Apples iPod-Erfolg:Die Verfolger scharren mit den Hufen

4,6 Millionen Exemplare des Musikplayers iPod verkaufte Apple allein im Weihnachtsquartal — ein großes Stück eines Kuchens, von dem auch die Konkurrenz mehr abbekommen will. Natürlich mit dabei: Microsoft.

Mit dem neuen kleinen iPod shuffle, den Apple-Chef Steve Jobs kürzlich in San Francisco präsentierte, will das kalifornische Unternehmen nach dem Erfolg mit dem festplatten-Spieler nun auch das untere Segment des Musikplayer-Marktes erobern, in dem sich die Geräte mit Flash-Speichern tummeln.

Apples iPod-Erfolg: Der iPod Shuffle, neueste Hoffnung von Apple für den europäischen Markt.

Der iPod Shuffle, neueste Hoffnung von Apple für den europäischen Markt.

(Foto: Foto: AP)

Apples Triumph in der Unterhaltungselektronik verstellt ein wenig den Blick auf die zahlreichen Wettbewerber, die ebenfalls versuchen, sich ihr Stück vom ständig wachsenden Markt zu sichern. Das sind zum einen die vom Softwaregiganten Microsoft koordinierten Unternehmen wie Creative, iRiver, Dell, Samsung und Archos.

Aber auch Branchenriesen wie Sony und Philips treten gegen Apple und den iPod an - bislang freilich mit bescheidenem Erfolg.

In den USA schnellte der Marktanteil des iPods innerhalb eines Jahres von 31 auf 65 Prozent in die Höhe, die gesamte Konkurrenz der Festplatten-Player verlor von sieben auf sechs Prozent. Und der Markt der Flash-Speicher-Spieler halbierte sich von 62 auf 29 Prozent.

Die Verfolger scharren mit den Hufen

Mit dem iPod shuffle steigt Apple nun auch in das preiswertere Flash-Speicher-Segment ein, das in Deutschland noch 68 Prozent des Marktes ausmacht. "Vor diesem Hintergrund rechnen wir mit einem großen Erfolg für den iPod shuffle in Deutschland", sagt der Sprecher von Apple Deutschland, Georg Albrecht.

Die ersten Zahlen geben ihm recht: Beim Online-Kaufhaus Amazon.de führen die beiden iPod shuffle- Modelle für 99 und 149 Euro die Liste der Vorbestellungen an. Die Plätze drei bis sieben werden ebenfalls von Apple mit Zubehör für den iPod gehalten.

Etliche Beobachter spekulieren nun darüber, ob es Apple gelingen wird, den sagenhaften Erfolg des iPods mit dem neuen Kompaktcomputer Mac mini auf das Computer-Kerngeschäft zu übertragen.

Kevin Rollins, Chef des weltgrößten PC-Herstellers Dell, glaubt nicht daran. Der iPod sei doch nur eine Modeerscheinung, sagte der Dell-CEO in einem Interview. "Apple hat eine Nische geschaffen. Wenn Sie sich aber das große Bild in diesem Quartal anschauen, dann sehen Sie dass wir irgendwo bei 13,5 Milliarden Dollar Umsatz machen werden. Apple liegt bei 2,4 Milliarden und spielt damit nicht in derselben Liga."

Der Absatz des iPods habe erst im vergangenen Jahr richtig zulegt, meinte Rollins. "Nun, diese Dinge, die eine Modeerscheinung werden, steigen schnell in die Höhe und dann fallen sie wieder. Als ich aufwuchs, gab es ein Produkt von Sony, das Walkman hieß. Der letzte Schrei, jeder musste einen haben. Nun, vom Walkman hört man heute nichts mehr."

Die Verfolger scharren mit den Hufen

Unterdessen führt Microsoft-Mitbegründer Bill Gates die Apple- Konkurrenten zusammen, um sie für seine Kampagne "PlaysForSure" (Spielt garantiert) zu gewinnen.

Der Softwarekonzern und seine Verbündeten wollen mit diesem Label darauf hinweisen, dass ihre unterschiedlichen Player die Kaufmusik der meisten Online-Musikläden ohne Probleme abspielen. Apples iPod unterstützt neben dem gängigen MP3 zwar weitere Formate, aber nicht die Windows-Media-Dateien von Microsoft.

Und bei den Onlineläden haben die iPod-Anwender bislang keine freie Wahl. Sie sind auf den iTunes Music Store von Apple angewiesen, der allerdings ebenfalls marktführend ist.

Für den Ausgang des Wettstreits wird wichtig sein, wie sich bislang unabhängige Marktteilnehmer wie Sony künftig verhalten werden. Mit Rücksicht auf sein Musiklabel hatte sich der japanische Konzern dem Trend versperrt, Player für das populäre Austauschformat MP3 anzubieten.

Stattdessen hatte Sony auf ein eigenes Kopierschutzformat gesetzt. Ken Kutaragi, Präsident der Sony Computer Entertainment, räumte nun ein, dass dies ein entscheidender Fehler gewesen sei.

Der überraschende Auftritt von Sony-Präsident Kunitake Ando auf der Apple-Hausmesse MacWorld Expo Mitte Januar treibt nun die Spekulationen an: Sony könne künftig seinen Online-Musikladen "Connect" kompatibel zum iPod machen.

Außerdem sei es möglich, dass künftig die digitalen Musikplayer von Sony Songs aus dem iTunes Music Store von Apple abspielen könnten. Apple-Chef Steve Jobs hatte Ando bei seinem Auftritt zum Thema "hoch auflösendes Video" mit vielen Komplimenten von der Bühne verabschiedet. "Wir arbeiten sehr eng mit Sony bei Digitalkameras und diesen neuen Camcordern zusammen. Das ist toll. Und wer weiß - vielleicht auch eines Tages bei Computern und Musik."

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