch bei DSL kein Pappenstiel. Zweitens steht da, das sei nur etwas für den "unix-savvy user", den mit Unix geübten Anwender. Bin ich nicht, und für ein näheres Gespräch mit dem Mac-Spezialisten der Bewegung hat die Zeit noch nicht gereicht.

Was dagegen völlig problemlos geht ist der Update des Brennprogramms "Toast", umsonst, schnell und der Brenner arbeitet wie gewohnt.

Angesichts der Probleme mit der Peripherie denke ich das manchmal wehmütig an früher. Nur: Zurück kann ich nicht mehr. Der Rechner lässt sich mit keinem anderen System mehr starten als mit Jaguar. Ohne es zu merken, habe ich meine Boote hinter mir verbrannt.

Wahrscheinlich habe ich sowieso lauter blöde Fehler gemacht. Und vielleicht lassen sich ein paar Probleme noch lösen, wenn ich beide Festplatten komplett lösche und alles neu aufspiele. Die wirre Methode, die Systeme irgendwie auf die Platte zu bringen, war sicherlich kein Ruhmesblatt. Woran lag es denn bloß? Es war der Ausfall des CD-Laufwerks, der das ganze Schlamassel ausgelöst hat. Und vielleicht mein mangelndes Vertrauen. Wenn ich gleich die neue Festplatte anstelle der alten eingebaut und das System dann von der CD auf die leere Platte installiert hätte, vielleicht.....

Aber allein mit meinen Ärger bin ich nicht. Er entzündet sich weniger am Betriebssystem selbst - wo es läuft sind die Leute zufrieden - , sondern an der Peripherie, den Anschlüssen, Zusatzgeräten und Programmen. In den Diskussionslisten bei Apple gibt es Hunderte von Einträgen, in denen die Schreiber von Jaguar-Problemen berichten, viele mit alten Rechnern wie meinem. Einer hat 143 Antworten bekommen. Aber immerhin habe ich emotionsreiche Abende hinter mir. Ist doch gut, wenn man seine Adrenalin-Drüsen mal ausreizen kann.

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