Apple und Google:Ende einer Freundschaft

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Apple kauft laut Medienberichten den Google-Maps-Konkurrenten Placebase - und beweist damit, dass es keine Rücksicht mehr auf den einstigen Verbündeten nimmt.

J. Kuhn

Noch bis Anfang August saß Google-Chef Eric Schmidt im Verwaltungsrat von Apple. Bereits im Juli, so berichten US-Medien nun, kaufte Apple den Online-Kartendienst Placebase - für Schmidt vielleicht schon damals ein Signal dafür, dass seinem Unternehmen ein Wettbewerber erwächst, der sich nicht mehr länger auf Google verlassen möchte.

Seiten wie "policymap.com" nutzen Placebase, um Statistiken zu visualisieren. (Foto: Screenshot: policymap.com)

Apple und Google galten lange Zeit eher als Gefährten: Die derzeitige GPS-Navigationshilfe des iPhones nutzt beispielsweise Google Maps. Die Zeit der Symbiose dürfte jedoch langsam zu Ende gehen. Mit der Integration von Placebase in das Mobiltelefon könnte Apple künftig einen eigenen Dienst anbieten, der zusätzliche Einnahmen durch koordinatengenaue Werbung für Geschäfte, Hotels oder Restaurants in der Umgebung des iPhone-Nutzers verspricht.

Android als Konkurrenzsystem

Wie bei Google Maps können Entwickler die Placebase-Karten über offene Schnittstellen mit zusätzlichen Informationen hinterlegen und diese visualisieren. Das ist die Voraussetzung für die Entwicklung von iPhone-Applikationen durch externe Programmierer. Noch ist allerdings unklar, ob das iPhone künftig komplett auf Google Maps verzichtet oder Placebase nur als zusätzliche Alternative einplant.

Gerade beim Navigieren außerhalb Nordamerikas zeigt sich, dass Google Maps deutlich genaueres Kartenmaterial bietet. Wie viel Apple in die Weiterentwicklung investieren würde, ist ungewiss; Placebase-Gründer Jaron Waldman gehört den Medienberichten zufolge zumindest mittlerweile Apples "Geo Team" an.

Branchenexperten unkten schon länger, dass die stille Allianz zwischen den beiden Unternehmen nicht ewig halten würde: Google ist mit seinem Handy-Betriebssystem Android immerhin Konkurrent auf dem für Apple zentralen Markt der Smartphones.

Anfang August gab Google-CEO Schmidt deshalb seinen Verwaltungsratsposten bei Apple auf. Zuvor hatte Apple bei Google für Unmut gesorgt, als es dessen Latitude-Anwendung für das iPhone als Fremdanwendung einstufte. Das Programm zeigt über GPS den Aufenthaltsort von Freunden auf einer Landkarte. Der Kauf von Placebase deutet darauf hin, dass Apple in Anwendungen mit ortsbasierten Benutzerdaten einen Zukunftsmarkt sieht, den es nicht dem Konkurrenten überlassen möchte.

Auch Google nimmt keine Rücksicht

Die Stimmung zwischen den beiden Unternehmen gilt inzwischen als angespannt: Seit einigen Wochen liegen die Konzerne im Clinch, da Apple bislang keine Anstalten macht, den Telefonservice Google Voice für seinen App-Store zuzulassen. Grund sind Bedenken, dass Google Voice wichtige Funktionen des iPhones durch eigene ersetzt.

Doch auch Google scheint wenig Rücksicht auf den neuen Konkurrenten zu nehmen, glaubt man Medienberichten vom September: Demnach plant das Unternehmen, seine Videoplattform YouTube zu einem Online-Videoverleih per Datenstream auszubauen. Für Apple mit seiner Download-Plattform iTunes wäre dies eine offene Kampfansage.

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