1149 Euro, in Worten: eintausendeinhundertneunundvierzig, und zwar mindestens. Es war schon ein genialer Coup von Apple, das iPhone X auch preislich als eine Art von Über-Handy zu präsentieren. Sozusagen das Bauernopfer dafür ist die Fortsetzung der gewöhnlichen Baureihe. Doch wäre das X nicht rechtzeitig fertig geworden - ziemlich knapp war es ja -, hätte Apple vielleicht auch das iPhone 8 marketingmäßig in den Himmel gehoben. So fristet es nun eher ein Schattendasein. Doch hat es das eigentlich verdient? Um wie viel besser ist das superteure Über-Handy wirklich? Das Ergebnis, so viel vorweg, ist doch ziemlich überraschend.
Das iPhone X folgt der von der Android-Konkurrenz eingeführten Mode nahezu randloser Bildschirme. Für einen Fingerabdrucksensor, diese sichere und bequeme Methode des Entsperrens, war vorne kein Platz mehr. Doch weil Apple Apple ist, kam der Sensor nicht etwa nach hinten wie bei Samsung und anderen Herstellern, was ziemlich unpraktisch ist. Nein, Apple entwickelte mit hohem Aufwand eine neue Methode der Gesichtserkennung, die technisch gesehen mindestens ebenso viel Sicherheit bietet wie das Entsperren per Fingerabdruck.
Oled statt LCD
Et voilà, das wäre er schon, der größte Unterschied. Denn zwar ist auch die Bildschirmtechnik beim zehnten iPhone erstmals eine andere - Oled statt LCD -, doch auch die Bildschirme des iPhones 8 und des 8 plus leuchten hell und sind scharf. Sogar noch enger beisammen liegen die iPhones, was ihr Innenleben angeht. Alle drei werden angetrieben von Apples sehr schnellem A11-Chip. Hier zahlt es sich aus, dass Apple seit einigen Jahren massiv in die Chipentwicklung investiert und der Konkurrenz somit zeigt, wo der Bartel den Most holt.
Auch bei der Hauptkamera findet sich dieselbe Technik in beiden Baureihen. Das iPhone 8 plus und das X bringen eine zweite Hauptkamera für Tele-Aufnahmen mit, die des iPhones X hat dabei leichte Vorteile. Denn die Entwickler haben ihr eine größere Blendenöffnung sowie eine optische Bildstabilisierung spendiert. Das verringert die sonst üblichen Verwackler bei wenig Licht und bei Video-Aufnahmen. Die erste Hauptkamera aber ist in allen Modellen dieselbe.
Nur mit dem X lassen sich die bei Apple sogenannten Animojis erzeugen - das sind Emojis (etwa ein Smiley), deren Gesichter sich ähnlich verhalten wie das des iPhone-Besitzers. Dafür werden die bei der Gesichtserkennung gewonnenen Informationen auf ein dreidimensionales Emoji angewendet. Wer's mag.
Beide Baureihen bestehen aus einem Metallrahmen mit Glas vorne und hinten. Die Handys sehen dadurch schön aus, sind aber auch noch mehr durch Brüche gefährdet als mit den davor verwendeten Metallrückseiten. Dafür können die Antennen frei platziert werden, und das drahtlose Aufladen per Induktionsmatten nach dem Qi-Standard ist so bei allen neuen Modellen möglich. Fällt das Handy aber herunter auf eine harte Oberfläche, kann es sehr schnell sehr teuer werden, auch Kratzer stellen sich nach einer gewissen Zeit meist ein, trotz aller Bemühung des Glas-Herstellers Corning, die Oberflächen zu härten und zu beschichten.
Handfester Vorteil beim iPhone 8
Wer sich für die 8er-Baureihe entscheidet, muss aber nicht nur ein paar wenige Nachteile akzeptieren, sondern hat auch einen handfesten Vorteil: Deren Akkus halten um ein gutes Stück länger als die des X, die Fachzeitschrift Chip kam bei ihrem Test auf ein Plus von etwa zwei Stunden. Das kann in der Praxis durchaus relevant sein.
Das iPhone X im Vergleich mit dem iPhone 8 plus. Obwohl das X kleiner ist als das 8 plus, ist die Bildschirmfläche größer - asiatische Hersteller haben das vorgemacht, nun hat Apple nachgezogen.
(Foto: PR)Zugegeben: Als Statussymbole eignen sich iPhone 8 und 8 plus nicht so richtig. Dass in ihnen viel von der Technik des X steckt, sieht man ihnen nämlich nicht an. Das von Apple als solches platzierte Über-Handy dagegen ist auf Anhieb zu erkennen, und sei es bloß wegen der gewöhnungsbedürftigen Einbuchtung am oberen Bildschirmrand, in der Kamera und Sensoren für die Gesichtserkennung untergebracht sind.
Das Samsung Galaxy S8 kostet die Hälfte
Wer gerne bei Apple bleibt, aber keine 1150 Euro oder mehr ausgeben will, ist daher mit dem iPhone 8 durchaus gut beraten. Die technischen Unterschiede zum X sind gering, das wichtigste Manko gegenüber dem teuren Modell ist die zweite Kamera. Die bietet zwar das iPhone 8 plus. Doch bei diesem Modell kommt man auch schnell über 1000 Euro, wenn man die Speicherausstattung nicht zu knapp wählt. Somit stellt sich dann die Frage, ob weitere gut 200 Euro mehr für das X den Kohl noch fett machen. Beim Wiederverkaufswert liegt das X mit Sicherheit vorne.
Wem aber Preise von 800 Euro und mehr sowieso zu viel sind, der wird sich ohnehin eher bei den Android-Geräten umsehen. Am meisten fürs Geld bekommt man wohl derzeit bei Samsung: Das im März vorgestellte Galaxy S8 ist technisch absolut auf der Höhe, und im Versandhandel schon von 560 Euro an zu haben. Andere Kandidaten sind Samsungs Note 8, Huaweis Mate 10 Pro, das V 30 von LG oder auch das Pixel 2 von Google, um nur einige zu nennen.
Genau betrachtet bleibt also vom Glanz des neuen Über-Phones nicht allzu viel übrig. Aber wenn es nur darum ginge, bei solchen Entscheidungen rational vorzugehen, würde im Leben sicher vieles anders laufen. Denn dann müsste man sich ja zum Beispiel fragen, ob es überhaupt nötig ist, alle naselang die unter hohem Ressourcenverbrauch produzierten Smartphones durch neuere, noch ein Tick bessere zu ersetzen.
