Axa-Versicherung kooperiert mit Samsung:Wer läuft, zahlt weniger

File photo of Shin, president and Head of IT and Mobile Communication Division of Samsung Electronics, showing off company's new Gear Fit fitness band during its launching ceremony at the Mobile World Congress in Barcelona

JK Shin, Chef der Mobile-Sparte von Samsung, trägt schon eine Smartwatch.

(Foto: REUTERS)

Axa will, dass die Kunden fitter werden: Dabei soll ihnen die Smartwatch von Samsung helfen. Vorerst gibt das Angebot nur für Frankreich, doch der Wettbewerb um die Daten der Versicherten ist auch in Deutschland kaum aufzuhalten.

Von Herbert Fromme, Köln

Es ist eine Allianz, die noch vor wenigen Jahren als abstrus gegolten hätte: Der Versicherungskonzern Axa kooperiert künftig mit dem Elektronikhersteller Samsung. Das Ziel: Datensammeln für die Versicherung. Axa will die Samsung-Armbanduhr Gear 3 für die Erfassung von Fitnessdaten nutzen und für Erinnerungen per App. Die Gear 3 funktioniert nur zusammen mit einem Samsung-Handy.

Wobei Axa das Ganze natürlich etwas anders ausdrückt: "Wir wollen die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kunden steigern", sagt eine Sprecherin. "Die Axa-Health-App will erreichen, dass die Kunden sich 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche beschützt fühlen", so die Sprecherin weiter. Und: "Sie können dadurch für sich und ihre Familien einen gesünderen Lebensstil erreichen." Wie nett.

Ein Bonusprogram

Die Vereinbarung mit Samsung gilt vorerst nur für Frankreich, in Deutschland plant der Konzern bislang kein ähnliches Angebot. Aber: "Wir bieten ein Bonusprogramm bei Erreichen bestimmter Gesundheitsziele an, zum Beispiel einen bestimmten Body-Mass-Index", sagt ein Sprecher in Köln. Das funktioniert bislang per Formular und ärztliche Bestätigung.

Doch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Axa auch in Deutschland Ähnliches auf den Markt bringt. Die Konkurrenz der Versicherer um digitale Informationen ist heftig. Wer als Erster die Kundendaten geschickt auswertet, hat einen immensen Wettbewerbsvorteil. Erst vor vier Wochen hatte der Axa-Rivale Generali eine Vereinbarung mit dem südafrikanischen Dienstleister Discovery geschlossen. Kunden erhalten Gutscheine und Rabatte, wenn sie ihr Bewegungs- und Ernährungsverhalten dokumentieren.

Axa investiert dementsprechend kräftig: 800 Millionen Euro hat Konzernchef Henri de Castries für die Jahre 2013 bis 2015 bereitgestellt. Ein eigenes Labor im Silicon Valley hilft bei der Entwicklung.

Spieltrieb der Kunden

Sorgen um den Datenschutz will Veronique Weill aus dem Pariser Axa-Vorstand zerstreuen. "Wir suchen immer die Zustimmung des Kunden", sagt sie. "Wenn er uns seine Daten gibt, können wir sein Risiko besser einschätzen und ihm einen besseren Preis geben."

In Deutschland ist die Öffentlichkeit skeptischer als in anderen Ländern, der Schutz persönlicher Daten genießt einen höheren Stellenwert. Dennoch: Die Nutzung großer Datenmengen von "Big Data" ist wohl nicht aufzuhalten.

Die Konzerne konzentrieren sich hierzulande zurzeit auf die Kranken- und Lebensversicherung sowie die Autoversicherung. Gerade hier, glauben sie, könnte der Einsatz von sogenannten Telematik-Tarifen lohnend sein. Künftig sammelt ein Neuwagen ohnehin Informationen über Route und Fahrverhalten und kann sie per Funk übermitteln. Heute braucht man dafür noch besondere Kästchen, die Black Boxes.

In welche Richtung Axa denkt, zeigt ein anderes Projekt. Die Versicherung will herausfinden, wie sie aus Route und Fahrstil darauf schließen kann, wer am Steuer sitzt. Sie möchte einen individuellen Fingerabdruck für jeden Fahrer ermitteln.

Beschleunigt der Fahrer rasant? Fährt er schnell durch Kurven?

Findet Axa eine Lösung, kann sie sichere von unsicheren Fahrern trennen - natürlich, um ihnen höhere Preise zu berechnen und um in der Konkurrenz um die guten Fahrer die Nase vorn zu haben. Außerdem könnte der Versicherer kontrollieren, ob wirklich nur die ihm gemeldeten Fahrer am Steuer sitzen. Am Montag hat das Unternehmen deshalb ein Preisgeld von 15 000 Dollar ausgesetzt. Die sollen Wissenschaftler für die beste Lösung erhalten. Bislang haben sich 64 Forscherteams für den Wettbewerb angemeldet.

Aus der Ausschreibung geht hervor, welche Informationen Axa interessieren: "Fährt ein Fahrer lange Strecken oder kurze? Fährt er auf Autobahnen oder Nebenstraßen? Beschleunigt er kräftig aus dem Stand? Fährt er mit hoher Geschwindigkeit durch Kurven?"

Die deutsche Axa hält sich bislang auch in der Digitalisierung der Autoversicherung zurück. Aber ihre "Axa Drive App" ermöglicht es Kunden und anderen Interessierten schon heute, das eigene Fahrverhalten zu analysieren.

Gemessen werden Beschleunigungs- und Bremsverhalten sowie das Fahren in Kurven. Noch werden die Daten nicht zum Versicherer übertragen. Die Axa testet das Programm und setzt auf den Spieltrieb der Nutzer. "Durch richtiges Verhalten können Sie Punkte sammeln und in immer höhere Leistungsstufen aufsteigen", heißt es auf der Axa-Website. "Und damit das alles noch mehr Spaß macht, können Sie über soziale Netzwerke Ihren Status und Ihre Punkte mit anderen teilen."

Und irgendwann, so viel ist sicher, wird mit der Versicherung geteilt.

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