Anonymous:Hacker outen Mitglieder des Ku-Klux-Klans

Anonymous: Zum Guy Fawkes Day am 5. November protestieren Anonymous-Mitglieder gegen Kapitalismus - und veröffentlichen Daten von KKK-Mitgliedern.

Zum Guy Fawkes Day am 5. November protestieren Anonymous-Mitglieder gegen Kapitalismus - und veröffentlichen Daten von KKK-Mitgliedern.

(Foto: AFP)
  • Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat die Namen von etwa 500 angeblichen Mitgliedern des Ku-Klux-Klan (KKK) online veröffentlicht. Viele sind mit Social-Media-Profilen verlinkt.
  • Mit den Dokumenten will Anonymous die Debatte um Rassismus in den USA neu anstoßen.
  • Anonymous setzt sich schon länger mit dem KKK auseinander.

Von Sara Weber

Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat seine Drohung wahrgemacht und eine Liste mit etwa 500 angeblichen Mitgliedern des rassistischen Ku-Klux-Klans (KKK) veröffentlicht. Verkündet wurde die "Operation KKK" über einen Twitter-Account, hinter dem wohl Mitglieder der Hacker-Gruppe stehen. Wer sich genau hinter Anonymous und damit auch hinter dieser Aktion verbirgt, ist nicht bekannt.

Der Link führt zu einem Dokument, in dem angebliche KKK-Mitglieder aufgelistet werden. Die Liste enthält vor allem Namen und Pseudonyme sowie die KKK-Organisation, der die Person angehören soll, und Links zu Social-Media-Profilen. In einigen Fällen wurden auch Ortsnamen, Links zu Fotos oder privaten Websites sowie E-Mail-Adressen veröffentlicht. Manche Namen sind mit Kommentaren wie den folgenden versehen:

  • "Im Knast"
  • "Elvis-Imitator (lulz)"
  • "Neonazi-Outfit"
  • "Sagt, er hat nicht genug Geld, um seine Klan-Gebühren zu bezahlen, deshalb ist er kein Mitglied (im Klan bezahlst du oder du bist kein Mitglied). Allerdings könnte er ein Mitglieder der Confederate White Knights sein (aus Maryland)."

KKK heute: Verstreute Splittergruppen

Der KKK gehört zu den ältesten US-Hassgruppen, die in der Vergangenheit Schwarze, Juden, Immigranten und Homosexuelle attackierten. Der KKK hatte seine Hochphase in den 1920ern. Heute gibt es keine große, nationale Organisation mehr, sondern eine Reihe kleiner, unabhängiger Gruppen, die größtenteils im Süden und Mittleren Westen der USA angesiedelt sind. Durch die sehr kleinteilige Struktur ist es schwierig, die genaue Mitgliederzahl zu schätzen.

Das Southern Poverty Law Center geht davon aus, dass der KKK aktuell in den USA 5000 bis 8000 Mitglieder hat. In Deutschland gab es ebenfalls einen KKK-Ableger, der in den 1920er Jahren etwa 1000 Mitglieder hatte, aber vom NS-Regime 1933 aufgelöst wurden. Seitdem bilden sich immer wieder Gruppen, die den Namen des Klans für sich nutzen.

"Diese Initiative ist extrem kontrovers"

Um an die Daten zu kommen, haben Anonymous-Mitglieder nach eigenen Angaben in wissenschaftlichen Dokumenten und öffentlichen Daten recherchiert, Interviews mit Informanten geführt und verdeckt online spioniert, unter anderem in rechten Foren und sozialen Netzwerken. Dem Dokument mit den Namen der vermeintlichen KKK-Mitglieder ist ein Einleitungstext vorangestellt, in dem die Hintergründe erklärt werden. Darin steht auch, warum die Daten über die vergangenen elf Monate hinweg gesammelt und nun veröffentlicht wurden.

"Wir verstehen, dass diese Initiative extrem kontrovers ist und wir wissen, dass wir viel Kritik für diese Operation einstecken werden und dass unsere Arbeit stark überprüft werden wird. Wir hoffen, dass dieses Werk für sich spricht."

Einige Namen seien von der Liste entfernt worden, damit keine Nicht-Klan-Mitglieder angeprangert würden. Weiterhin wird erklärt, wie das Dokument und sein Inhalt verstanden werden sollen:

"Wir sehen diesen Datenberg als eine Form des Widerstands gegen die Gewalt und die Einschüchterungsmaßnahmen, die von diversen Mitgliedern von Ku-Klux-Klan-Gruppen im Laufe der Geschichte gegen die Öffentlichkeit eingesetzt wurden."

Die Veröffentlichung der Daten solle einen Diskurs anstoßen, heißt es zudem. Denn Rassismus trage in der Regel keine Kapuze, sondern durchdringe die amerikanische Kultur auf jeder Ebene. "Wir haben diesen Menschen ihre Kapuzen nicht abgenommen, um zu zeigen, wer sich darunter verbirgt, sondern wegen dem, was ihre Kapuzen für die gesamte Gesellschaft bedeuten", schreibt Anonymous.

Dokumente dürften größtenteils akkurat sein

Bislang sind nicht alle Namen auf der Liste auf ihre Richtigkeit überprüft worden. Journalist Nate Thayer, der bereits in der Vergangenheit über den KKK recherchiert hat, bekam die Liste vor Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. "Nachdem ich die Daten analysiert habe und mit mehr als einem Dutzend Klansmänner über ihre Echtheit gesprochen habe, scheint es, dass viel auf der Liste akkurat ist, auch wenn es noch immer Fehler gibt, darunter auch Namen von Leuten, die nicht in Verbindung mit irgendeiner Klan-Gruppe stehen", schreibt Thayer bei Vice. Auf der Liste tauchen keine prominenten Namen auf, etwa von gewählten Funktionären.

Auf einigen der Social-Media-Profile finden sich Fotos von KKK-Insignien, Hakenkreuzen oder der Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika aus dem Bürgerkrieg, die als rassistisches Symbol gilt.

Die Fehde zwischen Anonymous und dem Ku-Klux-Klan

Bereits Ende Oktober hatte Anonymous damit gedroht, die Identitäten von etwa 1000 KKK-Mitgliedern öffentlich zu machen.

Vergangenen Sonntag wurden schon einmal E-Mail-Adressen und Telefonnummern veröffentlicht, die angeblich von derselben Anonymous-Gruppe recherchiert wurden und KKK-Mitgliedern gehören sollen. Dies wurde jedoch von der Gruppe dementiert. Bereits im November 2014 hatte Anonymous unter den Hashtags #OpKKK und #HoodsOff (auf Deutsch etwa: Kapuzen runter) den Ku-Klux-Klan angegriffen. Dabei übernahm Anonymous den @KuKluxKlanUSA Twitter-Account - der Start für die Fehde zwischen beiden Organisationen:

Hintergrund für die Auseinandersetzung waren Kommentare des KKK, "tödliche Gewalt" gegen die Protestler in Ferguson anwenden zu wollen. Seiten wie kkk.com waren zeitweise offline, zudem legte Anonymous die Identitäten einiger Klan-Mitglieder offen.

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