Bestechungsvorwürfe:Intel inside?

Die EU-Kommission droht dem Chiphersteller Intel mit einer Milliardenklage. Der Vorwurf: Marktmissbrauch zu Lasten des Konkurrenten AMD.

Die EU-Kommission hat gegen Chip-Weltmarktführer Intel ein Verfahren wegen des Verdachts des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung eingeleitet. Dem US-Unternehmen wird vorgeworfen, den gleichfalls in Kalifornien ansässigen Mitbewerber AMD (Advanced Micro Devices) mit illegalen Praktiken vom Markt für Computerprozessoren ferngehalten zu haben.

Bestechungsvorwürfe: Intel soll Computerhersteller bestochen haben, damit diese keine AMD-Prozessoren einbauen.

Intel soll Computerhersteller bestochen haben, damit diese keine AMD-Prozessoren einbauen.

(Foto: Foto: Jörg Sarbach)

Intel hat nun zunächst zehn Wochen Zeit, um zum förmlichen "Statement of Objections" der Kommission Stellung zu nehmen. Sollte die Kommission, die in der EU als oberste Kartellbehörde fungiert, anschließend Intel für schuldig befinden, so droht dem US-Unternehmen eine Strafe von bis zu 2,6 Milliarden Euro.

In einer Mitteilung der Kommission vom Freitag wird Intel unter anderem vorgeworfen, den Herstellern von Computern Rabatte angeboten zu haben, falls diese den gesamten oder fast den gesamten Prozessorbedarf bei Intel deckten. Intel habe auch mit Zahlungen an Computerhersteller versucht, diese dazu zu bewegen, die Markteinführung von Produkten mit AMD-Prozessoren zu verzögern oder ganz darauf zu verzichten.

Außerdem habe Intel bei strategisch wichtigen Herstellern von Servern den Hauptprozessor CPU (Central Processing Unit) unter den eigenen Kosten geliefert. Jeder dieser drei Vorwürfe sei, sollte er als erwiesen gelten, bereits der Missbrauch einer marktbeherrschenden Position, erklärte die Kommission. Ihrer Ansicht nach "verstärkten die drei Handlungsweisen sich wechselseitig und sind Teil einer übergreifenden wettbewerbsfeindlichen Strategie".

Intel dementiert

Intel widersprach heftig. Immerhin werde das Unternehmen nun "die Möglichkeit haben, die Vorwürfe unseres Hauptkonkurrenten zu hören und dazu Stellung zu nehmen", hieß es. Intel betonte, es gehe nicht um Klagen von Kunden. "Der Beweis, dass diese Branche in einem extremen Wettbewerb steht, ist eindeutig", erklärte Intel-Vizepräsident Bruce Sewell. "Wenn Mitbewerber Leistung erbringen, dann belohnt sie der Markt. Wenn sie versagen und zu wenig leisten, dann reagiert der Markt entsprechend."

Das Strafgeld der EU-Kommission kann bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes betragen. Bei Intel, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von 35,4 Milliarden Dollar auswies, könnte das Strafgeld also bis zu 3,5 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro) betragen. AMD hatte sich erstmals im Jahr 2000 über wettbewerbswidriges Verhalten von Intel beklagt. Die EU-Kommission hatte 2005 eine Reihe von Büros von Intel in der Europäischen Union durchsuchen lassen.

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