Begehrt:Immer mehr Auto-Aufbrüche wegen Handy, Navi und PDA

Immer öfter werden Autos aufgebrochen, ohne dass sich die Diebe für das Fahrzeug und dessen eigentliche Ausstattung interessieren. Stattdessen sind die Ganoven auf Handys, GPS-Empfänger, Navigationssysteme und PDAs scharf, die im Wagen liegen.

Hans-Christian Dirscherl

Ein Auto ist kein Safe. Mit schöner Regelmäßigkeit warnen Verkehrsclubs und Polizei vor Beginn der Reisesaison davor, Wertsachen im Auto liegen zu lassen. Auch im Alltag ist das Auto kein Tresor. Doch während früher in erster Linie teure Autoradios die Begehrlichkeit der Auto-Knacker weckten, sind es jetzt die Gadgets des IT- und Telekommunikations-Zeitalters.

Deshalb sollten Sie beim Abstellen Ihres Fahrzeugs alle wertvollen Gegenstände mitnehmen. Wenn Sie Ihre mobilen Heinzelmänner dagegen im Auto verstecken, beginnen schon die Probleme.

Denn so mancher nimmt zwar das Navigationsgerät aus der Halterung am Armaturenbrett. Doch die Halterung selbst bleibt gut sichtbar im Fahrzeug. Und signalisiert Dieben, dass es da vielleicht etwas zu holen gibt, sofern der Besitzer zu faul war, tatsächlich das Navi mitzunehmen und es stattdessen nur im Handschuhfach auf die Schnelle versteckt hat. Und schon haben Sie eine eingeschlagene Scheibe oder eine aufgebrochene Tür.

Der Trend ist eindeutig: Von 2003 auf 2004 sind nach einer Statistik des FBI 30 Prozent mehr mobile Geräte aus Autos gestohlen worden. Zu den Klassikern gehören Mobiltelefone samt Akku-Ladegerät, iPods (samt Auto-Adapter zum Laden des Akkus) und GPS-basierte Navigationsgeräte.

In den USA werden mittlerweile so viele Navigationsgeräte gestohlen, dass einige Polizei-Departments bereits Sonderkommissionen gebildet haben, um diesen Dieben das Handwerk zu legen, wie MSNBC berichtet. Der Leichtsinn öffnet den Dieben dabei Tür und Tor - im wahrsten Sinn des Wortes.

Als nämlich ein US-Polizeichef einmal einen Kontrollgang über einen Parkplatz im Großraum New York machte, fand er ein halbes Dutzend Fahrzeuge nicht abgesperrt vor. Mit gut sichtbaren Gadgets aller Art im Fahrzeuginnern. Hier hätte es ausgereicht, wenn ein Dieb einfach nur die Autotür öffnet, das Mobil-Gerät nimmt und weiter geht.

Für die gestohlenen Geräte gibt es einen gut organisierten Hehlerring vor Ort. Wie ein ertappter Dieb erzählte, bekommt er 100 Dollar pro GPS-Gerät. An guten Tagen würde er vier bis fünf Geräte innerhalb einer Stunde auf einem Parkplatz erbeuten.

Das meiste Diebesgut würde in preiswerten Elektrogeschäften in Ost-Manhattan verkauft, wo die Geräte obendrein noch als Neuware verkauft würden (sofern man den Geräten den gebrauchten Zustand nicht anmerkt).

Mittlerweile reagieren aber die Hersteller auf das zunehmende Problem. Garmin nutzt beispielsweise eine Sperrsoftware namens Garmin Lock, um Navigationsgeräte vor unbefugter Benutzung zu schützen. Der Benutzer muss hierzu einen vierstelligen Code eingeben, wenn er das GPS-Gerät nutzen will. Das Ganze ist also mit der Handy-PIN vergleichbar. Wenn derartige Schutzmechanismen größere Verbreitung finden, dürfte das mittelfristig Diebe abschrecken. Zumindest technisch weniger versierte Langfinger.

So ein Zugangsschutz empfiehlt sich ohnehin für alle mobilen Geräte. Selbst wenn ein Gadget gestohlen wird, kommt der Dieb nicht ohne weiteres an die Daten. Denn das dürfen Sie nicht vergessen: Anders als beim klassischen Autoradio-Diebstahl geht Ihnen beim Verlust eines Handys oder PDAs nicht nur das Gerät selbst mit dem damit verbundenen Warenwert verloren (den unter Umständen eine Versicherung ersetzt), sondern zusätzlich sind auch noch Ihre (vertraulichen) Daten futsch.

Experten empfehlen deshalb dringend, alle modernen Hightech-Geräte immer mitzunehmen. Um sich unnötigen Ärger mit aufgebrochenen Autos zu ersparen, sollten Sie zudem beim Verlassen eines Fahrzeugs auch alle Zusatzgeräte für die eigentlichen Gadgets mitnehmen. Lassen Sie also keine Aufnahmehalterungen und Ladegeräte im Wagen zurück. Wenn Sie dann noch zusätzlich das Handschuhfach offen lassen, damit potenzielle Diebe auf den ersten Blick sehen, dass es nichts zu holen gibt, bleibt Ihnen eine zertrümmerte Fensterscheibe hoffentlich erspart.

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